Unterschied zw. anglikanischer Kirche, Puritanismus und Katholizismus

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Bei Katholizismus, anglikanische Staatskirche und Puritanismus geht es um verschiedene christliche Glaubensgemeinschaften, ihre Überzeugungen, ihre kirchliche Organisation und ihre Verhaltensweisen.

Katholizismus

In der römisch-katholischen Kirche ist der Papst in Rom das Oberhaupt.

Im Katholizismus ist neben der Bibel auch die Tradition des Christentums/der römisch-katholischen Kirche wichtig.

Die römisch-katholische Kirche ist ihrem Anspruch nach eine universale Kirche. Für die Liturgie war damals die lateinische Sprache verbindlich.

Für Priester gilt das Gebot der Ehelosigkeit (Zölibat).

Heilige und Reliquien gelten als verehrungswürdig. Bildliche Darstellungen sind gebräuchlich.

Ein theologischer Streitpunkt mit dem evangelisch-lutherischen Protestantismus, der sich in der Reformation herausgebildet hatte, war die Rechtfertigungslehre. Darin geht es darum, wie das Verhältnis des von Sünden belasteten Menschen zu Gott in Ordnung kommen kann (Heil/Erlösung) und er damit befreit/gerechtfertigt/gerecht gemacht werden kann. Es kommt nach christlicher Lehre auf die Gnade Gottes an, die evangelisch-lutherischen Protestanten betonten dies besonders stark und erklärten, ein Zustandekommen der Gerechtsprechung allein aus dem Glauben (sola fide) und nicht noch irgendwie anders für möglich, während bei Katholiken auch eine Mitwirkung des Menschen und Verdienste (Buße, gute Werke/Taten) eine Rolle spielen.

Den von ihr am Anfang des 16. Jahrhunderts praktizierten Ablaßhandel hat die römisch-katholische Kirche im Verlauf des 16. Jahrhundertes in Reaktion auf die Reformation untersagt.

anglikanische Staatskirche

Die anglikanische Staatskirche war eine Staatskirche mit dem König/der Königin von England als Verteidiger(in) der Glaubens (Defender of the Faith) und Oberhaupt bzw. oberstem Regenten/oberster Regentin (Supreme Governor) der Church of England (Anglicana ecclesia).

Die anglikanische Staatskirche nahm in ganzen eine Mittelstellung zwischen Katholizismus und Protestantismus ein und vermied in umstrittenen theologischen Fragen oft mit Kompromissen, die scharfen Abgrenzungen auswichen, eine klare Festlegung.

1534 hatte König Heinrich (Henry) VIII., der vergeblich vom Papst eine Scheidung oder Aufhebung seiner Ehe zu erreichen versucht hatte - einen gewünschten männlichen Thronfolger hatte er von Katharina von Aragon nicht bekommen - ,den von Parlament bestätigten entscheidenden Schritt zur Trennung von der römisch-katholischen Kirche mit dem Papst als Oberhaupt vollzogen.

Er löste die Klöster auf und entließ Mönche und Nonnen in die Welt.

Die anglikanische Staatskirche hatte geweihte und ernannte/berufene Geistliche (Erzbischöfe, Bischöfe, Priester, Diakone) und eine hierarchische Ordnung.

Bei der anglikanischen Staatskirche gab es einen engen Bund von königlicher Gewalt (Monarchie; König(in) als Oberhaupt der Kirche von England) und den Bischöfen.

1559 wurde eine offizielle Glaubenseinheit der anglikanischen Staatskirche hergestellt. Standpunkte der anglikanischen Staatskirche enthält eine 1563 unter Leitung des Erzbischofs von Canterbury, Matthew Parker, 1562/3 in der Provinzialsynode (Convocation) von Canterbury entstandenen, dann noch weiter bearbeiteten, von Königin Elisabeth (Elizabeth) I. unterzeichneten und vom Parlament als verbindlich beschlossenen Zusammenstellung von Glaubensaussagen: Neununddreißig Artikel der Religion (The Thirty-nine Articles of Religion)

Sie kamen in den Anhang des Book of Common Prayer, des Gebetbuchs der anglikanischen Staatskirche. Inhaltlich beruhen sie auf den Zweiundvierzig Artikeln, die 1552 unter führender Rolle des damaligen Erzbischofes von Canterbury, Thomas Cranmer, entstanden und ein protestantisches Bekenntnis waren, und lösten diese als eine Überarbeitung ab.

Die Artikel enthalten Kernbestandteile des Glaubens christlicher Kirchen und sind keine umfassende und vollständige Darstellung aller Glaubensgrundsätze, sondern bestimmen die eigenen Standpunkte in Auseinandersetzung mit der römisch-katholischen Kirche und dem Calvinismus.

Angestrebt war eine Annäherung an ein evangelisch-lutherisches Bekenntnis und ein Vermeiden genauer Festlegungen zu theologischen Fragen hinsichtlich innergöttlicher und jenseitiger Dinge, um mögliche Streitigkeiten in Nebenfragen von vornherein auszuräumen.


Albrecht  12.03.2014, 01:49

Puritanismus

Der Puritanismus war eine protestantische Glaubensrichtung und zwar eine mit starken calvinistisch-reformierten Einflüssen.

Der Puritanismus war entschiedener protestantisch. Die von ihm vertretene Einstellung konnte in der Bürgerkriegszeit im 17. Jahrhundert die Auswirkung haben, Widerstand gegen die Monarchie zu fördern und zu legitimieren.

Die Bezeichnung war zuerst mit Spott und Ablehnung verbunden gegen welche verbunden, die Eiferer waren. Die Puritaner strebten eine „Reinigung“ an (lateinisch purus = „rein“; englisch pure). Puritanismus möchte eine „reine“ (unverfälschte) Glaubenslehre und Moral. Wichtig sind für ihn eine verinnerlichte Frömmigkeit, eine strenge und genaue Moral mit asketischen Tendenzen und ein bestimmtes Verständnis einer kirchlichen Gemeinschaft. Eine auf die Bibel gestützte Begründung hat für ihn große Bedeutung. Puritaner lehnten besonders scharf nicht so begründete Traditionen wie Verehrung von Heiligen, Reliquien und bildlichen Darstellungen ab.

Der Puritanismus glaubte (wie der Calvinismus) an eine göttliche Schicksalsvorherbestimmung (vgl. die Prädestinationslehre), wobei in einer Gnadenwahl bestimmte Menschen auserwählt waren. Darüber sei allerdings kein sicheres menschliches Wissen möglich. Ziel des Leben war für Puritaner, Gott zu dienen und zu ehren und so zum Ruhm/zur Verherrlichung Gottes beizutragen. Dazu trug angestrengte Tätigkeit bei. Einsatz eigener Kraft und Initiative hatten auch Bedeutung für die Selbstvergewisserung. Erfolg und dabei auch gerade in Bezug auf wirtschaftlichen Erwerb und Besitz konnte so als Ausdruck von Tüchtigkeit verstanden werden und war ein Zeichen der Erwählung durch Gott.

Die meisten Puritaner waren zunächst eine Opposition innerhalb der anglikanischen Staatskirche. Es gab mehrere puritanische Richtungen.

Die Prelaticals (ein Prälat ist ein Würdenträger einer christlichen Kirche) waren mit der Bischofsverfassung (dem Episkopat) einverstanden, wollten aber eine Verringerung von Ähnlichkeiten (vor allem in Bräuchen) mit der katholischen Kirche.

Die Presbyterianer traten für ein strenges Regiment der Gemeindeältesten mit einer nationalen Synode an der Spitze ein, deren Beschlüsse verbindlich sein sollten.

Die Kongregationalisten (congregation = Gemeinde) bzw. Independenten (independents = „Unabhängige“) traten für eine weitgehende Freiheit der einzelnen Gemeinden ein, für eine nationale Kirche ohne zentrale Autorität.

Separatisten strebten Freiheit von jeder staatlichen Kontrolle und absolute Gemeindeautonomie (außerhalb der Staatskirche) an, wobei eine Unterscheidung von Laien und Priestern aufgehoben war.

Eine große Anzahl von Puritanern ist, vor religiöser Verfolgung fliehend, nach Nordamerika ausgewandert.

1664 Conventicle Act: alle nicht anglikanisch verfaßten religiösen Versammlungen werden unter Strafe gestellt.

1665 Five Mile Act: puritanische Geistliche werden aus Städte verbannt.

1661: Corporation Act: Ausschluß aller Personen von Ämtern der kommunalen Selbstverwaltung, die sich nicht offen zum anglikanischen Ritus bekannten

1673: Test Act: Bekenntnis zum anglikanischen Ritus verbindlich für Amtsträger der Krone und Parlamentsangehörige

einige Informationen zum Thema enthält:

Peter Wende, Großbritannien 1500 - 2000. München : Oldenbourg, 2001 (Oldenbourg Grundriß der Geschichte ; Band 32), S. 63 – 79 (I. Darstellung 3. Religion und Kirche)

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LiloB  12.03.2014, 18:09
@Albrecht

besser kann man es nicht erkären, hoffentlich liest der Fragende auch sorgfältig die Antwort. Von mir (mal wieder) ein dicker Daumen !!

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puellanoctem 
Beitragsersteller
 16.03.2014, 11:14
@LiloB

Vielen Dank für diese ausführliche Antwort! Jetzt hab ich den Unterschied endlich verstanden :)

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Albrecht  12.03.2014, 01:41

einige Aussagen, in denen ein Stück weit Unterschiede zu Katholizismus und Protestantismus stecken:

Die Bibel als Heilige Schrift enthält alles, was zur Erlösung/zum Heil notwendig ist. Die Ursünde/Erbsünde ist der Fehler und die Verderbtheit der Natur eines jeden Menschen, der von Adam her natürlich geboren ist.

Gott wohlgefällige und angenehme Werke der Frömmigkeit können Menschen nur tun, wenn die Gnade Gottes durch Christus ihnen zuvorkommt und sie so guten Willen haben und wenn die Gnade mit ihnen dabei mitwirkt.

Allein um des Verdienstes von Jesus Christus willen werden Menschen vor Gott für gerecht geachtet. Sie werden allein durch den Glauben gerechtfertigt.

Die guten Werke, die Früchte des Glaubens sind und auf die Rechtfertigung folgend, sind, wenn sie auch die Sünden nicht sühnen und vor der Strenge des göttlichen Gerichts nicht bestehen können, dennoch Gott wohlgefällig und angenehm und fließen notwendig aus dem wahren und lebendigen Glauben. Daher kann an ihnen der lebendige Glaube deutlich erkannt werden.

Die römisch-katholische Kirche hat geirrt, nicht nur im Handeln und in den zeremoniellen Riten, sondern auch in Glaubenssachen.

Die Kirche hat das Recht, Riten festzusetzen, und Vollmacht in Glaubensstreitigkeiten. Doch ist es der Kirche nicht erlaubt, etwas anzuordnen, was dem geschriebenen Worte Gottes entgegen ist.

Allgemeine Konzilien können sich irren.

Die Lehre der römisch-katholischen Kirche vom Fegefeuer, von den Ablässen, von der Verehrung, der Anbetung der Bilder und Reliquien und der Anrufung der Heiligen ist eine nichtige und eitel erdichtete Sache.

In der Gemeinde darf nur öffentlich predigen und die Sakramente verwalten, wer dazu rechtmäßig berufen und gesandt ist. Dies sind diejenigen, die für dieses Werk von Menschen, denen dazu die Vollmacht in der Gemeinde gegeben ist, hinzugewählt und angenommen worden sind.

In der Gemeinde soll in einer Sprache geredet werden, die dem Volk bekannt ist.

Den Bischöfen, Priestern und Diakonen ist die Ehe erlaubt (also kein Zölibat vorgeschrieben).

Der König hat im Königreich England und in seinen übrigen Herrschaftsgebieten die höchste Gewalt, einschließlich der obersten Herrschaft in allen Dingen über alle Stände des Königreiches, kirchlichen und bürgerlichen, ist keiner auswärtigen Rechtsprechung unterworfen und darf es auch nicht sein.

Allen frommen Fürsten ist immer das Vorrecht zuerkannt worden, alle ihnen von Gott anvertrauten Stände und Klassen bei ihrer Pflicht erhalten und die Widerspenstigen und Übeltäter durch das weltliche Schwert in Zucht nehmen.

Der römische Papst hat keine rechtsprechende Gewalt im Königreich England. Gesetze des Königreiches können die Christen wegen todeswürdiger Verbrechen und schwerer Vergehen mit dem Tode bestrafen.

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Ich denke, der Mensch oder auch die Natur, hat ein Bestreben danach, Dinge auszugleichen. Die puritanische Seite ist in jedem Falle diese, dass man sagt, wir machen die Dinge radikal, abgeleitet vom Wortstamm "radix" aus dem Latein, was soviel bedeuten mag wie, die Dinge von der Wurzel her angehen, im Volksmund vielleicht zu übersetzen mit "Richtig, oder garnicht". Puritanisch bedeutet im Wesentlichen eine Art Verzicht auf Luxuriöses weitestgehend. Man ist dort sparsam und übt eine grundlegende Demut an den Tag. Die verstaatlichte Anglikanische ist nun quasi das Gegenteil davon, was ihre Haltung betrifft und mündet letztlich auch in einer Art von dem, was wir mit England auch verbinden, unter Anderem wäre hier auch eine Art von Ironie zu erkennen. Man ist hier wesentlich liberal-entspannter als beim, um den Schwenk jetzt zu machen, von Dir genannten ebenfalls staatlich orientierten Katholizismus, der ja von unten, von Rom ("römisch-katholisch" heißt es ja auch) kam. Statt Ironie und heiterem religiösen Humor findet man hier eben mehr Ernsthaftigkeit und Pathos. Das zeigt sich in z.B. der Unfehlbarkeit des Papstes und der Alternativlosigkeit des Dogmas. Wo bei Letzterem vielleicht mehr Überzeugtheit ist, ist bei den Angelsachsen eher Akzeptanz und Annahme, gesellschaftlich übergreifend dann Toleranz, aber auch Offenheit für das Neue.

Der englische König (Keine Ahnung welcher :D ) wollte sich von seiner Frau scheiden lassen und brauchte dazu die Einwilligung des Papstes. Der wollte nicht und so dachte sich der englische König "leck mich doch!" und gründete die anglikanische Kirche. Die Puritaner gehören da auch irgendwie rein frag am besten Wikipedia :)


puellanoctem 
Beitragsersteller
 11.03.2014, 20:52

Hab ich schon, aber paar fragen sind halt noch offen, weil ich's nicht ganz so verstehe...weil wie du sagst, hat sich die anglikanische Kirche vom papst abgewendet, aber wieso verfolgt diese dann die puritaner aufgrund der religion?

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LiloB  12.03.2014, 18:07
@puellanoctem

weil die Puritaner einer

protestantischen

Gruppe der anglikanischen Kirche angehörten. Sich aber keiner weltlichen Autorität unterordnen wollten. Heinrich der Achte war (mehr oder weniger aus persönlichen Gründen) Gründer der anglikanischen Kirche und bestand auf der Autorität der Kirche . Nicht aber der der katholischen- sondern der eigenen, von ihm gegründeten . Also - mehr oder weniger jeder gegen jeden,- Heinrich VIII (anglikanische Kirche) gegen den Papst (katholische Kirche) und beide gegen die Puritaner, die Religion und weltliche Macht trennen wollten.

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