Verteilung der Einnahmen im Musikgeschäft

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Wie Du schon richtig erkannt hast, bekommt - vorausgesetzt, es ist ein Hit - vor allem der Urheber und ggf. der Produzent am meisten vom Kuchen ab. Wenn Musiker nur Interpreten sind (also die Titel nicht selbst schreiben), sind sie letztendlich nichts weiter als eine Art Dienstleister. Sie verdienen so lange gut, wie sie die Songs auf der Bühne attraktiv vertreten und schöne Bravo-Geschichten hergeben. Später werden sie nicht mehr gebraucht, z.B. wenn ein 30 Jahre alter Boney-M.-Titel im Radio läuft.

Man kann es auch so ausdrücken: die Arbeit des Urhebers veraltet nicht so schnell und sie ist werthaltig. Der/die Sänger/in ist nach ein paar Jahren hingegen "weg vom Fenster". Dafür gibt es unendlich viele Beispiele, nicht zuletzt Tokio Hotel, Lena Meyer-Landrut und andere Retortenbands.

Künstler, die ihre Werke selbst schreiben und singen, stehen da besser da, selbst wenn sie später nicht mehr singen (siehe Linda Perry von den 4non Blondes, die z.B. an unzähligen gecoverten "Whats Up"-Versionen verdient).

Ich selbst bin im Musikgeschäft tätig, speziell im Bereich Künstlermanagement und Label. Bis auf wenige Ausnahmen habe ich stets mit Künstlern gearbeitet, die sowohl Urheber und auch Interpreten waren. Es ist nichts dagegen zu sagen, sowohl fremde Titel zu singen als auch eigene Songs an andere Künstler abzugeben; eine nachhaltige und langjährige Künstlerkarriere lässt sich jedoch am besten aufbauen, wenn man sein Werk selbst schafft.

Komponisten und Texter können sehr viel Geld verdienen, selbst wenn sie persönlich relativ unbekannt bleiben. Ein sehr wichtiger deutscher Texter ist z.B. Werner Karma (deutsche-texte.de). Auch der Komponist und Texter von "Satellite" (Lena) dürfte sich mit einer einzigen Jahresabrechnung der GEMA ein neues Häuschen verdient haben.


JonathanHart 
Beitragsersteller
 09.02.2012, 10:26

Danke für die ausführliche Antwort! Das heißt also wenn heute Boney M. im Radio läuft bekommen die Sänger nichts weil sie "nur" gesungen haben und dafür wohl mal einen Betrag bekommen haben und wohl noch was für Konzerte etc. aber das ist lange her. Das Geld bekommt dann heute Frank F. als Texter und Komponist? Das ist dann wohl bei Lena nicht anders wie Du schon geschrieben hast. In 10 Jahren bekommt Sie nichts mehr und Raaab alles.

Sind das immer einzeln ausgehandelte Verträge oder gibt es da Standards im Musikgeschäft?

Ich habe mal gehört, dass wenn ein Künstler ein Lied als Cover rausbringt, die gesamten Gema Gebühren an den Urheber gehen, was bekommt dann der neue Coversänger? Das Geld aus den CD Verkäufen/Downloads?

Die "OneHitWonder" die heute also Geld haben müssen demnach ja Ihre Lieder alle selber geschrieben haben und die OneHitWonder die das eben nicht gemacht haben sind arme Schweine, korrekt?

Stimmt es denn das letztlich wirklich 5 Euro bei R. Williams landen wenn sein Lied einmal im Radio gespielt wird?

Danke für die Antworten

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concertidee  09.02.2012, 10:51
@JonathanHart

Deine Schlußfolgerungen sind allesamt richtig. Das ergibt sich eben aus dem Urheberrecht: wer das Werk schafft, bekommt langfristig die meiste Knete. Am Verkauf einer CD verdienen durchaus auch noch die Plattenfirma und nicht selten auch der ausführende Künstler wie auch der Produzent (gilt adäquat für mp3-Verkauf). Auch für die Livedarbietung bekommt der ausführende Künstler (hoffentlich) Geld, während die Urheberrechtsgebühren - GEMA - an die Urheber fließen.

Die an einer CD-Produktion beteiligten Künstler können allerdings auch ohne eigene Urheberschaft unter bestimmten Umständen an der Sendung der fertigen Produktion verdienen. Das wäre dann nicht über die GEMA, sondern die GVL zu regeln und bringt nicht ganz so viel. Viele Musiker wissen das auch gar nicht.

Wenn eine Coverband erfolgreiche Titel aufführt oder (mit Genehmigung) neu aufnimmt, gehen auch wieder die Tantiemen an den oder die Urheber. Jetzt sind auch die ursprünglichen Musiker und das ursprüngliche Label nicht mehr beteiligt, denn es ist ja eine Neuproduktion. Der Covermusiker kann also nur am CD-Verkauf verdienen, es sei denn, der Titel wird so stark bearbeitet, dass er eine "Miturheberschaft" erringt. Das hängt natürlich von der Genehmigung durch den eigentlichen Urheber ab. Große Majorlabels verfügen meist über eigene Verlage und sind daran interessiert, ihr Hitmaterial immer und immer wieder zu verwerten. So erklärt sich die enorme Menge an Covertiteln auf dem Markt.

Ich weiß jetzt nicht genau, ob Robbie Williams seine Songs selbst schreibt; wenn ja, könnten es im Maximalfall 5 EUR für ihn sein. Das hängt aber von vielen Faktoren ab: welche Sender es sind, wie häufig der Titeleinsatz ist (Rotation) u.v.a., man kann es also nicht so ganz linear beantworten.

One-Hit-Wonder oder hochgejubelte Eintagsfliegen ohne eigenes Werk sind nach der aktuellen Bravo-Saison zumeist pleite. Das dürfte dann auch für Lena gelten, denn wenn sie nicht auftritt, kann sie auch nichts verdienen. Allerdings ist sie eine ganz gute Frontfrau, kann also durchaus noch was anderes machen als Verlagsrepertoire zu recyceln.

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Das liegt an den Verträgen! Da diese unterschiedlich sind, bekommen die Künstler auch unterschiedlich viel ausgezahlt!

Und Frank Farian hat einfach (aus seiner Sicht) gute Verträge geschlossen. das Problem ist, dass vorallem neue Künstler oftmals noch nicht wissen, wie es auf dem Musikmarkt abgeht und daher tappen sie leicht in "Fallen" in Form von bestimmten Verträgen.


concertidee  01.02.2012, 08:13

Junge und unbekannte Künstler haben natürlich oft (nicht immer!) miese Verträge.

Das Hauptproblem beim späteren Geldverdienen ist aber dennoch, dass sie oft kein eigenes Werk interpretieren. Gerade Majordeals bringen es mit sich, dass den jungen Künstlern ein "herumliegendes" Material von ihrem Verlag aufgedrückt wird. Dieser Verlagsvertrag ist fast immer Bestandteil eines Majordeals und dient der Plattenfirma zur schnelleren Refinanzierung und zur intensiveren Verwertung vorhandenen Materials.

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