War Martin Luther ein Humanist?

7 Antworten

Luther war sicher kein Humanist; aber ohne den Humanismus wäre ein Luther schwer vorstellbar gewesen, weil der Humanismus erst den Weg bereitete, dass er - im Gegensatz zu den Albigensern und Waldensern,auch im Gegensatz zu Jan Hus - dank des Schutzes seines Landesherrn mit seiner Lehre nicht nur überleben konnte, sondern sie so weit verbreitete, dass die Katholische Kirche zu einem Konzil gezwungen wurde, dass die schlimmsten Übelstände beseitigte, ohne Reformation keine Gegenreformation.

Man muss aber das ganze in einer Linie einer Gegenbewegung zur Erstarrung des Mittelalters sehen, die schon im 12./13.Jahrhundert in den durch den Handel wohlhabenden oberitalienischen Städten einsetzt und in einer Bewegung mündet, die wir heute als Renaissance bezeichnen, Renaissance (Wiedergeburt der Antike), nein weit mehr, eine eigenständige Bewegung, die das Mittelalter, dessen "Götterdämmerung" wohl im Scheitern der Kreuzzüge zu suchen ist. Der Humanismus ist ein Kind der Renaissance und mündet in die Aufklärung als Voraussetzung der Moderne.

Luther hat dies sicher nicht erkannt; so hatte er wenig Verständnis für das Kopernikanische Weltbild, und doch leistete er mit der Sprachkraft seiner Bibelübersetzung und seinen Schriften "An den christlichen Adel deutsche Nation" und "von der Freiheit eines Christenmenschen" einen wichtigen Beitrag zu dieser Entwicklung. Nicht zu unterschätzen ist sein weit verbreiteter kleiner Katechismus, der ganzen Generationen Brot für ihren Lebensweg, auch den humanistischen, war.

Die Grundbedingung um als Humanist anerkannt zu werden ist, dass man die Bedürfnisses des Menschen in den MIttelpunkt seiner Betrachtungen stellt, und nicht den Willen von Göttern. Religion und Humanismus schließen sich also gegenseitig aus.

Aber es gibt noch andere Merkmale, die klar zeigen, dass Luther nur ein willfähriger Knecht seiner ihn schützenden Fürsten war und alles andere als ein Menschenfreund. Er hat klar Position gegen die Bauern im Bauernkrieg bezogen, er hat Hexen verfolgt, er hat andersdenkende Christen (Zwickauer Propheten) verfolgt, er hat aufgefordert, den Juden die Synagogen anzuzünden und sie zu verjagen und zu töten und so die Steilvorlage später für die Nazis geliefert. H itler hat nicht umsonst in "Mein Kampf" geschrieben: Indem ich mich des Juden erwehre, verrichte ich das Werk des Herrn.

Wenn es überhaupt einen Grund gibt; Luther zu feiern, dann höchsten wegen seiner Leistungen auf sprachlichem Gebiet. Aber dir Bibelübersetzung wäre auch ohne ihn gekommen, vielleicht sogar besser.


KHLange  18.01.2012, 00:21

Was für eine einseitige Darstellung! Luther gingen fürwahr wohl oft die Pferde durch, aber dass er "dass Luther nur ein willfähriger Knecht seiner ihn schützenden Fürsten war" ist intellektueller Dünnschiss! (Mit Verlaub, ich nähere mich einmal etwas dem Lutherschen Stil an und bin ein wenig grob. Warum musste ihn denn ssein Landesherr schützen, weil er in Worms - vielleicht nicht so theatralisch wie gerne überliefert - aber doch realiter dem Kaiser getrotzt hatte.

Er hatte Probleme mit den Juden, das ist wahr, aber nur deshalb, weil sie seinen Heiland, für ihn und jeden gläubigen Christen der Sohn Gottes, ans Kreuz geschlagen hatten, seinen Erlöser, zu dem er ist nach härtester Askese und vergeblichen Bußübungen finden konnte. Luther hat bei der Übersetzung seines alten Testamentes sich auch intensiv mit jüdischer Tradition beschäftigen müssen, sie sich zu eigen zu machen, verbot ihm sein christlicher Glaube. Es hat auch schon vor Luther eine Reihe deutscher Bibelübersetzungen gegeben. Vielleicht ist die Einheitsübersetzung präziser, der Sprachgewalt Luthers kann keine auch nur annähernd das Wasser reichen.

Luther war kein Humanist, er war Fundamentalist im besten Sinne, sein Fundament war das Kreuz Christi als Voraussetzung der Erlösung des Menschen, der aus eigener Kraft nicht ohne Sünde sein kann, sondern allein durch die Liebe und Gnade des Höchsten das ewige Leben erlangen kann. Ich verlasse hier gerne den Boden der Wissenschaftlichkeit, dies ist ein Glaubenszeugnis, für Luther war die menschliche Vernunft, aus der sich der Humanismus speist, nur die H+re des Teufels.

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Spaghettus  18.01.2012, 10:34
@KHLange

"Warum musste ihn denn ssein Landesherr schützen, weil er in Worms - vielleicht nicht so theatralisch wie gerne überliefert - aber doch realiter dem Kaiser getrotzt hatte."

Weil der Kaiser nicht zu den ihn schützenden Fürsten gehörte. Nur denen war Luther willfähriger Knecht. Sicher in Grenzen, aber er hat klar und eindeutig ihre Interessen vertreten.

Deine Erklärung, warum Luther was gegen die Juden hatte, ist intellektueller Dünnschiss! (Mit Verlaub, ich nähere mich einmal etwas dem Lutherschen Stil an und bin ein wenig grob). Luther war auch dort reine Pragmatiker. Zunächst hatte er noch voll auf die Juden gesetzt, denn er war der Meinung, die würden mit fliegenden Fahnen zu ihm überlaufen. Erst, als er gemerkt hat, die denken gar nicht dran und pfeifen auf seine Lehre, hat er voll gegen die vom Leder gezogen. Genau wie gegen alle anderen, die nicht seiner Meinung waren. Siehe Zwickauer Propheten.

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Hallo - nein, Luther war kein Humanist.

Luthers Reformation hatte nichts mit einem freundlichen Menschenbild oder der Menschwürde zu tun. Seine „Erneuerung“ hatte sich gegen den Ablass der Kirche gewandt, die Freibriefe aus dem Fegefeuer verkauft hatte. Die theologische Abschaffung des Fegefeuers kam also nicht den armen Seelen zugute, sondern sollte der Kirche den wirtschaftlichen Grund für ihre Geldmacherei entziehen.

Luther hatte in seiner Reform zwar den Papst- und Marienkult und den Zölibat abgeschafft, hat aber die Bedeutung der Bibel und ihre göttliche Aussagen hervor gehoben und damit die grundsätzliche Schlechtigkeit des Menschen und sein Erlösungsbedarf betont. Er hat sich somit gegen den Geist der Aufklärung gestellt.

Luther hatte einen unglückseligen Glauben an den Teufel und diesen auch gepredigt. Die ganze Welt sei vom Satan besessen und dieser Satan sei auch mit den Juden im Bunde (zitiert der Theologe H. Haag). Der gleiche Teufel verbinde sich mit den Häretikern und den Hexen und diese waren auch in Luthers Glaubensgebäude des Todes würdig.

Luther stand als tiefgläubiger Mensch im totalen Gegensatz zum Erwachen aus den Traumata der biblischen und grundsätzlichen kirchlichen Lehren.


KHLange  18.01.2012, 23:20

Als bekennender bibeltreuer Protestant möchte ich dazu einmal Papst Johannes-Paul II. zitieren, der sinngemäß sagte: Die hinterlistigste Tarnung für den Teufel ist die, den Menschen wissen zu lassen, es gäbe ihn nicht.

Hätten die Renaissance-Päpste auch nur die Spur der moralischen Integrität und Weisheit der heutigen gehabt, fürwahr, Martin Luther wäre als der Heilige Sankt Martin von Wittenberg und großer Kirchenlehrer in der Linie von Augustinus und Thomas von Aquin in die Kirchengeschichte eingegangen.

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Luther war kein Humanist. Er sah den Menschen als unfrei, insofern, dass er nur von Gott und Gottes Gnade geleitet wuerde.

Ein Humanist hingegen sieht den Menschen als freies Wesen.

Gegenspieler von Luther war seinerzeit Ersasmus von Rotterdam.

Humanismus und Christentum schliessen sich in vielen Details gegenseitig aus. Der Humanismus sagt der Mensch ist im Grunde gut, die Bibel sagt dagegen dass wir keinen guten Kern haben sondern von Natur verlorene Sünder sind.