Warum konnten J.W.v. Goethe und Lili Schönemann nicht zusammen sein?

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Doch die Liebe des Dichtergenies zu der schönen Frankfurterin wurde von ihrer Familie nicht gerne gesehen. Von Lili erwartete man, dass sie sich einen finanzstarken Geschäftsmann zum Gatten nehme. Und Goethe selbst fühlte sich in den profitorientierten Bankierskreisen unwohl und beengt. Um eine offizielle Verbindung der Liebenden stand es nicht gut, bis schließlich eine Hausfreundin der Schönemanns vermittelte und die Einwilligung für eine Verlobung erhielt. 

"'Gebt euch die Hände!' rief sie, mit ihrem pathetisch gebieterischen Wesen. Ich stand gegen Lilli über und reichte meine Hand dar, sie legte die ihre, zwar nicht zaudernd, aber doch langsam, hinein, nach einem tiefen Atemholen fielen wir einander lebhaft bewegt in die Arme."

Goethe jedoch, auch von Unsicherheit und Zweifel bedrängt, entschloss sich im Mai 1775 zu einer Reise in die Schweiz, um seine Gefühle zu prüfen. Zwar konnte er seine Gedanken nicht von Lili lösen, doch zurück in Frankfurt sah er sich erneut vor Probleme gestellt: 

"Einige Monate gingen hin in dieser unseligsten aller Lagen; alle Umgebungen hatten sich gegen diese Verbindung gestimmt; in Ihr allein glaubt’ ich, wußt’ ich, lag eine Kraft die das alles überwältigt hätte."

Lili war tatsächlich bereit, für Goethe ihre damaligen Lebensverhältnisse aufzugeben. Er aber, unfähig sich zu binden, entschloss sich "abermals zur Flucht", trennte sich von ihr und folgte im Oktober 1775 der Einladung des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar. Lili blieb in Frankfurt zurück.


BizepsTrizeps 
Beitragsersteller
 15.04.2015, 20:48

Die waren ja schon verlobt. Weißt du vielleicht wie es zur Trennung kam?

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Goethe hatte die Beziehung mit Lili in der Schwebe gehalten. Die Gründe liegen auf der Hand: Goethe, der Super-Poet, der „voll von Liedern war“ (so die Verlobte von Herder, wie Goethe Mitglied im Kreis der Darmstädter „Empfindsamen“), der, von poetischen Einfällen überquellend, ständig (auch aus dem Stegreif) dichtete, dieses wahrhafte Genie Goethe soll sich zu einem Bourgeois verkleinern lassen und mit mickrigen, kleinkarierten Geldmenschen gemein machen. Das wäre (auch für die deutsche Literatur) eine Katastrophe gewesen. Die Trennung von Lili, die Goethe allerdings tief geliebt hat, erfolgte mit einem brutalen Schlag der Mutter von Lili: Frau Schönemann, über den Schwiegersohn in spe erbost, stellte diesen, als er tatsächlich förmlich um Lili anhielt, vor einer großen Gesellschaft bloß, indem sie verkündete, Goethe käme als Ehemann von Lili nicht in Frage (s. bei R. Safranski, Goethe).

Goethe hatte darauf (wohl) nur den einen Wunsch: weg, weg von diesen unsäglichen Leuten in Frankfurt, egal wohin; weg auch von der immer noch in ihm rumorenden Liebe zu Lili; auch das Kaff Weimar war ihm recht, es konnte dort nur besser sein als in Frankfurt (er folgte einer Einladung des Herzogs, immerhin erwartete er einiges von dem „bedeutenden Kreis vorzüglicher Menschen“ dort (s. Dichtung und Wahrheit, 4. Teil, 20. Buch). Weimar ist allerdings erst durch Goethe berühmt geworden.

Man sieht: Goethes Liebesverhältnisse waren überwiegend unglücklich: Gretchen in Frankfurt (erwies sich als Mitglied einer „Gang“), Käthchen Schönkopf, die Gastwirtstochter aus Leipzig, wandte sich einem anderen zu, Friederike Brion passte auch nicht zu ihm, er verließ sie; Lotte Buff aus Wetzlar – war schon vergeben; Lili Schönemann (s.o.), Charlotte von Stein, die Hofdame in Weimar, ließ nur eine platonische Liebe zu (allenfalls Bussi, Bussi). Erst mit der Blumenbinderin Christiane Vulpius wurde er halbwegs glücklich (im Bett). Und die bildhübsche Henriette von Lüttwitz (später verh. von Schuckmann), der Goethe 1790 einen Heiratsantrag machte, war an sich „geneigt“, doch Henriettes Vater verweigerte die Zustimmung zur Heirat; Goethe war nur Adliger zweiter Klasse. Man versteht, wenn Goethe einmal sagte, Glück und Behagen habe er in seinem Leben keine 4 Wochen empfunden.


Haldor  25.08.2018, 14:28

Noch eine Ergänzung: Der 19-jährigen Ulrike von Levetzow machte Goethe als 71-jähriger einen Heiratantrag. Er wurde von den Eltern Ulrikes abschlägig beschieden.

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Goethe nennt sich in einem Brief den „Fastnachts-Goethe“; er muss ständig in den Gesellschaftskreisen Lilis, der Bankierstochter, an Bällen, Konzerten, Ausflügen, Kartenspielen und sonstigen Zerstreuungen teilnehmen. Das war ihm äußerst zuwider. So erkennt er sich nicht wieder – siehe 1. Strophe von "Neue Liebe, neues Leben": „Weg ist alles, was du liebtest....weg dein Fleiß und deine Ruh...“ Oder die schon erwähnte Stelle in dem Lili-Gedicht "An Belinden": "Bin ichs noch, den du bei so viel Lichtern an dem Spieltisch hältst? Oft so unerträglichen Gesichtern gegenüber stellst?" Die angepassten Bourgeois in Lilis Bekanntenkreis raubten ihm den letzten Nerv.

sie konnten schon und sie waren auch zusammen. Nur wurde die Verlobung gelöst, weil ihre Eltern diese Verbindung nicht gut hießen und Goethe sich von ihr eingeengt fühlte. 


Haldor  16.04.2015, 12:40

Siehe auch das Lili-Gedicht  "An Belinden": Goethes Glück und Qual in der 4. Strophe: "Bin ichs noch, den du bei so viel Lichtern an dem Spieltisch hältst? Oft so unerträglichen Gesichtern gegenüber stellst?"

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