Warum gibt es im Russischen zwei Alphabete?
Also, es gibt ja das bekannte kyrillische Alphabet, das denke ich mal fast jeder schon mal gesehen hat und mal gehört hat, daß die Buchstaben eben anders ausgesprochen werden.
Dieses kann ich auch lesen und schreiben.
Aber es gibt noch ein anderes Alphabet, das als Handschrift benutzt wird. Das verwirrende daran ist, daß manche Buchstaben, die es im anderen kyrillischen Alphabet gibt, dort wieder ganz anders ausgesprochen werden.
z.B. handgeschriebenes m, das eher so aussehen würde, als wäre es ein Ш, wird nicht etwa sch, sondern als t gesprochen und so gibt es noch drei vier solcher Fälle (so tief habe ich mich damit nicht beschäftigt)
Da meint man, man kann russisch lesen, und dann erlauben die sich, als Handschrift was ganz anderes zu nehmen ^^ Warum ist das so? Bei uns ist doch Handschrift und die normale Schrift auch ähnlich und nicht so, daß Buchstaben die in Handschrift aussehen wie ein anderer Druckbuchstabe vollkommen anders gesprochen werden?
8 Antworten
Die Kyrillische bzw russische Hand-Schreib-Schrift und die russische Druckschrift sind trotz aller damit verbundener Problemchen nur Varianten ein und derselben Schrift.
Wie sich ja auch im Deutschen die Druck- und die Kursivschrift unterscheiden. Berücksichtigt man aber fürs Deutsche nicht nur die lateinische sondern dazu auch die deutsche gedruckte Fraktur- und handgeschriebene Kurrentschrift sowie die Sütterlin-Handschrift, wird die Lage mE noch viel komplizierter als bei den russischen Alphabeten.
Bei der besonders komplizierten deutschen Kurrentschrift zB spielt es eine entscheidende Rolle, ob die betreffende Feder mit mehr oder weniger Druck gezogen wird---mit normalen Füllfederhaltern, deren Federn einen überall gleich dicke Strichstärke erzeugen [den sog. Schnurzug], lässt sich die deutsche Kurrentschrift fast gar nicht schreiben (mit Bleistift oder gar Kugelschreiber überhaupt nicht). Trotzdem haben die Generationen von deutschen Schülern lesen und schreiben gelernt, und Goethe, Kant, Schiller und die andern Klassiker schrieben ihre Werke in eben dieser schwer lern- und lesbaren Schrift. Beispiele hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Kurrentschrift
Dabei sind all diese Varianten nachweislich aus der lateinischen Schrift (den gemeißelten Buchstaben der Trajanssäule---ausschließlich lateinische Großbuchstaben) hervorgegangen. Die Abweichungen von dieser Trajans-Schrift einschließlich der Einführung von Kleinbuchstaben sind im Laufe der Jahrhunderte alle durch historische Zufälle, besonders durch den Einfluss bestimmter Schreiber-Schulen, bzw vom 16. Jh an auch der einflussreicheren Druckhäuser, entstanden.
Dabei muss man bedenken: Buchstaben und Laute sind zweierlei.
Es gibt keine natürlilche und gottgegebene Verbindung zwischen
bestimmten Buchstaben und bestimmten Lauten. Alles ist Konvention.
Mit Aussprache-Unterschieden haben all diese Schrift-Varianten wenig bis nichts zu tun: Dass das Verhältnis im Russischen kompliziert ist, das verwundert überhaupt nicht. Im Englischen ist es noch komplizierter (obwohl es im Englischen mal nicht gerade das Verhältnis zwischen Druck- und Kursiv-Schrift ist, das die Probleme macht).
Allerdings sind Alphabet-Schriften immer auf Sprachlaute bezogen; das Verhältnis zwischen Buchstaben und Lauten ist jedoch in allen natürlichen Sprachen ein mehr oder weniger kompliziertes: Kaum ist für eine bestimmte Sprache eine Schreibung erfunden worden und wird sie gebraucht, gibt es durch die Lautentwicklung, den Import ausländischer Lehnwörter und ähnlicher Störungen auch schon kein klares 1:1-Verhältnis zwischen den Buchstaben und den Sprachlauten mehr. Man kann gar nicht erwarten, dass irgendeine dieser historischen Schriften das 1:1-Verhältnis wiederhergestellt hätte.
Da bei bisher erst zwei Antworten noch kein Experte reagiert hat, versuche ich mich mal an einer Erklärungsannäherung (Aber, Vorsicht, ich bin auch kein Experte):
Der altslawische Buchstabe Twerdo (= t) hatte zwei Höcker (oder wie man das nennen soll). Warum man damals (also im 9. Jh.) vom grch. tau abgewichen ist, weiß ich nicht.Dieser Buchstabe ähnelt tatsächlich von allen Buchstaben dieses Alphabets noch am ehesten unserem m.Ich könnte mir vorstellen, dass diese Schreibweise so fest eingebürgert war,
dass man sie bei der russischen Neuordnung der Orthographie Anfang des letzten Jh. nicht verändert hat, dass aber die westliche Schreibweise des tund auch die sehr ähnliche des tau ihren Einfluss auf die Druckschrift hatten.
Mit dem ш kann man es (das m = t) eigentlich nur verwechseln, wenn man es nach oben offen lässt - so wie manch ein Deutscher im Deutschen das n wie ein u schreibt. Ich gehöre übrigens zu dieser Sorte und mache zwecks Unterscheidbarkeit über das u deshalb einen Strich.
Die Schwierigkeiten, die du mit ähnlichen Buchstaben hast haben Russen nicht weil sie aus dem Kontext sehen was für ein Wort sie vor sich haben bzw. welcher Buchstabe es ist. Das was im Deutschen ein m ist ist in der russschen Handschrift tatsächlich ein t und sieht aber dem russischen "sch" einfach ählich(es kommt auf den Schreiber an. Manche Leute haben eine gar unleserliche Schrift, manche schreiben diese ähnlche Bchstaben kaum von einander unterscheidbar). Es ist aber nicht der gleiche Buchstabe.
Also es gibt im Rssischen nur ein Alphabet und eine Schreibschrift dazu. Die muss man genauso wie im Deutschen lernen.
(so tief habe ich mich damit nicht beschäftigt)
Ja, das merkt man!
Im Deutschen schreiben manche Leute das "n" auch wie ein "u".
Oder denk an die altdeutsche Schreibschrift! Oder an Sütterlin!
Das was wie ein "sch" aussieht ist ein t es wird aber als m geschrieben. Es ist sehr verwirrend aber mir hat es geholfen ein Schreibheft anzulegen. Einmal habe ich in Druckbuchstaben und einmal in Schreibschrift die Wörter geschrieben.