Wie viele Menschen fielen der Inquisition unschuldig zum Opfer?

10 Antworten

Ohne hier die katholische Kirche verteidigen zu wollen, aber s o einfach ist das mit der Inquisition nicht! Waldenser, Albigenser, Katharer wurden im hohen Mittelalter "staatsgefährdend", und Friedrich II. (!) (Barbarossa) forderte eine Untersuchung (inquisitio) durch die Kirche und Übergabe der Schuldigen an den "weltlichen Arm". In der Angst vor den Katharern verbündete sich kirchliche u n d weltliche Macht! Die Kirche des MA hat sich schuldig gemacht, ganz klar, die Inquisition war menschenunwürdig, auch klar; aber: oft war das Volk fanatischer als die Inquisitoren; in England und in den skandinavischen Ländern hat die Inquisition nie, in Deutschland nur vorübergehend Fuß gefasst; in Spanien glaubte der Staat sich gegen getaufte Juden und Mohammedaner wehren zu müssen, daher war es dort besonders heftig. Die "weltliche Macht" ist also bei der Inquisition mindestens ebenso schuldig wie die kirchliche. Noch einmal: Die Kirche hat Schuld auf sich geladen, ganz klar!!! 1542 wurde die Inquisition noch einmal errichtet (Reformation); mit der Lösung der engen Verbindung von Kirche und Staat hörte jede weltliche Bestrafung von "Irrlehren" auf.- Die Inquisition ist sicherlich der dunkelste Punkt im Bild der Kirche des MA. ---Wie viele Menschen - von Kriegen abgesehen - wurden und werden in "aufgeklärten Zeiten" von totalitären Systemen gefoltert und getötet?---


barnabas  09.09.2007, 13:51

Gute Darstellung.

Kleine Anmerkung: Friedrich I. wurde Barbarossa genannt und ertrank 1190. Friedrich II. war als "stupor mundi" (das Staunen der Welt) bekannt und starb 1250.

Gruß Barnabas

oldpaed  09.09.2007, 18:12
@barnabas

Danke für die Korrektur. Gruß oldpaed.(Barbarossa forderte die bischöfliche inquisitio; Friedrich II. bedrohte nach römischem Recht die Ketzer mit Folter und Feuertod.)

Für die "institutionalisierte" Inquisition kann man das genau sagen, Hexen und Zauberer wahren nur wenige dabei, da sie eigentlich nicht in den Aufgabenbereich der Inquisition gehören. Die bekannten Methoden aus dem "Hexenhammer" (Gottesurteil) wurden in der Inquisition nicht eingesetzt, dafür benötigte man jetzt ein Geständnis der Angeklagten für eine Verurteilung, das häufig durch Folter erreicht wurde.

Anfangs lag die Inquisition in den Händen der örtlichen Bischöfe, dort wurden nur selten Akten angelegt, weshalb aus dieser Zeit nur wenige Fälle detailliert ausgewertet werden können. Im wesentlichen stützt sich die Forschung hier auf allgemeine Berichte und Schätzungen. Die Quellenlage ist hier deutlich schlechter als bei der Römischen- und Spanischen Inquisition bei der wir ausführliche Protokolle haben.

Die von Wikipedia genannte Zahl ist viel zu niedrig. Spanien war ja eine der Hochburgen für die Inquisition, alleine dort sind schon fast so viele Menschen gefoltert und ermordet worden. Auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik war man damals ja auch nicht kleinlich.

Ich denke, die genaue Zahl wird sich nie herausfinden lassen, es wird immer bei Schätzungen bleiben. Und die Schätzungen gehen -wohl zu Recht- in der Tat von einer Zahl in Millionenhöhe aus, wenn man alle Gebiete einbezieht, in denen die Inquisition durchgeführt wurde.


Klaus02  20.07.2012, 22:40

Die Akten der Inquisition werden von der kat. Kirche offengelegt. Sie sind durchnummeriert und das entfernen einzelner Akten würde auffallen. Nicht genauer feststellbar ist die Zahl der Opfer als die Inquisition noch in den Händen der örtlichen Bischöfe lag, da darüber keine durchgängigen Akten geführt wurden. Man muss aber davon ausgehen das die Zahlen dieser "vorinstitutionalisierten" Inquisition deutlich höher ist und die Zahl von knapp 1000 Opfern der Spanischen Inquisition sowie 96 Opfern der Römischen Inquisition.

Seriöse Angaben gehen von einer Opferzahl der Hexenverfolgungen zwischen mindestens 30.000 und höchstens 100.000 aus. Alles andere ist wissenschaftlich nicht haltbar. Die immaginären Millionen des 18. Jahrhunderts sind durch eine Hochrechnung entstanden, die davon ausging, daß in ganz Europa über einen konstanten Zeitraum so viele Menschen hingerichtet worden seien wie in der Hochphase in Deutschland. Solche Hochrechnungen führen zwangsläufig zu falschen Ergebnissen.