Umgang mit Schuld nach Mobbing?

5 Antworten

Wenn jemand im Leben abstürzt, ist das selten auf eine einzige Person, die ihm übel mitgespielt hat, zurückzuführen. Da passen bei ihm mehrere Dinge nicht.

Ich wurde auch jahrelang in der Schule gemobbt. Und so sehr ich meinen damaligen Haupt-Mobber dafür hasse, muss ich dennoch sagen, dass das nur ein Faktor von vielen war. Ich hatte auch in der Familie keinen Rückhalt und das wiegt weit schwerer als das Mobbing. Ich denke sogar, wenn ich Rückkhalt meiner Familie gehabt hätte, dann wäre es mit dem Mobbing nie so weit gekommen.

Also ja, du hast ihm zwar sicher nicht geholfen mit deinem Mobbing, aber du bist auch nicht der Hauptschuldige daran, dass er drogensüchtig wurde. Da haben ganz andere Sachen auch mit zu tun.

Du kannst ihn ja kontaktieren und ihm sagen, dass dir das, was du ihm früher angetan hast, leid tut.

Du brauchst keine Schuldgefühle haben. Mobbing ist scheiße. Das ist Fakt. Du hast dir deine Fehler eingestanden und hast selbstreflektiert zurückgeblickt. Mehr kannst du nicht machen.

Auch wenn man gemobbt wird, hat man immernoch ein Leben danach.

Entweder nimmt man sein Leben selbst in die Hand und kämpft für seine Ziele oder man hängt in der Vergangenheit rum und macht mit Drogen- oder Alkoholkonsum sein Leben kaputt.

Die Entscheidung trägt jeder selbst. Die Vergangenheit als Grund zu nehmen, weshalb man Drogen oder ähnliches nimmt, sehe ich als schlechte Rechtfertigung.

Er hat eben einfach ein schlechtes Umfeld gewählt.

Ich denke, dass Stift klauen oder ähnliches nicht so dramatisch sind. Eher persönliche Beleidigungen, die sich der gemobbt dann zu Herzen nimmt.

Ich glaube Nicht, dass du damit sein Leben zerstört hast. Mach dich nicht zu arg runter deswegen. Aber klar ist, das Mobbing echt schlimme Folgen haben kann. Aber Drogen muss man ja nicht deswegen nehmen. So schlau muss man schon selbst sein

Ich selbst würde früher auch gemobbt und leide seitdem unter starken angstzuständen, die mein Leben echt dominieren und unter denen ich stark leide. Es sind meistens sensible Menschen.

Aber toll, das du dazu stehst, angstzuständen zu haben. Ich finde es ganz wichtig, dass Menschen darüber sprechen und nicht versuchen es zu verstecken.

Ich drücke mich als vor der Therapie, obwohl ich sie bräuchte.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Acog320 
Beitragsersteller
 13.12.2021, 11:05

Ich selber bin selbst sehr sensibel und unheimlich mitfühlend. Was für Angstzustände hast du? Bei mir resultiert das schon aus früher Kindheit weil man bei mir Ängste falsch behandelt hat ... das hat mich zu einem sehr Unsicheren Menschen gemacht. Wie schlimm ist es bei dir?

0
Andreas6676  13.12.2021, 12:28
@Acog320

Ich habe Angst vor jeglicher Art Kontakt mit Menschen. Mein Hausarzt meinte "soziale Phobie". Ich kann es nicht ertragen, wenn ich mich mit anderen Menschen umgebe. Mit ganz wenig Ausnahmen. Ich werde dann nervös, panisch, fange an zu schwitzen.

Ich bin froh, dass ich einen weg für mich gefunden habe, damit umzugehen. Habe eine passende Arbeit gefunden und meine Familie, die ich liebe. Nur wenig Freunde leider. Es gehen nur Menschen, denen ich 100 % vertraue.

Wie gestaltet sich denn deine Therapie?

0

Da ich gerade selbst auch wieder mit Schuldgefühlen kämpfe:

Ich habe gelernt, dass es im Leben nie um Schuld geht. Es geht immer um Verantwortung! Wir können aber nur so viel Verantwortung übernehmen, wie wir eben zu dem Zeitpunkt auch wirklich tragen können!

Insofern: Verzeih dir selbst!

Du bist nicht Schuld am Leben dieses Mannes! Er hat eben auch nicht die Verantwortung für sich damals übernommen, hat sich keine Hilfe gesucht und scheint dies offenbar immer noch nicht zu tun.

Jeder Mensch ist in letzter Konsequenz für sich selbst verantwortlich. Es ist dein Leben und du alleine trägst dafür die Verantwortung, die beste Version deiner Selbst zu sein - in jedem Moment!


tanteerna68  13.12.2021, 10:39

Das ist in der Grundsache zwar richtig, entzieht Dich aber der von Dir genannten Verantwortung für dein Handeln. Wie er schrieb, hätte er das alles ins Rolle bringen können (wir wissen es natürlich nicht genau).

Aber zu argumentieren, dass jeder für sein Leben allein verantwortlich ist und dieser Junge damals hätte sein Leben in die Hand hätte nehmen sollen, wenn gleich er gemobbt worden ist, sagt aus, dass die Mobber einen Freifahrtsschein für ihr Handeln hätten und dafür eben keine Verantwortung übernehmen müssten. Immerhin ist es nicht deren Leben und dafür haben sie keine Verantwortung.

Das ist gelinde gesagt der Versuch eine Entschuldigung für asoziales und rücksichtsloeses Verhalten zu finden und sich selbst aus der Verantwortung zu ziehen.

1
GutenTag2019  13.12.2021, 10:45
@tanteerna68
(dumme Sprüche vor der Klasse, mal nen Stift geklaut in der Schule usw.).

Das nennst du Mobbing? Wirklich? Dann wurde damals jeder in meiner Klasse gemobbt.

Die FS ist wegen einer Angststörung in Therapie. Damit geht ein Hang zum Drama einher. Insofern nehme ich das so wahr, dass hier die eigene Handlung dramatisiert wurde. Warum der Mann letztendlich abgerutscht ist, können wir hier kaum beurteilen.

Fakt ist aber, dass die FS hier Hilfe erwartet und ihr ein schlechtes Gewissen zu machen, schadet ihr!

1
tanteerna68  13.12.2021, 10:50
@GutenTag2019

Du formulierst es aber anders. Sicherlich hast Du Recht, bezogen auf den Fragesteller und ja, ich kenne das mit den Angstzuständen selbst. Ich kann Dir aber, wie ich es oben beschrieben habe, zustimmen, da es so beschreibst, dass man keinerlei Verantwortung für sein Handeln übernehmen muss...

Solche Sätze z.B.:

Jeder Mensch ist in letzter Konsequenz für sich selbst verantwortlich.

Es wär etwas anderes gewesen, hättest Du geschrieben, dass er lt. seiner Ausführungen kein Mobbing betrieben. Das hast Du erst getan, nachdem ich deine Aussage in Frage gestellt habe. Verstehst, Du wie ich das meine?

0
GutenTag2019  13.12.2021, 10:56
@tanteerna68

Es ist gut, dass wir das noch klären. Ich habe meinen Kommentar natürlich auf Basis meiner Wahrnehmung geschrieben.

Du hast natürlich insofern Recht, dass ein Kind, also in diesem Fall der abgerutschte junge Mann, noch nicht fähig ist, die Verantwortung für sich zu übernehmen. Da erklärt Frostfeuer sehr gut, dass es mehrere Faktoren für einen solchen Verlauf braucht.

Wäre die FS tatsächlich dafür alleine verantwortlich, würden wir ihr auch gleichzeitig sehr viel Macht übertragen!

Am Ende muss die Thematik in der Therapie geklärt werden, damit ein gesundes Maß an Verantwortung und Macht übernommen werden kann.

Danke an dich für das kritische Hinterfragen!

1
tanteerna68  13.12.2021, 11:05
@GutenTag2019

Danke für Dein Verständnis. Ist auch nicht jedem gegeben auf Kritik so zu reagieren :-)

0

Vielleicht kannst du versuchen Kontakt mit ihm aufzunehmen und dann sagen wie leid es dir tut.