Unordentliche Wohnung, psy. Probleme oder Faulheit?

6 Antworten

Ehrlich gesagt bin ich der Meinung, dass Faulheit in dem Sinne gar nicht so häufig vorkommt, wie das einige darstellen.

Wieso? Weil Faulheit nicht wirklich etwas Natürliches ist. Faulheit hat unsere Vorfahren nicht weitergebracht. Wäre der Mensch so faul, dann gäbe es uns heute sehr wahrscheinlich gar nicht mehr.

Ich denke, "Faulheit" hat sehr oft andere Gründe. Beispielsweise:

  • Stress
  • Überforderung
  • Burnout
  • Depression
  • Executive Dysfunction
  • Sensory Overload
  • uvm.

Denn um etwas tun zu können, muss man mehr als nur Zeit haben. Ich habe theoretisch jeden Tag stundenlang Zeit, aufzuräumen, zu staubsaugen usw. Mache ich es so oft und so gründlich, wie ich es sollte? Nein. Wieso mache ich es nicht? Weil ich es nicht tun will? Nein. Ich will es tun, denn ich fühle mich in einem aufgeräumten Zimmer viel besser und fühle mich nach dem Aufräumen besser.

Wenn jemand im Chaos funktioniert, aufblüht, ist die Person dann wirklich ... faul? Faulheit würde in dem Fall doch bedeuten, dass sie es tun muss - was sie nicht muss, solange sie alles findet und sich nicht verletzt -, es jedoch nicht tun will.

Etwas anderes wäre es, wenn die Essensreste ungebetene Tierchen anlocken, wenn die Unordnung Sorgen um die eigene Gesundheit rechtfertigt. Aber niemand, der nicht schwer psychisch krank ist (z.B. Depressionen, Traumata, Phobien etc.), lebt freiwillig so. Und krank (oder behindert) sein, ist keine Faulheit.

"Faul" wird mir viel zu oft sinnlos herumgeworfen. "Du bist doch nur faul", "Sei nicht so faul", "Hör' auf Faulzulenzen", ... (Das kann auch sehr schnell sehr ableistisch werden.)

All die Zeit der Welt zu haben ist toll. Aber ganz offensichtlich ist das nicht alles. Es gibt Leute, die haben einen Vollzeitjob, müssen sich um ihre Kinder/Familie kümmern und können nebenbei noch den Haushalt schmeißen, kochen usw.

Zeit ist in dem Fall also weniger ausschlaggebend.

Wir dürfen auch nicht vergessen, dass verschiedene Menschen verschieden stark belastbar sind. Was manch einer als "Nichtstun" ansieht, ist für den anderen etwas, für das er sich wirklich aufraffen und anstrengen musste. Was manch einer als "Faulenzen" ansieht, ist für den anderen eine dringend nötige Verschnaufspause.

Faulheit hat keine Begründung. Die Begründung von Faulheit geht nicht tiefer als "Will nicht, kein Bock". Und ich denke, häufig ist da mehr untendrunter als "kein Bock". Wieso hat jemand "kein Bock"? Ist es wirklich so oft "kein Bock", wie viele denken, oder ist es nicht öfter doch eher ... "Ich hab beim besten Willen absolut keine Energie dafür gerade" o.Ä.?

Ich sage auch häufig, dass ich faul bin. Einfach, weil es einfacher ist. Aber bin ich wirklich-wirklich faul? Nein. Faulheit bedeutet, dass du die Energie hast, etwas zu tun, dich jedoch dafür entscheidest, nichts zu tun. Doch während ich das eine nicht tue, tue ich etwas anderes. Es mag häufig nicht so wichtig, nicht so produktiv sein, wie das, was ich eigentlich tun müsste. Nichtsdestotrotz kostet es mich Energie. Und wenn ich meine Energie benutze - egal, für was - dann ist es keine Faulheit.

Faulheit wird von Außenstehenden oft als "Zeit, in der man nichts tut und sich unverdient entspannt" angesehen.

Aber:

1. Woher weiß man, ob es unverdient ist?

2. Woher weiß man, wie viel die Person gerade schaffen kann?

3. Inwiefern kann man wirklich Nichtstun und inwiefern ist Nichtstun wirklich entspannend? Und ich meine nicht kurz, mal 5 Minuten nichts tun. Macht Faulheit glücklich? Faulheit - die Faulheit, an die viele denken - wird doch von Außenstehenden als für den "Faulenzer" entspanned angesehen ...

Aber ist es das?

Für mich nicht. Vielleicht, weil ich nicht Faulenze. Weil ich nie nichts tue. Wie kann man nichts tun? Wie kann man faulenzen? Wie kann man an nichts denken? Man kann nicht an nichts denken, denn dafür müssten wir wissen, wie nichts aussieht. Es gibt nicht nichts. Das eigene Gehirn kann einen erschöpfen, selbst, wenn der Körper sich keinen Millimeter rührt.

Wie kann man über einen verlängerten Zeitraum, regelmäßig faulenzen, ohne, dass einem dabei früher oder später langweilig wird, man sich unzufrieden fühlt?

Wenn du den Müll rausbringen musst, weil morgen die Müllabfuhr kommt, du dennoch "keine Lust" hast - Hast du dann wirklich einfach nur "keine Lust"? Oder ist es nicht eher so, dass Gedanken aufkommen, wie z.B. "Dann muss ich mir jetzt extra etwas überwerfen/Muss ich die ganzen Treppen runter und hoch/Das stinkt dann wieder/Ist viel zu heiß/kalt draußen/Was wenn der Nachbar kommt und mich etwas fragt?/Ich hab heute schon so viel geschleppt/Mein Rücken (oder anderes Körperteil) bringt mich um/Wo ist der Sinn und Zweck, Müll rauszubringen, wenn wir eh alle irgendwann sterben werden"?

Wenn das Kind etwas tun soll (z.B. sein Zimmer aufräumen), sich aber dagegen sträubt: Ist es dann wirklich faul, oder lediglich überfordert, sich unsicher, verwirrt, verängstigt?

All diese Gedanken, Ängste, Gründe mögen für den einen mehr, für den anderen weniger valide sein, doch wie valide oder nicht-valide sie für Außenstehende sind, ist ziemlich egal. Ganz offensichtlich sind sie für denjenigen, der sie erlebt, valide genug.

Deshalb: Ja, eine wirklich dreckige, unaufgeräumte Wohnung, deutet sehr oft - wenn nicht sogar fast immer - auf Probleme hin. Diese müssen nicht immer psychischer Natur sein und wie tiefgreifend diese Probleme sind, ist auch sehr verschieden, doch es sind und bleiben Probleme, die einen einschränken.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Keine Ahnung und davon jede Menge

Kann beides sein.

Am besten fragt man die Person selber. Wobei faule Menschen oft sagen das sie es derzeit nicht schaffen was gleichzeitig auch eine Person sagen kann die psychische Probleme hat

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ohne die Person zu kennen kann man das nicht pauschal sagen. Auch faule Menschen verlieren manchmal einfach den Überblick über das Chaos und können sich dann nicht mehr aufraffen, das Chaos zu beseitigen. Das kann aber genauso bei zB depressiven Menschen passieren. Wenn es jemanden betrifft, den du kennst, kannst du anbieten, mitzuhelfen, wieder Ordnung zu schaffen. Nicht aufdrängen, sondern anbieten. Zusammen macht sowas mehr Spaß und ist effizienter.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Mein "Lebensbuch" erweitert sich täglich durch Erfahrungen.

ja, nein, vielleicht?
Das ist doch ganz individuell, es kann genausogut sein, das die Person z.B. wegen Depression nicht die Energie hat aufzuräumen wie auch das sie einfach grade keine Lust hat oder was anderes zu tun hatte. Zuhause zu sein bedeutet ja nicht zwangsläufug auch Freizeit zu haben.
Manche Leute lassen dei sachen auch erstmal stehen und räumen dann alles auf einen Rutsch weg z.B. bevor sie kochen.

Prinzipiell geht dich aber andererleuts Küche exakt garnichts an, was man in der eigenen Wohnung macht ist jedem seine Privatsache so lange es nicht stinkt oder Getier anlockt.

Sowohl als auch. Kann an Faulheit liegen, aber auch an psychischen Problemen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Schwere Depressionen {diagnostiziert}