warum haben piraten ihren schatz fast immer vergraben und nicht ausgegeben?

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Die Annahme, Piraten hätten fast immer ihre Schätze vergraben und nicht ausgegeben, trifft nicht die Realität. Einzelfälle, in denen jemand Schätze versteckt hat (z. B. in eine schwer zugängliche Höhle gebracht oder am Strand eingebuddelt), um etwas später (z. B. nach einer Unternehmung, wo das Mitführen schlecht möglich ist) darauf zugreifen zu können, oder kurz vor einer befüchteten Gefangenschaft, sind nicht völlig ausgeschlossen. Sehr oft handelt sich aber nur um unbewiesene Legenden.

Ich habe nur einen einzigen bekannten Piraten/Freibeuter ermittelt, der belegbar einen Schatz vergraben hat, William Kidd 1699. Piratenschätze sind eher im Meer zu finden, wo Piratenschiffe verunken sind.

Das in der Aussage über Piraten entworfene Bild stammt eher aus der literarischen Phantasie bei Autoren von Abenteuerromanen, z. B. von Robert Louis Stevenson, Treasure Island (Die Schatzinsel).

Michael Kempe, Piraten : wissen, was stimmt. Original-Ausgabe. Freiburg im Breisgau ; Basel ; Wien : Herder, 2009 (Herder Spektrum ; 6114), S. 85 – 88 geht auf das Thema Piratenschatz ein.

S. 86: „Seit Stevensons Erzählungen sind Piraten, die schwere eisenbeschlagene Holztruhen am Strand oder im Palmendickicht vergraben, und geheimnisvolle Schatzkarten, deren Besitz vielen das Leben kostete, nicht mehr aus der modernen Imagination vergangener piratischer Lebensweisen wegzudenken. […] Doch ist der Topos vom beuteeinbuddelnden Seeräuber genauso weit verbreitet wie von der Realität entfernt. Wie jede Ökonomie konnte auch die Piratenwirtschaft nur dann funktionieren, wenn man das (mit Gewalt) Erworbene gewinnbringend wieder dem wirtschaftlichen Kreislauf zuführte. Wer etwas Erbeutetes vergrub, konnte sich gleich selbst mit begraben, denn ohne diesen Wertgegenstand hatte der Pirat nichts, was er für sein Überleben verkaufen oder tauschen konnte. Hinzu kommt, das[s] im Regelfall piratische Beutegüter – etwa zur Zeit der Piratenrunde – nicht haltbares Edelmetall, sondern leicht vergängliche Dinge wie Gewürze, Kaffee, Baumwolle, Holz oder Farbstoffe umfassten., die rasch an Wert verloren, wenn es nicht gelang, sie ungehindert wieder zu veräußern.“

S. 87: „Dennoch existieren Piratenschätze wirklich! Allerdings nicht tief in der Erde, sondern in der Tiefe des Meeres."

Douglas Botting, Die Piraten. Amsterdam : Time-Life International, 1979, S. 119 – 122 erwähnt in seiner Darstellung, wie William Kidd den Hauptteil seiner Beute (einschließlcih einer Truhe voll Juwelen und einer Kiste mit Gold) im Obstgarten von Gardiner´s Island an der Ostküste Lomng Islands vergrub und vom Besitzer des Ortes eine ordnungsgemäße Quittung erhielt. Wiliiam Kidd erwartete die Festnahme und ein Gerichtsverfahren. Ihm gelang nicht, mit Hilfe seiens Wissens um den Schatz eine günstige Beurteilung auszuhandeln, wie er vielleicht gedacht hatte. Der Schatz wurde an die Behörden übergeben.

Robert Bohn, Die Piraten. 3., durchgesehene Auflage, Original-Ausgabe. München : Beck, 2007 (Beck'sche Reihe : C.-H.-Beck-Wissen ; 2327), S. 122: „Gelegentliche Funde haben die Phantasie über vergrabene Schätze immer wieder angeheizt. Doch meistens dürfte es so gewesen sein, daß Piraten, die über Raubgeld verfügten, dieses wieder in den Geldkreislauf einspeisten oder über Mittelsmänner ihren Frauen, Kindern oder anderen Personen zukommen ließen. Nicht selten geschah es auch, daß der Pirat im Laufe seiner seeräuberischen Karriere mitunter einen ansehnlichen Schatz in seiner Seekiste angehäuft hatte, diese aber zusammen mit ihm der Obrigkeit in die Hände fiel.“

Ist grösstenteils ein Märchen. Wenn sie es wirklich gemacht haben,dann mit der Intention, den Schatz "später" zu holen und dann ein Leben in Saus und Braus zu führen, aber meistens kam etwas dazwischen, Tod oder so....

Dass Schätze immer/meistens/oft vergraben wurden ist Humbug. Das kommt seit dem Buch "Die Schatzinsel" in vielen Romanen und (natürlich später) in vielen Filmen vor, hat aber mit der Wahrheit nicht viel zu tun. Richtig ist, dass die Beute unter allen Piraten anteilig aufgeteilt wurde. Piratenkapitäne waren von ihren Mitpiraten gewählt (und wurden mitunter genau so gut wieder abgesetzt) und erhielten bei der Beuteverteilung vielleicht den doppelten Anteil eines "Normalfreibeuters", aber nicht das große Vermögen. In gewisser Weise waren unsere klassischen Piraten Demokraten.

Wenn es also irgendwo Piratenschätze gibt, dann nicht freiwillig verbuddelt auf einsamen Inseln, sondern eher unfreiwillig versenkt im Meeresgrund.

Warum immer? "Immer" ist das nur in Hollywood so; das hat mit richtigen Piraten nichts zu tun.

Normalerweise wurde die Beute unter allen Crewmitgliedern aufgeteilt, wobei auch der Kapitän nicht so unglaublich viel mehr bekam als der Rest. Und einen wirklichen Schatz konnte man sich davon auch nicht ansparen.


MaryRead  01.03.2011, 09:08

jedes crewmitglied bekam 1 teil der kapitaen 2 und der schiffsjunge 1/2. die beute wurde dann innerhalb kurzer zeit fuer rum frauen gluecksspiel und andere "dummheiten durchgebracht

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Malcolm20  01.03.2011, 17:03
@MaryRead

Der Anteil (vor allem der des Kapitäns) schwankte immer mal, aber im großen und ganzen stimmt das so ja.

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Diese Art Hollywood-Filme sind reine Unterhaltungsfilme und haben mit Wahrheiten zumeist wenig zu tun! Das ist aber eigentlich typisch für US-Amerika!