Viele Anhänger des Kaiserreichs blieben nach der Revolution in ihren Ämtern. Weshalb entstanden dadurch mögliche Folgen für die junge Republik?

4 Antworten

Ich gehe davon aus dass es sich um das Deutsche Reich nach dem ersten Weltkrieg handeln soll. Nun, die reaktionären Kreise haben bis zum Schluß an die Kriegszielpolitik geglaubt. Die hohe Generalität hatte keine Probleme, Millionen von Soldaten zu verheizen obwohl der Krieg längst verloren war. Am Ende hat Ludendorff die Dolchstoßlegende vorbereitet und auf einmal die demokratisch gesinnten Politiker losgeschickt um Friedensverhandlungen einzuleiten.

Klar, dass dadurch die Dolchstoßlegende bei den Anhängern des Kaisers und der Reaktion auf fruchtbaren Boden fiel. Einer der schlimmsten, nämlich Hindenburg, wurde später Reichspräsident. DER für mich schlimmste, Ludendorff selbst, löste zwei Putschversuche aus, ohne dafür lange Zeit hinter Gitter zu kommen. Und die kaisertreuen in der Verwaltung, der Polizei und der Justiz durften schalten und walten, ohne belangt zu werden.

Kurz gesagt, von rechtsstaatlichen Verhältnissen wie heute konnte keine Rede sein. Die Justiz und die Exekutive waren auf dem rechten Auge blind und haben mit das Ende der Weimarer Republik bewirkt.

Die Weimarer Reichsverfassung sicherte in Art. 129 und 130 die Institution des Berufsbeamtentums und schränkte damit die Möglichkeit politischer Eingriffe in den übernommenen Beamtenkörper, abgesehen von der Gruppe der politischen Beamten, weitgehend ein.

In der Beamtenschaft überwog die Auffassung, Sachwalter der öffentlichen Interessen gegenüber den partikularen Zielen der Parteien und Verbände zu sein.

Der schwindende Rückhalt der Weimarer Regierungskoalitionen im Reichstag und selbst in den Fraktionen der Regierungsparteien und die häufigen Kabinettswechsel stärkten den Einfluß der Bürokratie.

Die Beamtenschaft war zwar überwiegend konservativ eingestellt aber eine besondere Problematik war mit dem Übergang aus dem Kaiserreich zur Weimarer Republik nicht entstanden - die weiter recht gut funktionierende Bürokratie des Kaiserreiches wirkte in der Weimarer Republik eher weitgehend stabilisierend, da sie von parteipolitischen Instabilitäten verschont blieb.

Man darf auch nicht vergessen, daß das Deutsche Reich von 1871 - 1914 keine Diktatur war und bereits über ein sehr gut funktionierendes und weitgehend selbstverwaltendes Beamtentum verfügte. Das Kaiserreich war zudem durchaus ein Rechtsstaat, der schon viele Komponenten eines Rechtsstaates heutiger Prägung enthielt, auch wenn sie uns aus heutiger Sicht noch unvollkommen erscheinen.

Der Übergang in eine Demokratie war daher kein so gravierender Paradigmenwechsel, als daß die Beamten zwingend ausgewechselt werden mussten.


DerSchopenhauer  22.11.2019, 06:54

"das Deutsche Reich von 1871 - 1914" - soll natürlich heißen - 1918

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Vielleicht würde es helfen, wenn du sagen könntest um welches Land und um welche Revolution es geht.