Warum ist die Kirche eine soziale Einrichtung?

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Die Kirche ist keine soziale Einrichtung, sondern eine Einrichtung zur Verkündung. Das ist ihr oberster Auftrag.

Die Kirche unterhält allerdings soziale Einrichtungen. Die werden allerdings nur zu einem ganz, ganz geringen Teil von ihr selbst finanziert. Das überaus Meiste, oft sogar 100%, zahlt die öffentliche Hand. Im Schnitt zahlt die Kirche etwa 8% Eigenanteile. Damit ist ihr Eigenanteil deutlich geringer als der anderer Träger. Ich war selbst jahrelang bei einem freien Träger der Jugendhilfe, der musste 10% der Lohnkosten und 50% der Sachkosten selbst zahlen.

Für die paar % Eigenanteile hat die Kirche aber erhebliche Vorteile. Der größte ist Wohl der des Imagegewinns. Viele denken so wie du und halten die Kirche tatsächlich für eine soziale Einrichtung und denken, deshalb wäre die Kirchensteuer gut verwendet. Die aber geht größtenteils in den Verkündigungsbetrieb.

Weiterhin hat die Kirche das Recht, in den von ihr mit staatlichem Geld geführten Einrichtungen vor allem das eigene Klientel zu versorgen. Das gilt sowohl für die Hilfsbedürftigen, als auch für die Beschäftigten. Sie kann, im Gegensatz zu allen anderen Einrichtungen in Deutschland, nur die einstellen, die ihrer Konfession angehören. Wenn man dann bedenkt, dass Caritas und Diakonie die weltweit größten Sozialkonzerne sind, in manchen Gegenden Deutschlands gar keine anderen Einrichtungen existieren, ist das ein mächtiges Macht- und Druckmittel.

Das alles, wie gesagt, für einen Eigenanteil der deutlich unter dem anderer Träger liegt. Ein besseres Geschäft hat die Kirche wohl selten gemacht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Pastafari

Die Kirche selbst ist keine soziale Einrichtung im Sinne von gemeinnützigen oder mildtätigen Beratungsstellen, Pflegeheimen, Kindertagesstätten, Suppenküchen, Notübernachtungsstellen usw. Diese Einrichtungen befinden sich oft in Trägerschaft der Kirche(n), deshalb verwechselt man das leicht.

Die Kirche ist die Gemeinschaft der Gläubigen und hat in Deutschland ähnliche Steuervorteile wie gemeinnützige oder mildtätige Einrichtungen, weil sie kirchliche Zwecke verfolgt. Diese kirchlichen Zwecke sind nach der Abgabenordnung ebenfalls sogenannte steuerbegünstigte Zwecke: http://www.vereinsbesteuerung.info/ao.htm

Eine Organisation im sozialen Sinne ist eine Gesellschaft, um das System 'in Gang zu halten' und Ziele zu verwirklichen, die die Möglichkeiten des einzelnen übersteigen.

Quelle: Talcott Parsons: Structure and Process in Modern Society, Glencoe 1960, zit. nach Walther Müller-Jentsch Organisationssoziologie. Eine Einführung. Campus, Frankfurt am Main 2003, S. 17.

Sie unterhält Schulen, Kindergärten, Spielkreise, diakonische Einrichtungen, Altenheime und fördert die Gemeinschaft durch Gottesdienste, Zusammenkünfte verschiedenster Art, bietet Hilfe bei Trauer, Geburt oder Heirat und Einzelberatungen in "allen" Lebenslagen.

Sozialer geht es kaum.