Blackbeard

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Bei der Frage nach dem schlimmsten Piraten ist erst einmal anzugeben, welches Kriterium bei „schlimm“ zugrundegelegt wird. Denkbar sein verschiedene Kriterien wie grausames und brutales Verhalten, besonders schlechte innere Einstellung, Anzahl der Toten, für die er verantwortlich ist, Ausmaß der Schädigung (z. B. Anzahl der gekaperten Schiffe oder Wert der Beute).

Die Brüder Chair ad-Din Barbarossa (um 1466 - 1546) und Aruj Barbarossa (1473 - 1518) waren mächtige und erfolgreiche Piraten im Mittelmeer. Sie eroberten Algerien.

Der im Südpazifik tätige französische Pirat Monbars/Montbars (um 1640 – 1680) erhielt Beinamen wie „der Würgeengel“ und „der Unerbittliche“. Er hat alle von ihm besiegten Spanier niedergemacht, ins Meer geworfen oder an den Rahen aufgehängt. Von ihm werden äußerst grausame Foltermethoden berichtet.

Jean-David Nau (um 1630 - um 1671), genannt François l’Olonnais, ging äußerst brutal vor, um an Informationen zu kommen, Mord, Vergewaltigung und Folterung wurde von ihm persönlich und seinen Leuten ausgeübt. Er hatte eine Vorliebe für makabre Blutorgien.

Alexandre Olivier Exquemelin erzählt über ihn:
„Er zog seinen Säbel, und mit diesem schnitt er die Brust eines dieser armen Spanier auf, und zog dessen Herz heraus mit seinen gottlästerlichen Händen, biss zu und riss daran mit seinen Zähnen, wie ein wilder Wolf, und sprach zu den anderen: Ich werde Euch ebenso behandeln, wenn ihr mir keinen anderen Weg zeigt.“

Edward Low (um 1690 –um 1724), ein englischer Piratenkapitän, hat nach Berichten seinen Opfern häufig Lippen, Nasen und Ohren abgeschnitten, bevor sie getötet wurden. Er soll jemand gezwungen haben, seine eigenen Ohren gekocht und mit Salz und Pfeffer gewürzt aufzuessen.

Bartholomew Roberts (1682 - 1722) war sehr erfolgreich, auf Fahrten hin und her über den Atlantik soll er über 400 Schiffe gekapert haben.

Bücher über die Geschichte der Seeräuberei und über Piraten bieten umfassender Informationen über Personen, die für eine Einschätzung als besonders schlimme Piraten in Frage kommen, z. B.:
Robert Bohn, Die Piraten. 3., durchgesehene Auflage, Originalausgabe. München : Beck, 2007 (Beck'sche Reihe : C.-H.-Beck-Wissen ; 2327). ISBN 780-3-406-48027-0

Edward Teach („Blackbeard“; um 1680 – 1718) war wohl zunächst auf britischer Seite an Kämpfen gegen die Spanier in Westindien beteiligt (sie fanden 1702 – 1713 statt). Dann wurde er Pirat.

Er legte sich anscheinend gezielt durch wildes Aussehen und wüstes Auftreten ein Schreckensimage zu. Dies konnte Opfer seiner Angriffe dazu bringen, sich rasch und ohne viel Widerstand zu ergeben. Über eine Tötung von Gefangenen, die sich „Blackbeard“ ergeben und seine Befehle genau befolgt hatten, wird nicht berichtet (anscheinend war nur der Raub des Eigentums zu befürchten). Er war hochgewachsen, stark und breitschultrig. Er ließ sich einen lange schwarzen Bart wachsen, mit Bändern in kleine Teile abgeteilt und um die Ohren gewunden. Seine Augenbrauen waren sehr buschig und struppig, der Ausdruck seiner Augen konnte wild sein Im Gefecht trug er eine Schulterbandoliere mit drei Paar Pistolen und eine Pelzkappe/einen breiten Hut mit einer angezündeten langsam brennenden Lunte auf jeder Seite.

In 2 Jahren kaperte er etwa 20 Schiffe.

„Blackbeard“ scheint den Reizen von Frauen leicht verfallen zu sein, dabei fast wie Wachs in ihren Händen geworden zu sein und Mädchen dann auch eine Heirat vorgeschlagen zu haben. Der erste Maat seines Schiffes hat wohl mehrfach eine feierliche Hochzeitszeremonie durchgeführt, auch wenn dies keine regulären Heiraten waren. In der nächsten Hafenstadt war es dann eine andere „Braut“. Vor einer formalen Heirat soll er mindetens13-mal „verheiratet“ gewesen sein, sogar mit einer Frau, die in London lebte.

Im Juni 1718 nahm „Blackbeard“ ein Begnadigungsangebot bei Beendigung der Piraterie an. Er siedelte sich in Bath County in North Carolina an. Dort heiratete er die etwa 16-jährige Tochter eines dortigen Farmers/Plantagenbesitzes. Charles Eden, der Gouverneur von North Carolina, führte die Zeremonie durch. Authentische Berichte oder Aussagen, wer das Mädchen war, sind nicht gefunden worden. Nach einer Tradition war der Name Mary Ormond.

„Blackbeard“ begann bald wieder mit Raubzügen und wurde dann nach wenigen Monaten getötet.

Eine Hauptquelle (erstmals 1724 erschienen) ist:
Captain Charles Johnson, A general history of the pyrates („Eine allgemeine Geschichte der Räubereien und Morde der berüchtigtsten Piraten“


Albrecht  24.06.2011, 02:45

Ein informatives Buch ist:
Robert E. Lee, Blackbeard, the pirate : a reappraisal of his life and times. Winston-Salem, N.C. : Blair, 1974, zu den Fragen besonders S. 24 – 26 und S. 74

S. 26: „There is ample evidence that Blackbeard was not the worst pirate who ever lived. This was simply the image that he had created. It was his beard, and especially his beard in times of battle, that struck terror to the hearts of the less courageous. To awe his followers and to subordinate them, he proclaimed himself the Devil and played the Devil’s role at every opportunity. He and others publicized and embellished his infamous acts on the high seas. Only the ladies know that Blackbeard was not at all bad, and much of the devilry they saw in his actions was to their liking.”

S. 74: „Having settled in bath, Blackbeard took little time in selecting his fourteenth bride. Visiting the plantations on the sounds and rivers, he chose a girl who was about sixteen years old and the daughter of a Bath County farmer. Governor Charles Eden performed the marriage ceremony.“

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Er war nicht "der schlimmste". Hatte einen englischen Kaperbrief. ausserdem waren Piraten ja garnicht "schlimm". Das sind Schauereschichten aus der Zeit, die sie zu blutdrünstigen Monstern machten. Oft (nicht alle) waren die Seeräuber humaner und sozial fortschrittlicher als die, die sie jagten. Sie befreiten zum Beispiel Sklaven, bildeten fortschrittliche Gesellschaftsformen, lebten ein freieres Leben als die meisten Menschen der Zeit. Für die Staaten von damals, die Königreiche, waren sie Verbrecher und ein Ärgernis, daher hat man ihnen diese Image der gottlosen Mörder verpasst.

Blackbeard war bestimmt nicht offiziell verheiratet. Wozu auch? Er hat's nicht zum legalen Rang gebracht wie Francis Drake z.B. und ein Freibeuter brauchte keine Ehefrau.

Blackbeard oder Edward Teach war wohl eher von der gemäßigten Sorte. Er hatte mit Gewalt nicht so viel am Hut. Sein furchtbarer Anblick (Schwarzbart) reichte meistens schon um zu kapitulieren. Er war ja auch zunächst offiziell im Namen der englischen Krone unterwegs. Besaß also einen Kaperbrief. Er wurde erst später Freibeuter.Machte ohne Genehmigung weiter.Er war erst Matrose und bekam später das Kommando über ein gekapertes Schiff. Ob da noch Platz für eine Frau war? Wurde nicht einmal 40 Jahre alt.

Was die schlimmsten Piraten anbelangt, sind im Laufe der Jahre viele Geschichten erzählt worden. Legenden entstanden. Jeder versuchte den anderen zu übertreffen.Dichtete dazu was das Zeug hielt. Meist ohne den Beschriebenen jemals persönlich begegnet zu sein. Alles stützte sich auf Erzählungen von Betroffenen bzw. ehemaligen Besatzungsmitgliedern. Die wollten natürlich nicht zugeben, mit einer Weichwurst unterwegs gewesen zu sein.Und erzählten eigentlich das, was die Leute hören wollten. Übertrieben also masslos. Diese Geschichten haben die Zeit bis in die Gegenwart überdauert und tragen heute zur Verklärung des historischen Piratentums bei.Wie dem auch sei. Die wenigsten Storys, Vitas und dergleichen sind historisch belegt und somit auch nicht nachvollziehbar.