Warum gab es Söldner im Barock?
Hi, ich informiere mich gerade über die Barockzeit und bin auf den 30-jährigen Krieg gestoßen. Damals fühlte sich ja der protestantische Adel in ihren Religionsfreiheiten verletzt und stürzten deshalb 3 Menschen aus den Fenstern des Prager Rathauses ('Prager Fenstersturz'). Ich habe mich darüber schon umfassend informiert, auch über den weiteren Kriegsverlauf und den Westfälischen Frieden und so. Aber eine Frage habe ich doch, auf die ich keine Antwort finde: Damals gab es dann ja reiche Leute, wie Wallenstein und Tilly, die Söldnerheere leiteten und teilweise auch selbst aufbauten und dann gegen Geld oder Land an Kriegsführer (z.B. Kaiser) verkauften oder verliehen. Warum hatte der Kaiser keine eigenen Heere? Warum musste er welche leihen oder kaufen? Hatte das etwas damit zu tun, dass das HRRDN so ein Flickenteppich an kleinen Reichen war? Oder woran lag das?
Vielen Dank im Voraus für eine Erklärung,
wenn möglich bitte Quelle angeben damit ich es selbst auch nochmal nachlesen kann, muss aber nicht:)
Tschüüüss
2 Antworten
Warum hatte der Kaiser keine eigenen Heere?
Hatte er nicht? Gerade Wallenstein stellte seine Armeen im Namen des Reiches auf und kämpfte für die Anliegen des Kaisers.
Warum musste er welche leihen oder kaufen? Hatte das etwas damit zu tun, dass das HRRDN so ein Flickenteppich an kleinen Reichen war? Oder woran lag das?
Der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches war, wenn es um die Aufstellung von Truppen ging, auf die Reichsstände angewiesen, die Kurfürsten, Fürsten und Reichsstädte. Diese trafen sich auf vom Kaiser einberufenen Reichstagen. Dort brachte der Kaiser seine Steuerforderung vor, um mit dem Geld Soldaten anzuwerben und für ihre Dienste möglichst lange zu bezahlen. Für die Zahlung von Steuergeldern verlangten die Reichsstände Gegenleistungen vom Kaiser, die seine Macht so weit einschränkten, dass er sich in ständiger Abhängigkeit von den Reichsständen, insbesondere dem Kurfürstenkollegium, befand.
Besonders problematisch für den Kaiser war der Dreißigjährige Krieg, der wegen konfessioneller und politischer Gegensätze einer Reihe von Reichsständen die Reichsinstitutionen schwächten, damit auch Kaiser und Reich insgesamt. Auswärtige Mächte wie Frankreich, Dänemark und Schweden mischten sich ein. Ein findiger Militärunternehmer wie Wallenstein bot dem Kaiser eine von ihm aufgestellte Armee. Der Kaiser bezahlte ihn mit dem, was ihm reichsrechtlich möglich war: Standeserhöhung und Reichslandübertragung, wobei er als oberster Reichslehensherr auf die Länder ihm feindlicher evangelischer Reichsstände zurückgreifen konnte. Auch seinen engsten Verbündeten, den Herzog von Bayern, belohnte er entsprechend mit der Kurwürde, die er dem aufständischen Pfälzer, der sich zum König von Böhmen hatte machen lassen, absprach.
Dass es dem Kaiser nicht oder nur begrenzt möglich war, Söldner in seinen Dienst zu nehmen, lag also an der Verfassung des Reiches, den begrenzten Regierungsrechten des Kaisers und den umfangreichen Mitbestimmungsrechten der Reichsstände in Reichsangelegenheiten.
Stehende Heere waren zur Zeit des 30-jährigen Krieges allgemein noch kaum üblich, das kam erst etwas später. Der Gedanke war damals, dass große Heere nur bei konkretem Bedarf aufgestellt werden. Den Rest der Zeit sparte man das Geld.
https://de.wikipedia.org/wiki/Stehendes_Heer#Fr%C3%BChneuzeitliche_stehende_Heere
https://de.wikipedia.org/wiki/Landsknecht#Ursprung_der_S%C3%B6ldnerheere