Untergang Roms durch Einwanderer?

4 Antworten

Es ist schwierig, auf Dauer stark zu sein. Ob der nächste Eroberer aus dem Inland kommt oder aus dem Ausland.

Doch der entscheidende Punkt dürfte sein, dass es eine insgesamt sehr unruhige Zeit war - ein einzelner Eroberer hätte einfach die vorhandenen Machtstrukturen soweit möglich übernommen, den Rest wieder aufgebaut und das Reich im Großen und Ganzen weiterlaufen lassen. Aber ein ständiges Hin und Her ist mit zu vielen Verlusten verbunden.

Streng für sich genommen war nicht die ausgebliebene Eroberung der Gebiete nördlich der Donau und östlich des Rheins ein Problem, sondern eher waren es die Kosten der Grenzverteidigung und die römischen Excursionen in noch nicht dem römischen Reich unterworfener Gebiete.

Zudem wurden auch die späteren Kaiser immer häufiger zunehmend fragwürdig in der Verwendung der Gelder vs. Grenzbefestigung und Armee.

Neueren Erkenntnissen zufolge sollen nicht die Germanen hinter den Grenzen und dem Limes das große Problem geworden sein, sondern die immer weiter zunehmenden Aufstände in bereits eroberten Gebieten Westeuropas in stetig weiter nachlassender Treue zu Rom.

Viel mehr scheint sich zu erhärten, dass zumindest im westlichen Teil des Römischen Reiches zu letzt immer weiter klar geworden sein könnte, dass freier Warenaustausch und Handel allen dort insgesamt mehr Wohlstand für alle brachte, als es in Aufrecht der reinen Unterwerfung in Kosten-Nutzen weiter der Fall gewesen sein konnte.

Endgültig bewiesen sind diese neueren Thesen jedoch auch noch nicht, zumal es zusätzlich auch noch von Osten über die ungarische Tiefebene verheerende Vorstöße anderer Volksgruppen bis weit nach Frankreich herein gegeben haben soll; u.A. durch Hanibal nach massiver Abholzung der Wälder im Vorlauf auf germanischem Gebiet für neuen Luxus römischer Erungenschaften unter vielen germanischen Stämmen im bereits längst laufenden Handel mit den Römern.

Die genannten integrierten Völker waren gewaltsam unterworfen worden. Als das Reich stark war.

Die nicht "integrierten" Germanen waren nicht unterworfen. Die hatte das Reich eingeladen, als es militärisch-staatlich schon schwach war. Und nicht nur als, sondern sogar deswegen.

Im weströmischen Reich hatte es eine Entwicklung gegeben, dass die Reichen keine Steuern mehr zahlen mussten. Damit verarmte der Staat und konnte Militär und Beamten nicht mehr so finanzieren wie vorher.

Die Kaiser und ihr Apparat verfielen daher auf die glorreiche Idee, die bedrohenden Stämme jenseits der Grenze einzuladen, bevor sie als Eroberer kommen würden. Und ihnen staatliche Aufgaben zu übertragen. So konnte man die Ausgaben für den eigenen Apparat scheinbar einsparen. Die Barbaren wurden also Armee und Verwaltung in den Grenzgebieten, ihre Häuptlinge de facto "römische" Gouverneure als Chefs der Streitkräfte und "Beamten", soweit man diesen Begriff für die Barbaren verwenden mag.

Da waren dann also nicht mehr die Römer die Herren und die Barbaren die Knechte, sondern quasi umgekehrt.

Also integrierten die Baren die Römer in ihre Kultur. Jedenfalls teilweise bzw. es gab gegenseitige Integration statt einseitiger.

In Ostrom geschah das nicht. Der Staat besteuerte weiter und konnte seine Armee und Verwaltung nach wie vor finanzieren.

Die Machtstruktur des Römischen Reichs hatte sich durch die Antoninische Pest https://de.wikipedia.org/wiki/Antoninische_Pest und deren Fortsetzung der Cyprianischen Pest https://de.wikipedia.org/wiki/Cyprianische_Pest knapp hundert Jahre später aufgelöst. Diese Pandemie war wesendlich schlimmer als Corona mit 2000 Toten täglich kurzfristig alleine in der Stadt Rom.

Als die Pandemie ausbrach stand das Römische Reich auf den Höhepunkt der Macht. Die Pandemie führte dazu, dass es nicht einmal einen echten Herrscher mehr gab. Zwischen 235-285 herrschten etwa Hundert Augusti Mit- und Gegeneinander. Einige davon wurden nur von einer Legion in einer abgelegenen Provinz zum Augusti ernannt und gelangten nie wirklich an die Macht, andere waren zumindest kurzfristig richtige Herrscher. Das damals das Römische Reich noch nicht unter gegangen ist lag nur daran, dass der Verwaltungsapparat noch funktionierte und die umliegenden Reiche ebenfalls durch die Pandemie geschwächt waren.

Diocletianus (284-305) reorganisierte das Römische Reich und durch seine kluge Entscheidung der Gewaltenteilung schaffte er kurzfristig wieder Stärke und Sicherheit.

Leider zerstörte Constantinus I. 308-337 (auch Konstantin der Große genannt) diese neuen Strukturen und richtete die Machtstrukturen nach seiner Persönlichkeit aus. Er war ein gewissenloser Machtmensch mit hervorragenden taktischen Wissen und durch seine Skrupellosigkeit konnte er als absolutistischer Herrscher regieren. Dazu war jedoch das Römische Reich von seiner Struktur und seiner Bevölkerung her nicht geschaffen und nur so ein Typ wie Constantinus I. gelang es.

Theodosius I. 379-395 war der letzte Augustus, welcher noch mit voller Machtfülle über das Römische Reich regierte. Seinen Söhnen traute er es wohl nicht zu, es ebenso zu schaffen, so erhielt sein älterer Sohn Arkadios (395-408) die Osthälfte und sein jüngerer Sohn Honorius (395-423) die Westhälfte.

Honorius war ein schwacher Herrscher, welcher nur Augustus durch Erbschaft hat werden können. Sein germanischer Feldherr Stilicho regierte für ihn.

In der Osthälfte kam nach Arkadios dessen Sohn Theodosios II. an die Macht. Er hatte zwar den Namen des Großvaters, jedoch nicht sein politisches und strategisches Denken. Er war so schwach, dass 414-453 seine Schwester Pulcheria als Augusta für ihn regierte.

Bei so schwachen Regenten ist es für Feinde leicht. Traurig wurde es, als der im Westen regierende Augustus Valentinianus III. sich mit seinen Feldherren Aetius zerstritt. Beide fanden dadurch den Tod und nun gab es gar keinen echten Augustus mehr im Westreich. Solange beide vereint regiert hatten, konnten sie die Hunnen besiegen und von den Grenzen fern halten.

Die darauf folgenden Augusti zeichneten sich durch Machtlosigkeit aus. 465-467 regierte dann erstmals gar kein Augustus mehr im Westreich. Der germanische Feldherr Ricimer regierte stattdessen.

Da nur im Römischen Reich geborene Menschen Augustus werden konnten, war es in dieser Spätphase fatal, dass die bedeutendsten Feldherren alle keine echten Römer mehr waren. Der Feldherr Orestes war der letzte, welcher durch seinen Sohn Romulus Augustulus versuchte zu regieren. Danach versuchte es erfolglos der Germane Odoaker 476-493, dann war das Reich nicht mehr existent.

Sicher hat die Völkerwanderung mit zum Untergang beigetragen, doch meines Erachtens waren es die zerrütteten inneren Strukturen, welches zum Ende geführt hatten.

Das Oströmische Reich hatte Glück, dass 518-527 mit Justinos I. ein strategisch kluger Feldherr Augustus wurde und nach diesem, sein ebenfalls kluger Neffe Justinianos I. 527-565. Auch das Ostreich hatte zuvor kurz vor der Auflösung gestanden.

Woher ich das weiß:Hobby