Warum fällt es mir so schwer vertrauen?

5 Antworten

Vermutlich, weil du schon einmal gutgläubig jemandem oder etwas geglaubt hast, und dann enttäuscht wurdest.

Natürlich ist vieles, was man dir sagt, "gelogen" oder "geheuchelt", das nennt man Höflichkeit. Dass du allerdings andere Menschen als eine Art Predatoren ansiehst, die dich mit Leichtigkeit an der Nase herumführen können, ist ein Trugschluss und ein Anzeichen von einem geringen Selbstbewusstsein bzw. einer zu negativen Vorstellung von deinen sozialen und kommunikativen Fähigkeiten.

Bist du wirklich "ehrlich" zu Menschen? Wenn du z.B. findest, dass jemand Mundgeruch hat, sagst du ihm das offen oder behälst du es für dich? Oder anders gefragt, hast du schonmal etwas nur aus Verlegenheit oder Planlosigkeit gesagt, obwohl es dir eigentlich völlig egal ist und es so nicht ehrlich gemeint war? Das nennt man nämlich einfach "small talk".

Es ist bei zwischenmenschlicher Kommunikation (vor allem bei eher fremden Personen) üblich, über "small talk", also einer Art von formalisiertem, oberflächlichem Austausch von Belanglosigkeiten und Floskeln, eine kommunikative Brücke in das Gespräch und hin zu wichtigen Themen zu schlagen. Das kann dir "verlogen" vorkommen, geschieht aber einfach, weil es Konvention ist. Es kann auch ernst gemeint sein, das zu unterscheiden ist gerade das, was Feinfühligkeit erfordert (z.B. "Wie geht es dir?" oder "Was hast du in den Ferien so gemacht?" kann sowohl ernst als auch oberflächlich sein). Wenn es dir außergewöhnlich schwer fällt, die Gesetzmäßigkeiten dieses small talks selber anzuwenden oder auch nur zu interpretieren, könntest du autistische Züge haben.

Du solltest dir einfach im Klaren darüber sein, dass sehr viele Menschen Kommunikationsschwierigkeiten haben und Probleme haben, Kontakte zu knüpfen bzw. diese wirklich richtig einzuschätzen. Gerade dazu sind diese oberflächlichen Konventionen da, um das zu vereinfachen und einen ersten Eindruck zu kriegen.

Du musst aufpassen, dass du nicht paranoid auftrittst. Du kannst zwar skeptisch sein, solltest aber nicht grundsätzlich misstrauisch und feindselig sein, sonst werden die Leute dir bald Grund geben, das Gefühl zu haben, dass sie hinter deinem Rücken anders über dich sprechen als vor dir. Gerade wenn man so seltsam auftritt, wird man wirklich zum Gesprächsthema, das ist eine Art selbsterfüllende Prophezeiung...

Ich weiß sehr gut wie du dich fühlst, da ich genau das gleiche Problem habe.

In meinem Fall ist es so, dass ich oft von angeblichen Freunden angelogen wurde und ich ohnehin schon ein bisschen paranoid bin.

Ich schätze bei dir wird es ähnliche Gründe haben. Was natürlich auch sein kann, ist das dein Vertrauen schon mal missbraucht wurde.

Das kann viele Gründe haben. Vielleicht schlechte Erfahrungen gemacht? 

Ich hatte früher auch ein ziemliches Vertrauensproblem, obwohl ich lustigerweise nie selbst mal verletzt worden bin o.Ä. Bei mir ist das Misstrauen gewachsen je mehr ich beobachtet habe, wie Menschen sich untereinander verhalten, wie sie in verschiedenen "Modi" unterwegs sind und wie schnell aus einer ganz tollen Freundschaft eine absolute Feindschaft entstehen kann. 

Ich würde dir raten mal zu überlegen, wobei dir ein falsch verteiltes Vertrauen wirklich schaden würde und wo du eigentlich ganz gut mit zurechtkommen würdest. Das hilft einem dabei, dieses extreme Misstrauen abzubauen. :)

Warum? Das liegt an deiner Biographie. Vielleicht waren deine Eltern nicht allzu vertrauenswürdig. Who knows.

Nur? Was nützt dir die Antwort? Selbst wenn du weißt, warum das so ist, ändert sich doch an deinem Misstrauen gar nichts.

Viel interessanter ist die Frage: wie kann ich es anstellen, dass ich mich von meinem generellen MIsstrauen nicht so behindern lasse? Wie hindert mich mein Misstrauen, mit anderen Menschen offener umzugehen.

Die Frage nach dem Warum ist die uninteressante Frage. Die interessante Frage ist immer: "Wie" Wie mache ich es, dass ich heute noch Probleme habe und wie schaffe ich es, das zu ändern.

Vermutlich liegt die ewige Frage nach dem Warum an dem immer noch medizinischen Denken, das wir haben. Wenn der Arzt fragt: "Warum hat der Patient Schmerzen im Bauch" fragt der nach der Ursache und damit ergibt sich bereits die Methode der Heilung. "Ah, Blinddarm. Also ist eine OP angesagt."

In der Psyche bringt einen die Frage nach dem Warum nicht weiter. Sie interessiert vielleicht Professoren, die dann gelehrte Bücher schreiben können:

"Beeinflusst das Elternverhalten im Alter der Krise der Wiederannäherung die Vertrauensbildung im späteren Alter?"

Aber sie hilft dem Einzelnen nicht, das Problem anzugehen.

Ich würde dir raten, "unvoreingenommen" Kontakte zu Menschen aufzu-bauen. Ferner gewinne ich den Eindruck, dass es dir an Selbstbewusstsein mangelt. Dieses kannst du nur dergestalt erlangen, wenn du eine Selbstana-lyse erstellt, die aufzeigt,wo deine Stärken und deine Schwächen liegen. Viel Glück.