Warum haben Religionen bis heute überlebt?

21 Antworten

Naja, an irgendwas muss man ja glauben. Für die einen funktioniert eben diese Glaubensrichtung gut, und für die anderen eine ganz andere. Gibt viele Dinge welche die Menschen niemals begreifen werden, und für die einen ist eben das Christentum am schlüssigsten, für die anderen der Atheismus, für die anderen der Islam, für wieder andere der Hinduismus, und, und, und...

Religionen geben den Menschen eben Antworten auf Fragen, die sich rational-wissenschaftlich nicht beantworten lassen. Das wird immer gefragt sein.

Weil jeder Mensch weis, dass er jederzeit (Beispiel Christian Eriksen) aber mit tödlicher Sicherheit irgendwann sterben wird. Die meisten Menschen wissen, spüren oder glauben, dass das was ihr Ich-Bewußtsein ausmacht nach dem Tode weiter existieren wird und dass ihr Verhalten auf Erden sich in dieser Existenz widerspiegeln wird. Die das nicht glauben wollen, können nicht beweisen, dass dies nicht der Fall sein wird.

Systeme, für deren Verbreitung die Freiheit der Menschen, sich selbst zu entscheiden, eingeschränkt werden, sind keine Religionen, sondern weltliche Machtstrukturen die auf Lügen basieren.

Warum haben Religionen bis heute überlebt? Weil viele Menschen mit dieser Tatsache verantwortungsvoll umgehen.

Weil der Menschheit ein Glaube an eine höhere Instanz - also Gott - immanent ist.

Wir verdanken unsere Entwicklung einem Gott und können gar nicht anders, als an ihn zu glauben. SChon von Anbeginn an und bis ans Ende dieser Welt.

Das Festhalten an der Religion in heutiger Zeit sei unter anderem der Macht der Gewohnheit zuzuschreiben. „Die meisten Religionen profitieren davon, dass es sie schon seit Jahrhunderten gibt.“

(Der Schweizer Kulturkritiker Alain de Botton)

Religionen werden, anders als in der Vergangenheit, heute nicht mehr primär dadurch interessant, dass sie "Wissen" über die Zukunft vermitteln können, sondern dadurch, dass sie auf die Unvorhersehbarkeit der Zukunft verweisen. Sie werden deshalb nichtssagender und noch mehr zu nichts verpflichtend, also sehr bequem für die menschliche Denkfaulheit!

Die Religionen leben auch von folgendem:

Die rationale, von Unwägsamkeiten geprägte moderne Welt erzeugt bei vielen Menschen das Bedürfnis nach Gegenwelten, nach Wiederverzauberung, weil man sich in diesen Zauberwelten besser verständigen kann, der Fantasie sind keine Grenzen durch schnöde weltliche Notwendigkeiten gesetzt.

Hinzu kommt eine Orientierungslosigkeit in großen Teilen unserer Wissensgesellschaft. Sie führt zur Suche nach einem Lebenssinn, oft eben aus einer transzendenten Sicht und Hoffnung, so irrational diese manchmal auch zu sein scheint. Dem entspricht es, dass konkretes theologisches Wissen für diese Religiosität weitgehend irrelevant ist, auch wenn das den Hoffnungen der Theologen zuwiderläuft, die von der Verbreitung der Religionen zu profitieren hoffen.

Augenscheinlich existieren nicht einfach das Christentum und andere "gewohnte" Religionen weiter und schon gar nicht ein Kirchenglaube, sondern eine esoterisch angehauchte und popkulturell angetragene Religiosität.

Das Religiöse wird weniger in überlieferten Gesetzen der Weltreligionen gesucht als in einer selbst gebastelten Religiosität. 

Hinzu kommt, dass offen über Religion zu reden, früher dem Pfarrer und den Religionsintellektuellen vorbehalten war. Jetzt schwätzen alle darüber, unabhängig von der sozialen Schicht und dem intellekten Niveau. Es ist "cool", sich über Gott, Wiedergeburt, Sinn des Lebens, Leben "danach" usw. auszulassen, ohne auch nur annähernd die theologischen Aussagen und die Inhalte der "heiligen Schriften" zu kennen.

Die heutige Religiosität ist außerdem konsumistisch geprägt, mit einer geringen Halbwertszeit verbunden, und sie erlaubt die Wahlfreiheit, eine Religion "mal eben so en passant" auszuprobieren, bis man sie über hat und/oder ihren Stumpfsinn selbst erkannt hat.

Früher war man Protestant, Katholik, Jude usw.. Mit dem Aufkommen der globalisierten und weitestgehend digitalisierten Konsumwelt wurde eine Art "Entlokalisierung" möglich: Man muss sich nicht mehr irgendwelchen lokalen Verbänden verpflichtet fühlen, sondern hat die Möglichkeit, ungestraft selbst zu wählen.

Religiöser Pluralismus ist eine gesellschaftliche Tatsache geworden. Volkskirchen geraten in Bedrängnis. Für eine wachsende Zahl ungebundener, religiös-suchender Menschen erscheinen sie als Religionen unter Hunderten auf dem Markt. "Religiös" sein und "klug" darüber herumschwafeln ist "in"! Sich auf einen "self-finding Trip" in die die Scheinwelt der Götter zu begeben, gehört in manchen Kreisen genau so zum "guten Ton" wie der Schwatz über den jüngsten Modespleen von Paris Hilton.

Religiöse Motive als Modeaccessoires wurden lange Zeit als Provokation empfunden. Mittlerweile haben sie Kultcharakter und werden von vielen Menschen dementsprechend imitiert. Man kupfert von religiösen Ritualen ab, ohne sie mit Inhalten in Verbindung zu bringen. Es geht um Gags, um Überspielungen, um Gruppenzugehörigkeit. Heute trägt man demonstrativ eine Rosenkranzkette um die Hand gebunden, wenn möglich von Dolce & Gabbana, ohne ihre Bedeutung auch nur ansatzweise zu kennen.

Und genau diese Erscheinungen, die eigentlich jeden Gott zu einer göttlichen Wutexplosion treiben müsste, werden oft als Weiterverbreitung und Erweiterung von Religion deklariert!

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