War Napoleon ihrer Meinung nach ein genialer Kriegsherr und Hüter des Erbes der französischen Revolution oder ein Kriegsverbrecher ?
bitte mit Argumenten
6 Antworten
Interessante Frage, denn er ist ja echt eine sehr umstrittene historische Figur, deren Rolle und Vermächtnis unterschiedlich betrachtet werden.
Einige betrachten ihn als genialen Kriegsherrn, der Frankreich zu ungeahntem militärischem und territorialem Gewinn verhalf und das Land in eine führende Position in Europa brachte (und dabei ist zu betonen: auch wenn das alles stimmt, sind dafür unglaublich viele Menschen gestorben). Er modernisierte die französische Armee und führte sie zu zahlreichen bedeutenden Siege in Europa. Er etablierte auch einige Reformen, die die französische Gesellschaft veränderten, wie die Schaffung eines zentralisierten Staates und die Einführung des Code Napoléon (Napoleonischen Gesetzbuch), das bis heute in vielen Ländern als Grundlage für das Zivilrecht dient.
Andere betrachten ihn aber als Kriegsverbrecher, der unzählige Kriege anfing und führte, die Tausende von Menschenleben kosteten, und viele Länder unterdrückte und plünderte. Er setzte auch die Ideale der Französischen Revolution außer Kraft, indem er die Freiheit und Gleichheit der Bürger beschnitt und eine autoritäre Herrschaft etablierte.
Auch wenn ich ziemlich komplex ist und ich mitnichten alles darüber weiß, betrachte ich ihn und seine Herrschaft sehr kritisch. Er missbrauchte seine Macht und unterdrückte die Ideale der Französischen Revolution, wie Freiheit und Gleichheit, bzw. gab sie ganz auf. Seine Reformen, wie die Schaffung eines zentralisierten Staates und die Einführung des Code Napoléon, vertraten auch überhaupt nicht die Interessen der arbeitenden Bevölkerung.
Er war all dies. Er hat fast alle Schlachten gewonnen, auch jene, die eigentlich nicht zu gewinnen waren, er hat den "Code Civil" in die rechtsrheinischen Gebiete gebracht und er veranstaltete Schauprozesse, ließ politische Gegner und Gefangene ermorden obwohl er versprochen hatte, sie zu verschonen. Und als Napoleon den katastrophalen Russlandfeldzug anführte, ließ er mehr als 500.000 Soldaten elendig im russischen Winter sterben.
Napoleon war in erster Linie Macht-besessen.
Als Feldherr war er wohl ein Kenner und Könner und durch sein Regime hat es diverse Fortschritte gegeben (z.B. im Bereich von Verwaltung und Rechtswesen).
Kriegsverbrecher? Aus der heutigen Sicht sind alle früheren Feldherren Kriegsverbrecher. Aus der damaligen Sicht sicher nicht.
Genialer Kriegsherr? Ja, das war er.
Hüter des Erbes der Revolution? Nein, er schaffte wieder eine Monarchie, aber er brachte auch viel Positives, z. B. Abschaffung der Leibeigenschaft, usw.
Einige Argumente für die Ansicht, dass Napoleon ein genialer Kriegsherr war, sind seine militärischen Siege, die er in Europa erringen konnte, und die Einführung von Reformen wie die Schaffung eines zentralisierten Staates und einer neuen Verwaltung. Er hat auch dazu beigetragen, die Ideen der französischen Revolution in Europa zu verbreiten, indem er die Ideale der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit exportiert hat.
Andererseits gibt es auch Argumente dafür, dass Napoleon ein Kriegsverbrecher war. Er hat viele Kriege geführt und dabei unzählige Menschenleben zerstört. Er hat auch autoritäre Herrschaftsformen eingeführt und Menschenrechte eingeschränkt.
Einige bekannte Werke, die sich mit Napoleon beschäftigen, sind "Napoleon on the Art of War" von Jay Luvaas und "The Campaigns of Napoleon Bonaparte of 1796-1797" von Michael V. Leggiere. Andere Autoren wie J.M. Roberts in seinem Buch "Napoleon" oder David G. Chandler in "The Campaigns of Napoleon" bieten auch umfassende Analysen seiner Herrschaft und Kriegsführung.