War die Inquisition vielleicht gar nicht so schlimm?

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Richtig-es herrscht eine sehr überzogene und teilweise auch falsche öffentliche Meinung zur Inquisition.

Dies ist ein extrem interessanter Bericht:

http://www.horeb.org/xyz/podcast/credo/20150630cr.mp3

Habe auch aus diesem Vortrag etwas rausgeschrieben:

Inquisition

Eigens für die Ketzer wurde ein neues
Rechtssystem eingeführt – Die Inquisition. Damit ist zum einen die neue Art
einer besonders genauen Prozeßführung gemeint, Inquisitio bedeutet
Untersuchung, zum anderen aber auch die vom Papst beauftragten Inquisitoren.
Bedeutsam dabei ist die erstmalige Einrichtung einer im Fall unabhängigen
obrigkeitlichen Anklageinstanz – einer frühen Form der Staatsanwaltschaft,
aufgrund deren ein Verfahren eingeleitet wurde.Somit wurde bereits die Anklage
auf Begründetheit geprüft. Das Verfahren der Inquisition wurde später auch von
den weltlichen Gerichten übernommen.

Ein gravierender Unterschied zum
heutigen Strafprozess ist, neben der Trennung von anklagender und urteilender
Instanz, die Folter, die damals zulässig war, heute hingegen verboten ist,
zumindest hierzulande. Sie sollte zum Einsatz kommen, wenn sie zur
Wahrheitsfindung dient und beim Beschuldigten keine bleibenden Schäden
hinterläßt.

Das beide einschränkenden Bedingungen
auf einer groben Fehleinschätzung der Wirkungsweise von Folter beruhen, wissen
wir spätestens seit Friedrich Spee von Langenfeld (Jesuit), der die Folter als
juristisch untauglich und moralisch verwerflich kritisierte, und ihre
Abschaffung forderte. Die römische Inquisition schloss sich ihm an. In
Verfahren vor weltlichen Gerichten wurde unterdessen weiter gefoltert.

Mit der bald einsetzenden
Hexenverfolgung (in der Neuzeit-nicht im Mittelalter!), hatte die Inquisition übrigens
nur soweit zu tun, als sie jene Hexenverfolgung nur dort ,wo sie wirkmächtig
war, etwa in Rom oder auch in Spanien, durch ihre vergleichsweise rationale
Verfahrensführung, zu verhindern wußte. Die Geschichtswissenschaft kommt zu dem
erstaunlichen Ergebniss, daß sowohl die römische als auch die spanische
Inquisition vergleichsweise zurückhaltend vorgingen, und weniger hart
urteilten, als andere weltliche Gerichte. Zudem waren die Gefängnisse der
Kirche in einem besseren Zustand und wurden humaner geführt, als die
weltlichen.

Die weltliche ,spanische, staatliche
Inquisition führte von Ende des 15. Bis Anfang des 18. Jahrhunderts etwa 50000
Prozesse und verhängte rund 6000 Todesurteile. Die kirchliche römische
Inquisition ließ in dieser Zeit nur 97 Menschen hinrichten. Allein in der Stadt
Nürnberg wurden etwa im gleichen Zeitraum 10x soviele Menschen hingerichtet,
die meisten davon wegen Diebstahl und Raub (534) sowie Mord und Todschlag
(266). Wegen Gotteslästerung wurden in Nürnberg in 250 Jahren 4 Menschen
hingerichtet, wegen Hexerei/Zauberei waren es 8.

Das Bild der brennenden
Scheiterhaufen und grausamen Folterkammern, daß mit dem Mythos Inquisition
verbunden ist, vermittelt also ein völlig falschen Eindruck von der Realität
der Inquisition.

Es wurden damit politische Gegner aus dem Weg geräumt, ohne das jemand was dagegen sagen/tun konnte, also war das schon ziemlich schlimm und schlecht.

Die Inqisition hat eine lange Geschichte.

Während am Anfang hauptsächlich Ehrenstrafen wie das Tragen eines besonderen Gewandes verhängt wurden (oft verbunden mit der Bitte um Gebet), gab es in der negativen Blütezeit viele Todesurteile.

Die schlimmste Zeit war wohl die der Hexenverfolgung. Und das ist auch die Zeit in der oftmals Leute zu Tode gefoltert wurden. Das war zwar ein klarer Rechtsbruch, aber auch damals hat sich die katholische Kirche nur um ihre eigenen Gesetze gekümmert, wenn es ihr einen Vorteil brachte.

Wie schlimm würdest du es aber finden, wenn du wegen deines Glaubens bei lebendigem Leib verbrannt wirst?

Schau dir mal den Wikipedia-Artikel an; die Inquisition hat eine jahrhundertelange Geschichte.

https://de.wikipedia.org/wiki/Inquisition#R.C3.B6mische_Inquisition

Die Phönix-Sendung bezieht sich nur auf die 1542 gegründeten Römische Inquisition. 

Teil 1: "Der Film führt zurück in die Anfangszeit der römischen Inquisition, von ihrer Gründung 1542 bis zur Verbrennung des Philosophen Giordano Bruno im Jahre 1600." 

Teil 2: ""Der Kerker des Geistes" erzählt von den geheimen Machtkämpfen zwischen Päpsten und der Inquisition in der Zeit zwischen dem Dreißigjährigen Krieg und dem Zeitalter der Aufklärung."


koten  08.06.2016, 13:09

Aber die Hexenprozesse waren trotzdem im allgemeinen kein Teil der Inquisition.

Die Kirche hat genug Mist gebaut (Kreuzzüge gegen Moslems, Heiden und Christen), da ist es nicht nötig, ihr das auch noch anzuhängen.

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Als die Evolutionstheorie durch Darwin erstmals formuliert wurde, war die Inquisition längst Geschichte. Aber das nur nebenbei.

Die Inquisition war ein Verfahren, das die katholische Kirche eingerichtet hat, damit der weltlichen Willkür in Ketzerprozessen ein geordnetes Verfahren entgegenstand. Die Beurteilung, ob jemand ein Ketzer ist (und Hexerei IST im Verständnis der damaligen Juristerei Ketzerei), oblag der kirchlichen Institution. Die Verurteilung aber war eine Sache der weltlichen Obrigkeit. 

Mit Einführung der Inquisition sollte der Wildwuchs eingedämmt werden. Die Absicht war also eigentlich, das Volk zu schonen und die Machthaber zurückzupfeifen. Bedauerlicherweise waren aber kirchliche Machthaber oft zugleich auch weltliche Machthaber, z. B. Fürstbischöfe. Und durch diese Verquickung geriet die Verfolgung von Ketzern häufig einmal außer Kontrolle. 

Ein Beispiel ist die Verketzerung der Templer. Ein französicher König wollte auf deren Vermögen zugreifen, weil er hoch verschuldet war. Der Papst war seinerzeit in Avignon praktisch unter der Vormundschaft des Königs, in jedem Fall erpressbar. Und so zog man die Ketzereivorwürfe hoch und schlug fast den ganzen Orden in einer Staatsaktion nieder. Den Leitern wurde der Prozeß gemacht und sie wurden wunschgemäß getötet. Einige Länder zögerten jedoch, Frankreich und dem Papst willfärig zu sein und widersetzten sich. Der Bischof von Bologna - geistlicher und weltlicher Fürst - nahm Flüchtende auf, der König von Portugal gründete mit dem Templerpersonal kurzerhand den Christusorden... 

An diesem Beispiel kannst du die Verknüpfungen und Einzelaktionen sehr schön studieren, wenn Du willst. Gruß, q.


josef050153  09.06.2016, 10:41

Als die Evolutionstheorie durch Darwin erstmals formuliert wurde, war die Inquisition längst Geschichte.

Da hat sich wohl ein kleiner Fehler eingeschlichen. Die Inquisition gibt es auch heute noch, nur unter einem anderen Namen. Sie hat aber nicht mehr viel Macht. Sonst würden auch heute noch die Scheiterhaufen brennen.

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