Kanzler Scholz hat in einer Regierungserklärung am Anfang des Angriffskrieges am 27.02.2022 vor dem Deutschen Bundestag etwas Richtiges gesagt:
"Denn Putin, nicht das russische Volk, hat sich für den Krieg entschieden. Deshalb gehört es deutlich ausgesprochen: Dieser Krieg ist Putins Krieg.
Die Differenzierung ist mir wichtig; denn die Aussöhnung zwischen Deutschen und Russen nach dem Zweiten Weltkrieg ist und bleibt ein wichtiges Kapitel unserer gemeinsamen Geschichte.
Und ich weiß, wie schwierig die derzeitige Situation gerade für die vielen Bürgerinnen und Bürger unseres Landes zu ertragen ist, die in der Ukraine oder in Russland geboren sind. Darum werden wir nicht zulassen, dass dieser Konflikt zwischen Putin und der freien Welt zum Aufreißen alter Wunden und zu neuen Verwerfungen führt.
Noch etwas sollten wir nicht vergessen: In vielen russischen Städten haben Bürgerinnen und Bürger in den vergangenen Tagen gegen Putins Krieg protestiert, haben Verhaftung und Bestrafung in Kauf genommen.
Das erfordert großen Mut und große Tapferkeit."
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Dennoch halten sich einige Bürger und Akteure in diesem Land nicht an die zutreffenden Worte des Kanzlers - russische Künstler oder Sportler werden nicht mehr engagiert (auch die, die gar nichts mit Putin zu tun haben), die Musik Tschaikowskis wird aus dem Repertoire von Orchestern gestrichen (absurd, weil er homosexuell war und in Rußland deswegen auch teilweise boykottiert wird) und russische Staatsbürger oder Aussiedler werden, im freundlichsten Fall, auf Distanz gehalten, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Gewaltsame Anfeindungen oder flächendeckende Diskriminierungen sind jedoch nicht festzustellen und die (Leit-)Medien halten sich inzwischen auch etwas zurück, wenn es um die Beurteilung zur Putinnähe von russischen Staatsbürgern geht; nicht jeder, der Putin einmal die Hand geschüttelt hat, ist gleich ein Putinanhänger und Kriegsbefürworter - und daß im Ausland lebende russische Staatsbürger sich mit Aussagen gegenüber Putin zurückhalten, um Verwandte und Bekannte in Rußland nicht zu gefährden, ist auch menschlich verständlich.