Unterschied allegorie, Parabel und Gleichnis (Bibel)?

3 Antworten

Speziell zur Parabel (Literarische Form für das Gleichnis, wenn es sich um einen erfundenen interessierenden Einzelfall handelt) das Gleichnis vom guten Vater

Ausgangslage in der Situation Jesu:

Lk 15 1 Alle Zöllner und Sünder kamen zu ihm, um ihn zu hören. 2 Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen. 3 Da erzählte er ihnen ein Gleichnis

Es folgt dann zunächst das Gleichnis vom verlorenen Schaf und dann dein Gleichnis vom verlorenen Sohn. Heute bezeichnet man es als Gleichnis vom guten Vater.

Zum Inhalt: Zur Zeit Jesu lebten mehr Juden im römischen Reich als in Juda. Es war gar nicht so ungewöhnlich, dass ein Sohn schon sein Erbe haben möchte, um sich selbstständig zu machen. Auswanderung war normal.

Dass er dann zügellos sein Vermögen verschleudert, ist kein Vergehen gegen den Vater. Das ist eher seine Privatsache. Aber für Juden war es schon eine schlimme Sache, von Heiden abhängig zu sein und dann auch noch der Kontakt mit den unreinen Schweinen!

Leid tut ihm gar nichts. Es geht ihm nur einfach dreckig. Und dann probt er seine Rede (siehe Text). Aber ob er überhaupt das glaubt, was er da sagen will, bleibt unklar.

Jetzt der Vater: Er läuft ihm entgegen, fordert nichts, fragt nichts. Der Sohn spult seine Rede ab, ohne sie zu Ende zu kriegen, aber der Vater gibt ihm das beste Gewand (google mal unter dem Begriff „Investitur“! – Die Bekleidung bedeutet Macht), der Sohn bekommt den Siegelring = Geschäftsvollmacht. Das Tragen von Schuhen war Luxus, durch den sich Sklave und Freier unterschied.

Viele Einzelheiten werden erzählt, aber alles, was sich in der Handlung konkret ereignet und zu sehen ist: Verlangen des Erbes, Verlassen des Hauses, Verprassen des Guts in der Fremde, Schweinehirt, Rückweg, Entgegenlaufen des Vaters, Aufnahme, Gespräch mit dem älteren Sohn usw.  ist nicht das Gemeinte.

Wichtig ist nur, welcher Gedankengang, welche Idee dargestellt werden soll. Da lässt sich ausgehen von der Ausgangsfrage der Pharisäer.

Die gemeinte Sache ist dann, dass sich der Vater im Gleichnis so verhält, wie sich Gott verhält (Der Vater ist aber nicht mit Gott gleichzusetzen. Das ergibt sich schon aus der Rede des Sohnes: … Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt ….)

Ein Fehler früherer Zeit war, dass man das Gleichnis nur betrachtete als Aufforderung an den „verlorenen Sohn“ zurückzukehren: Wenn du bereust, nimmt Gott dich wieder auf.

Das Gleichnis richtete sich aber überhaupt nicht an den „Sünder“, sondern an die, die kein Verständnis dafür haben, dass Gott Sünder aufnimmt und Jesus sich um sie kümmert und ihnen sogar nachläuft (siehe am Anfang: Gleichnis vom verlorenen Schaf – Das hatte schon gar keine Chance mehr, zurückzukommen.)

Die eigentliche Aussage ist: So wie der Vater handelt, so handelt auch Gott. Und ihr (Pharisäer) seid aufgefordert, euch zu entscheiden, ob ihr gegenüber den Zöllnern und Sündern ebenso handelt (= Entscheidungsgleichnis)

Es handelt sich hier um ein zweigipfliges Gleichnis, bei dem der erste Teil bis zur Aufnahme des Sohnes geht, der zweite Teil dann das Problem mit dem älteren Sohn klärt.

Aber das ist dann ein weiteres Thema.

 

 

 

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Unterscheidung nach Literaturgattung:

Gleichnis im engeren Sinn: ein typischer Zustand: Senfkorn ....

Parabel: ein interessierender Einzelfall (Verlorener Sohn)

Beispielerzählung: ein interessierender Musterfall (Pharisäer und Zöllner)

Allegorie (sehr selten bei Gleichnissen!): frei erfundener Fall, die Deutung ist hier Zug um Zug, jeder Einzelteil hat seinen Vergleichspunkt (Königliche Hochzeit)

Früher wurde manchmal, was allerdings biblisch und literarwissenschaftlich falsch war ein Gleichnis mit einem Vergleichspunkt allegorisch gedeutet.

Beispiel zu Mt 13,33: Das Gleichnis vom Sauerteig: Und er erzählte ihnen noch ein Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit dem Sauerteig, den eine Frau unter einen großen Trog Mehl mischte, bis das Ganze durchsäuert war.

Darunter " ... sind die drei Weltteile Asien, Afrika und Europa, die sogenannte alte Welt, zu verstehen, da ja sehr bald nach Christi Tode der christliche Glaube sich in diesen drei Weltteilen auszubreiten begann." (aus: J. Kemper, Die Perikopenstunde, Hamm 19oo)

und noch eine:

"Nicht mit Gewalt und plötzlich (wie Muhammed und sein Schwert) sondern durch innere Überzeugung und gnadenvolle Erleuchtung hat das Himmelreich, d.h. unsere heil. Kirche und ihre Lehre, sich verbreitet unter den Nachkommen Sems, Chams und Japhets (die"drei Maß Mehl"), wovon nach der Überlieferung die hl. drei Könige die ersten Gläubigen darstellten. Verstand, Herz und Wille jedes Christen (wiederum die "drei Maß Mehl") wird vom heiligen Glauben ergriffen und wird gebessert."(A. Schmitzdiel, Samstagslehre. Ein Hilfsbuch für Katecheten, Paderborn 1891)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Lauta556 
Beitragsersteller
 10.02.2019, 17:47

Ist die Definition von Parabel falsch wenn man sagt das es eine frei erfundene, einmalige Handlung ist ? diese Handlung kann mal passiert sein, muss aber nicht ?

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Nadelwald75  10.02.2019, 17:57
@Lauta556

Kann man so sagen. Jedes Gleichnis, egal welche Literaturgattung ist frei erfunden.

Man kann auch noch weiter gehen und sagen: Wenn das Gleichnis tatsächlich auf ein wirkliches Ereignis zurückgehen sollte - was unwahrscheinlich ist - , dann ist das untypisch.

Gleichnisse sind eine typische Redeform der Rabbiner, in der sie etwas erklären wollen.

Ganz allgemein: Biblische Bildrede (Maschal), in der etwas erzählt wird, um eine Aussage zu illustrieren.. Dabei sind auch Abweichungen von der Realität möglich. )Zum Beispiel wird im Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen gesagt, dass die Türe am Schluss geschlossen ist. Das war bei einer Hochzeit gar nicht der Fall.)

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Lauta556 
Beitragsersteller
 10.02.2019, 23:14
@Nadelwald75

ein Gleichnis ist eine Rede in Bildern und vergleichen. Sie zeigen wie Gott mit den Menschen umgeht, wie er ist und was er von den Menschen erwartet.

Gleichnis im engeren Sinn ist ein Vergleich, der in Form einer Erzählung gestaltet ist. alltägliche Dinge werden zum Bild für die Wirklichkeit des Reiches Gottes.

parabel: nimmt als Vergleichsgrösse einen einmaligen außergewöhnlichen Fall, der die Botschaft um die es geht eindeutig illustriert.

Bei den beiden Sachen sollen die einzelzüge nicht ausgedeutet werden, sondern nur der Vergleichspunkt

allegorie: dort werden die einzelnen Bestandteile gedeutet

habe das jetzt im Internet gefunden.

ist das so richtig?

Das verstehe ich eher, als wie du das hier geschrieben hast.

Dad mit dem alles ist erfunden, habe ich verstanden.

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Lauta556 
Beitragsersteller
 12.02.2019, 22:20
@Nadelwald75

Hey sry für die erneute Störung, aber du scheinst dich ja mit Religion auszukennen

ich muss ein Referat über das Gleichnis vom verlorenen Sohn halten und als nächstes müsste ich die Frage klären, warum Jesus in Gleichnissen erzählte. Meine Begründung ist: einmal das Zitat von Matthäus 13 Vers 10-13

und dann:

jesus benutze sehr oft Gleichnisse, damit die Menschen seine Botschaft besser verstehen konnten. Jesus erzählte den Menschen von Gott. Aber wir können Gott nicht sehen. Er erzählte den Menschen vom Glauben, aber den Glauben kann man Nicht mit den Händen packen. Jesus erzählt vom Reich gottes, aber das Reich gottes kann man schlecht auseinander nehmen. Es fällt uns schwer solche Dinge und Themen zu verstehen. Deshalb hat Jesus einfache Geschichten aus dem Alltag erzählt. Er erzählte von Ackerbau, von Schafen und von Familien. Das sind alles Dinge, die die Menschen damals kannten.

aber Jesus hat diese Geschichten nicht erzählt, um die Leute zu unterhalten. Seine geschehen hatten einen Sinn. Sie sollen uns helfen, Gott und den Glauben besser zu verstehen. Sie erzählen von bekannten Dingen aus dem Alltag. Sie vergleichen diese alltäglichen Dinge mit Geistlichen Dingen, wie zb dem Glauben oder dem Gebet.

Deshalb werden diese Geschichten Gleichnisse genannt.

Wur benutzen solche Vergleiche auch in unserer Sprache: er schimpft wie ein Rohrspatz oder er ist stolz wie Oskar

das wäre meine Beschreibung ? Ist dies richtig und gibt es da sonst noch was zu ergänzen ?

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Nadelwald75  12.02.2019, 22:40
@Lauta556

Ich habe vielleicht morgen die Möglichkeit, dazu noch etwas zu schreiben.

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Nadelwald75  13.02.2019, 19:51
@Nadelwald75

Dein Text ist so in Ordnung, vielleicht noch auf die Rechtschreibung achten.

Meinen Ergänzungsvorschlag kannst du verwenden, wenn du möchtest oder vereinfachen, abändern, weglassen…)

Vorschlag:

Du kannst z.B. erst mal allgemein beginnen:

Die Schreiber des Neuen Testaments sind Orientalen. Wenn sie etwas darstellen wollen, schreiben sie keine Theorien, sondern erzählen Geschichten. Vor allem Gleichnisse sind eine typische Redeform der Rabbiner. Jesus verhält sich als Jude genauso und erzählt und benutzt sprachliche Bilder.

(Jetzt kommt dein Text bis:…Dinge, die die Menschen damals kannten…)

Einfügen: Hier spricht man dann von Gleichnissen im engeren Sinn.

Es gibt auch Gleichnisse, bei denen Jesus einen weniger bekannter Musterfall erzählt, z.B. vom Pharisäer und vom Zöllner oder eine Geschichte, die nicht so gewöhnlich ist, eine Parabel, z.B. vom verlorenen Sohn.

Bei allen Gleichnissen kommt es aber nicht auf die erzählten Einzelheiten an, sondern auf einen einzigen Punkt, der gemeint ist

Einmal erzählt Jesus auch ein Gleichnis, das man Allegorie nennt, weil es hier auf jeden einzelnen Punkt ankommt, z.B. das Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl.

Jetzt wieder dein Text (Aber Jesus hat diese Geschichten….), wobei du den Satz, dass sie von bekannten Dingen erzählen, herauslassen kannst. Das hast du oben schon gesagt.

Vorschlag zum Einfügen: Manchmal erzählt Jesus nicht, wie die Sache ausgeht, z.B.  im Gleichnis vom verlorenen Sohn. Wir erfahren nicht, ob der ältere Sohn zur Feier der Wiederkehr kommt oder nicht.

Das ist oft eine Herausforderung an den Hörerkreis und eine Aufforderung, sich selbst zu entscheiden.

Und dann dein Schluss: Wir benutzen….

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Nadelwald75  13.02.2019, 20:28
@Nadelwald75

Hallo Lauta556,

da du das Thema Verlorener Sohn hast, schicke ich dir noch als Ergänzung einige Überlegungen dazu.

Man spricht heute auchmehr vom "Gleichnis vom guten Vater". Es ist eine Sonderform, da es ein Doppelgleichnis ist. Im zweiten teil spielt sich dann die Diskussion zwischen dem Vater und dem älteren Sohn ab. Hier gibt es zum Schluss ein Angebot, aber keine Lösung, wie sich der Sohn entscheidet. Das muss der zuhörer selbst tun.

Zum ersten Teil schreibe ich dir als eigene Antwort und nicht als Kommentar. Das geht sonst unter.

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hier steht alles, besser als ich es dir beschreiben könnte.
https://de.wikipedia.org/wiki/Allegorie
Natürlich können in Parabeln und Gleichnissen allegorische Aussagen enthalten sein.