War Charles Dickens antisemitisch?

6 Antworten

Dieser Darstellung, die du gleich in die Schublade 'Antisemitismus' steckst, liegen objektiv nachvollziehbare Tatsachen zugrunde:

Im Christentum war es Christen lange untersagt, Geldhandel zu betreiben und Zinsen dafür zu fordern (s. Wikipedia: Zinsverbot). Was sich heute als 'ganz normales Verfahren' eingebürgert hat, galt in früheren Zeiten als unmoralisch, da Menschen, die in Geldnot waren und dann Geld geliehen bekamen, gerade von dem ohnehin schon knappen Gut noch mehr abverlangt wurde: GELD in Form von ZINSEN. Und es wurden NOCH MEHR ZINSEN verlangt, je größer die Not war (wie würdest du so etwas nennen, wenn du in Not bist? menschenfreundlich?).

Aus diesem Grund wurden ja (im deutschsprachigen Raum) seinerzeit nach der Idee von Raiffeisen genossenschaftliche Banken im landwirtschaftlichen Sektor gegründet, um mit seinem Modell auf Beteiligungsbasis nach dem Sozialprinzip 'Einer für alle - alle für einen' dieser Not ein Ende zu bereiten.

Ich finde es moralisch auch heute noch nicht besonders ansprechend (und auch nicht christlich), jemandem etwas von dem abzupressen, wovon er besonders wenig hat - aber diese Verhaltensweise hat sich dadurch eingebürgert, dass der Geldhandel durch Banken inzwischen anerkannt ist und alles nur nach pekuniärem Erfolg bewertet wird. Aktionäre, Shareholder value, usw. sind Bestandteil des Denkens und bestimmen die Gegenwart, und wer daran Kritik übt, wird selbst kritisiert.

Ein Vergleich, der mir dazu einfällt, ist der zwischen Bienen und Wespen, den mal ein Imker gebracht hat. Bienen als Nützlinge sind die Fleißigen, die brav alles zusammentragen, während Wespen (Schädlinge) sich dessen bedienen, das andere ehrlich geschaffen haben.

Dass inzwischen alte Bücher wie die von Charles Dickens die damals geltenden moralischen Regeln thematisieren, kann man nicht in heutige Denkschubladen übernehmen. Im Gegenteil muss man solche Zusammenhänge geschichtlich herleiten, um sie zu verstehen, was leichter fällt, wenn man einen sozialkritischen Ansatz pflegt.


PicaPica  04.11.2018, 14:13

Die Einteilng von sog. Nützlingen und Schädlingen ist rein menschengemacht.

Wespen fangen ihre Fliegen auch selbst, tragen das Muskelfleisch in ihren Staat, dienen halt nur dem Menschen nicht.

Das nur als Info-Munition für den Imker, falls du eine solche brauchst. Ansonsten ist das eine gute und informative Antwort, LG.

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Es gab raffgierige, unsympathische Juden, genauso wie es raffgierige, unsympathische Christen gab. Warum soll Dickens nicht auch mal einen solchen beschreiben? Auch Shakespeare lässt im "Kaufmann von Venedig" einen geldgierigen Juden auftreten. Juden waren im Geldhandel eben stark vertreten, und Geldhändler sind eben oft skrupellose Geschäftemacher.

das war eine andere zeit das sollt eman nicht gerade vergleichen


Godisdead 
Beitragsersteller
 29.10.2018, 22:02

Das stimmt schon

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Das Buch ist schon sehr alt.
Und Junden wurden viele Jahrhunderte lang ausgegrenzt und verfolgt.