Unnormale Angst - Fremdsprache zu sprechen?
Ich lebe jetzt seit einem halben Jahr in Frankreich, bin nur mit sehr groben Sprachkenntnissen hergekommen. Ich lebe bei meinem Freund, der Franzose ist, aber fließend Englisch kann, und ein Teil seiner Familie spricht auch etwas Englisch. Ich habe seit ich denken kann, extreme Angst, Französisch zu sprechen, es überträgt sich auch aufs Schreiben, obwohl ich Texte und Gesprochenes mittlerweile ziemlich gut verstehe. Ich traue mich auch nicht, allein vor mir selbst zu sprechen. Eigentlich bin ich absolut kein Perfektionist, aber was Französisch betrifft, erwarte ich unlogischerweise von mir, perfekt und akzentfrei zu klingen. Selbst die einfachten Wörter kommen nicht aus mir heraus, mein Freund hat mittlerweile schon keine Lust mehr, mit mir zu üben. Auch jüngere Mitglieder seiner Familie verzweifeln langsam an mir, jeder 3-jährige kann besser sprechen als ich. Eigentlich weiß ich ja nicht mal, wie mein Französisch klingt, weil ich eben diese unnormale Angst habe, etwas falsch auszusprechen. Ähnlich ist es beim Schreiben, obwohl ich Texte weitesgehend flüssig lesen kann, fällt es mir immer noch schwer, die einfachsten Sätze selbst zu bilden. Manchmal könnte ich es, aber ich würde mir gefühlsmäßig lieber die Finger abhacken und die Zunge abschneiden, als dass meine Angst mir erlauben würde, es zu versuchen.
Da ich in Frankreich wohne, kann ich mich nicht therapieren lassen. Dazu müsste ich ja die Sprache sprechen. Hat jemand eine Idee für mich? Alkohol trinken um lockerer zu werden geht nicht, habs mal probiert, die Hemmschwelle war immer noch da. Ich denke, diese Angst sitzt wirklich sehr tief und ist kompliziert verzweigt. Aber wo die Ursache liegt, weiß ich nicht.
4 Antworten
Ich würde vor Radio/Fernsehen/Video/Hörbuch üben und erst einmaleinfach nachquuatschen. Und ev. franz- bücher laut vorlesen (z.B. buch gedruckt und als hörbuch kaufen, hören, selber vorlesen)...
Französiischer akzent ist nicht leicht zu lernen, und deutscher akzennt klingt tatsächlich nicht sehr schön auf französsch...
Als mentaler triick kann diir auch helfen, dass du "schauspieleerst", d.h. wenn du F übst, dann bist du nicht du selber, sondern du imitiierst jemand anders. Das entfremdet dich ein bisschen von der fremden sprache und macht es dir leichter, die Sprechmuster deiner Muttersprache zu durchbrechen.
Das ist tatsächlich mal etwas, das ich mir zutrauen würde und definitiv mal ausprobieren werde. Danke!
Alles ganz normal. Tues einfach! Sprich französisch und denk immer daran, wie blöd es sich anhört wenn ein Franzose deutsch spricht
Das ist natürlich blöd. Dann würde ich dir auch eine art therapie empfehlen
Eben genau das fällt mir so schwer. Es "einfach zu tun" ohne nachzudenken, wie es klingt. Wenn ich das könnte, hätte ich dieses Problem ja nicht.
Du arme... aber ich denke, deine "neue" Familie wurde dich aufjedenfall verbessern oder dir auf jeden fall nicht böse sein wenn du etwas falsch aussprichst.
Der Angst vor Fehler ist die Probleme aus den Sprachunterricht bei der Schule. Wenn du Fehler machst, dann bekommst du schlechte Noten. So kann man die Schüler verunsichern. Das Leben gibt dir keine schlechte Noten, wenn du Fehler macht. Ab mit dem Maximalismus!