Verliebt in zweite Persönlichkeit?

2 Antworten

Wie Sevven schon sagte, schmeißt du da zwei ganz verschiedene Störungen durcheinander 😅.

Der Mensch mit einer Bipolaren Störung durchlebt wochen- bis monatelange Phasen mit depressiven und euphorischen (manischen) Stimmungen, und zwar zeitlich nacheinander. Verlieben tut man sich da nicht in sich selbst, höchstens in jemand anderen während der manischen Phase.

Wovon du aber sprichst, das ist die multiple Persönlichkeit (Dissoziative Identitätsstörung = DIS). Da leben in einer Person zwei oder mehr Identitäten, die anfangs NICHTS voneinander wissen. Man wechselt die Identität, ohne es zu bemerken. Dann wundert man sich z.B., dass Geld oder persönliche Dinge fehlen, weil es die andere Identität ausgegeben/verlegt hat. Oder Leute erinnern dich an eine Aussage, die du nie gesagt hast (aber die andere Identität in dir).

Mit der Zeit entdecken sich die Identitäten gegenseitig und verraten sich ihre Namen. Sie haben verschiedene Charaktere, Temperamente und sogar Geschlechter.

Dass sich eine Identität in eine andere verlieben kann, ist wohl selten der Fall, da sie ja keine echte Möglichkeit der Begegnung und sehr unterschiedliche Interessen und Temperamente haben, aber sie können untereinander kommunizieren. Das Verlieben ist aber zwischen geübten, "gereiften" multiplen Identitäten möglich, wenn sie sich schon entdeckt und kennengelernt haben.

Warum fragst du das eigentlich? Bist du betroffen oder nur neugierig?

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Heilpraktiker (eingeschränkt auf Psychotherapie)

Sevven  01.04.2023, 14:38

Ich nutze mal die Gelegenheit für eine Frage aus Interesse: wenn bei Betroffenen die Persönlichkeit "wechselt", erinnert sich die vorangegangene Persönlichkeit ja vermutlich nicht an das, was die andere Persönlichkeit erlebt hat, wenn sie zurückkommt.

Es gibt also eine Erinnerungslücke, oder? Ist sich der Betroffene eigentlich dieser Erinnerungslücke wirklich bewusst, sofern er nicht durch andere Personen oder die Umstände auf diese aufmerksam gemacht wird?

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PsychoRolf  01.04.2023, 19:36
@Sevven

Also, ich kann natürlich nur das widergeben, was ich gelernt (angelesen) habe, weil ich selbst kein Betroffener bin.

Aber anfangs, solange die beroffene Person noch nicht therapeutisch behandelt wurde oder selbst noch nicht gelernt hat, zwischen den Identitäten zu kommunizieren, gibt es immer diese Erinnerungslücken (Amnesien) und Zeitverluste. Auch ohne Therapie kann die Person entdecken, dass sie nicht nur eine(r) ist ("Ich bin Viele" = siehe das Buch dazu). Dann weiß sie zumindest, warum sie jeweils Lücken im Gedächtnis hat. Ich glaube, es ist äußerst schwer für Betroffene, die Identität absichtlich zu wechseln. Das geschieht meist infolge Stress, Angst oder Druck.

Zur DIS muss man wissen, dass die Betroffenen i.d.R. schwerst traumatisiert sind, und zwar waren sie meist Opfer eines regelmäßig wiederholten Missbrauchs oder von chronischen Gewalterfahrungen. Die Spaltung der Persönlichkeit sind innerpsychische Fluchtmöglichkeiten, um das Erlebte aus dem Bewusstsein zu löschen. Man dissoziiert, spaltet also Wahrnehmung, Verhalten und Gedächtnis ab. Dissoziation (Unterformen: Deprivation, Derealisation und Depersonalisation) kann man mit einer Trance vergleichen = Reduktion der Wahrnehmung.

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Vielen Dank für dein Danke und positive Bewertung!

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Von Experte PsychoRolf bestätigt

Bipolare Störungen gehen nicht mit multiplen Persönlichkeiten, Persönlichkeitabspaltungen, oder ähnlichem einher. Es handelt sich dabei um eine Affektive Störung, nicht um eine Persönlichkeitsstörung.

Meinst du vielleicht dissoziative Identitätsstörung?