Umgekehrte Tarot-Karten?

1 Antwort

Beim Tarot ist es wichtig, sich einen umfassenden Eindruck jeder einzelnen Karte sehr bewusst zu erarbeiten. Ansonsten gehen spezielle und wichtige Bedeutungen bereits sehr früh verloren und fehlen dann später. Wenn man in sehr jungem Alter beginnt, sich mit Tarot zu beschäftigen, fehlen noch Lebenserfahrungen und Perspektiven - was dann dazu führt, dass man seine "Lieblingsbedeutungen" hat (die, die man leicht versteht und nachvolzieht) - und die komplizierteren Bedeutungen vernachlässigt und bald dann auch ganz aus den Augen verliert.

Da gibt es eine ganze Reihe möglicher Bedeutungen für jede einzelne Karte, allein schon, wenn man sie nur "auf den Füßen stehend" verwenden möchte. Daher sollte man hier nicht nur die Bedeutungen aus den kleinen Beiheftchen nehmen, die einem Deck oft beigelegt sind, sondern hier zusätzlich auch nach weiteren oder auch nur auf andere Weise beschriebenen Bedeutungen suchen und diese vergleichen und sammeln. Je umfassender das Verständnis um die Bedeutungen der einzelnen Karte, desto vielseitiger und genauer kann man später dann auch damit auf die jeweilige Situation bezogen arbeiten.

Die umgekehrte Karte zeigt durchaus hier und da die Kehrseite, das Gegenteil der aufrechten - aber: Davon abgesehen, dass es gar nicht zu jeder Bedeutung einer Karte auch ein exaktes "Gegenteil" gäbe, sind da auch noch Bedeutungen, die in ganz anderem Verhältnis zu den aufrechten Bedeutungen stehen. Die umgekehrte Karte kann die Bedeutungen der aufrechten ebenso auch in ihr Extrem verwandeln, sie weiterführen, mildern oder in ganz konkrete, speziellere Richtungen umlenken.

So kann manche umgekehrte Karte zum Beispiel vor einem "Zuviel" der guten Eigenschaften der aufrechten Bedeutungen warnen, sie kann sie aber auch inhaltlich "auflösen", entschärfen, verstärken (positiv und negativ) oder schlichtweg völlig andere Bedeutungen bringen. Und in mancher Karte stecken auch grundsätzlich beide Seiten zugleich, egal, ob sie auf dem Kopf oder den Füßen erscheint. Hier hat dann buchstäblich jede Münze zwei Seiten und man bekommt das Eine nicht ohne das Andere.

Das alles muss gelernt werden. Es gibt gute Tarotkartenleger, die sich aber ganz auf die aufrechte Seite der Karten konzentrieren und die Karten nicht umgekehrt deuten. Dann zeigen also immer alle Karten beim Mischen in die selbe Richtung. Es braucht Jahre, bis allein die aufrechten Bilder und deren zahlreiche Bedeutungen gelernt sind, bis der Kartenleger sie auswendig und auch in Verbindung mit anderen Karten, der jeweiligen Position im Kartenbild sowie in Bezug auf das Problem kennt und spontan anwenden kann.

Wenn man die mögliche Symbolik der Karten nicht lediglich sehr flach und schlicht lernen, sondern hier vielschichtiger und variabler arbeiten möchte, würde ich raten, sich hier erst einige Jahre nur auf die eine Richtung zu konzentrieren und erst, wenn diese vollständig beherrrscht wird, auch die Kehrseite dazu zu nehmen. Wenn man sich aber entschließt, die komplexe Symbolik auf nur wenige und schlichte Bedeutungen pro Karte zu verkürzen, dann könnte man hier auch gleich jede Karte zusammen mit ihrer umgekehrten Bedeutung lernen.

Ich persönlich rate Anfängern oft, mit einer der vielen an die Symbolik des Raider-Waite Tarot angelehnten Versionen zu beginnen und hier zunächst die jeweiligen Bedeutungen im Beiheft des Decks mit denen zu vergleichen, die z.B. im Buch von Rachel Pollack zum originalen Raider-Waite Tarot beschrieben sind. Dieses Buch kann auch zur Deutung von Decks verhelfen, die nur anhand ihrer Symbolik ans Raider-Waite Tarot angelehnt sind.

Ich lege unter anderem z.B. auch mit einem solchen, dem amerikanischen Golden Tarot von Kat Black, bei dem jede Karte eine Collage aus alten Renaissance- und Mittelalter-Gemälden darstellt, die aber die typische Raider-Waite-Symbolik enthalten (Bild).

Im Buch von Rachel Pollack finden sich sehr ausführliche Beschreibungen pro Karte, die sich getrennt auf die aufrechte und dann auch auf die ungekehrte Karte beziehen - wenn auch in längeren Fließtexten, die über die lange Dauer des Übens und Nachschlagens schwierig zu überblicken sind. Es lohnt sich, hier die wesentlichen Bedeutungen und Aspekte mit der Zeit heraus zu schreiben - und sie dann auch durch die umgekehrten Karten zu ergänzen. Entweder sofort - oder nachdem man soweit ist, mit den aufrechten Karten bereits spontan legen und sicher deuten zu können.

Genauso könnte man aber auch mit den 22 großen Arkana beginnen und hier gleich auch die umgekehrten Bedeutungen mit dazu nehmen - und später dann auch nach und nach die 56 kleinen Arkana lernen und verinnerlichen. Hier gibt es kein Rezept, das auf jeden passt - am Besten ausprobieren, womit Du am Besten zurecht kommst!

Tarot - (lesen, Karten, spirituell) Golden Tarot - (lesen, Karten, spirituell)

kimy2j  10.04.2014, 09:28

Um sich mit den Grundbedeutungen und Prinzipien der Karten vertraut zu machen, empfehle ich auch immer gerne www.tarot.de, die Seite des inzwischen leider verstorbenen Hajo Banzhaf, seines Zeichens einer der großen Wegbereiter für die breitere Anerkennung dieses wunderbaren Systems.

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DannaLamaa 
Fragesteller
 24.04.2014, 17:38

Woah, danke für deinen langen Kommentar! :0 Er hat mir wirklich seehr geholfen, ich hab auch schon angefangen die einzelnen Karten auf verschiedenen websites undso nach der bedeutung zu suchen. (bin mit den "majors" schon fast durch ^^) Hab mir auch das "Crowley"-Tarot gekauft :3 Danke nochmal für diesen unheimlich hilfreichen beitrag! :D LLLG

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MissMarplesGown  28.04.2014, 14:49
@DannaLamaa

Gern...!

Crowley... bist Du sicher?

Was meinst Du mit "Hab mir auch das "Crowley"-Tarot gekauft" - dass Du auch ein anderes hast? Beginne mit dem anderen, nicht mit Crowley. Crowley ist nicht = Tarot, Crowley ist Crowley. Über Aleister Crowley bist Du informiert?

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