Vater ist arbeitslos - muss ich alles für ihn machen??

1 Antwort

Hallo Panda604,

ich denke, ich kann deine Situation sehr gut nachvollziehen und auch deinen Vater verstehen. Ich weiß zwar nicht, wie alt dein Vater ist, aber das sind relativ normale Erscheinungen von längerer Arbeitslosigkeit, dass man sich mit der Zeit immer schwerer motivieren kann, sich selbst vielleicht unwert fühlt, weil man auch beschränkter am Leben teilnimmt. Zumindest an dem, was man hier allgemein, darunter versteht.

Du schreibst ja auch noch, dass dein Vater Ausländer ist, wobei ich vermute, dass er vielleicht die deutsche Sprache nicht ganz so gut spricht. Gut, ich habe schon oft die Erfahrung gemacht, dass einige, meist ältere Leute sich kaum die Mühe machen das zu lernen und andere etwas mehr. Das liegt wahrscheinlich oft daran, dass diese Leute nicht geplant hatten so lange zu bleiben, es auch in vielen Jobs so ging/die Mitmenschen sich damit arrangiert haben und/oder die Leute viel mehr in einer Parallelwelt gelebt haben und mit den Ausländern mit der gleichen Sprache geredet haben. Das sind alles eben nur mögliche Hinderungsgründe bei der Jobsuche und ich kann es nur vermuten (du weißt, bevor hier einer rumheult und mir mit Rassismus und bla bla kommt). Auch diese Probleme könnte man, je nach Alter evtl etwas verbessern..

Ich weiß ja nun auch nicht, was die konkreten Hinderungsgründe dafür sind, dass dein Vater gerade keinen Job bekommt (ich habe das auch schon ähnlich durch!), wobei die Lage für bestimmte Jobs gerade auch nicht so gut sein könnte.

Zudem weiß ich auch gar nicht, ob deinem Vater überhaupt klar ist, dass das auch dich gerade (und zukünftig wahrscheinlich noch mehr) an deine Grenzen bringt. Ich denke, dass du mit deinem Vater reden solltest und ihn im besten Falle auch deinen Standpunkt klar machen solltest und die vielfältigen Probleme, die für dich daraus bestehen.

Zudem wäre es sicher gut, wenn du oder ihr beide zusammen mal einen, zumindest halbwegs vernünftigen Ansprechpartner für eure bzw. die Situation deines Vaters hättet. Normalerweise müsstet ihr schauen, was dein Vater so alles schon gemacht hat und gut kann (er kann ja bestimmt auch einiges gut), was er eben für praktische Kenntnisse, durch Ausbildung und Arbeit usw. hat, auf die ihr bzw er aufbauen kann. Zudem wäre zu ermitteln, welche Hinderungsgründe bestehen. Spricht er evtl. zu schlecht deutsch, ist er inzwischen zu resigniert, weil er schon länger arbeitslos ist usw. usf. Normalerweise sollte man beim Jobcenter oder der Arbeitsagentur vernünftige Hilfe bekommen, ich bezweifel es aber... Vielleicht probiert ihr es zumindest mal.. Dann müsste geschaut werden, wie dein Vater sich für Vorstellungsgespräche vorbereitet. Vielleicht bräuchte er etwas Bewerbertraining.

Gut wäre es natürlich, wenn du bzw. ihr mal mit Freunden und Bekannten redet. Vielleicht hast du jemand in der Familie, der deinen Vater und damit auch dich etwas unterstützen kann.

Schließlich solltest du deinen Vater regelrecht dazu nötigen, so viel zu machen, wie er selbst kann. Damit meine ich nicht, dass du fies zu deinem Vater sein sollst, sondern, dass du deinen Vater zu mehr Selbstverantwortlichkeit erziehst, indem du ihm nicht alles machst, sondern ihn so viel wie möglich selbst machen lässt.

Z.B. kannst du ihm zeigen, wie er Stellenangebote recherchieren kann. Das kannst du ihm am Rechner zeigen und auf dem Amt kann er es sich zeigen lassen. Er soll dann mehrfach wöchentlich selbst nach möglichen Stellenangeboten recherchieren und sich diese ausdrucken. Zudem könntest du ihn etwas nötigen sich selbst die Bewerbungen zu schreiben. Du zeigst ihm paar mal etwas und dann lässt du ihn mal machen. Zeig ihm, wie man abspeichert oder lasse ihn das Anschreiben, mit einem Stift verfassen, du korrigierst es nachher und/oder überträgst das korrigierte Schreiben auf ein Dokument. Er könnte auch noch Bewerbertrainings usw beim Amt machen.

Was ich meinte ist, dass du eben versuchen solltest ihm Hilfe zur Selbsthilfe zu geben und dich dabei so wenig, wie möglich verausgabst.

Das Problem ist eben, dass einem Arbeitslosigkeit und damit auftauchende Gedanken und Gefühle, wie etwa nicht mehr gebraucht zu werden, unnütz zu sein und vor vielen neuen Aufgaben und Herausforderungen zu stehen, die auch teilweise beängstigend sein können, zu einem Teufelskreis führen. Die Leute sind dann resigniert und manchmal bockig. Zudem treten dann vielleicht noch dumme Leute mit dummen Bemerkungen nach, was dann auch wieder ....... ist.

Schließlich befindest auch du dich mit in der Spirale. D.h. du bist quasi Co-Arbeitslos und die Probleme ziehen dich mit, wobei du vielleicht sogar versuchst die Probleme zu verbessern, die Spirale aber immer weiter abwärts geht, weil letztlich dein Vater adäquate Hilfe/Unterstützung um sich selbst zu helfen braucht. Vielleicht braucht er auch einfach noch Motivation, welche dann ja oft schnell sooo richtig, richtig, dahin ist.

Vielleicht kannst du auch mal mit deinem Vater zum Sachbearbeiter beim Amt gehen und deine Probleme eingehend schildern, so dass man da etwas Hand-in-Hand machen könnte. Quasi Problemanalysen und passende Unterstützung vom Amt und du hilfst noch etwas dazu.

Dir und deinem Vater viel Erfolg

Anger