Tubus für die Erste Hilfe?

nicht sinnvoll 85%
sinnvoll 15%

13 Stimmen

9 Antworten

nicht sinnvoll

Hi,

im Grunde muss man hier ein paar Punkte unterscheiden.

Macht das Sinn euer Meinung nach

Vorneweg: nein, macht es nicht.

Man sollte sich vor Augen führen, wie oft solches Equipment allein im Regelrettungsdienst mit weitaus höher Anwendungsfrequenz überhaupt benötigt wird: nämlich ziemlich selten.

Als "zufälliger" Ersthelfer kann man getrost davon ausgehen, dass man den "Anwendungsfall" schlicht nicht erleben wird - man bereitet sich hier auf einen Fall vor, dessen Eintreten letztendlich nicht wahrscheinlich ist.

Zweiter Gedanke dazu: Erste Hilfe ist Erste Hilfe.

Die Erste Hilfe beschränkt sich schlicht und ergreifend auf Basismaßnahmen - wenn "mehr" erforderlich ist, dann ist sowieso die Indikation für den Rettungsdienst gegeben und den Zeitraum bis zum Eintreffen kann man problemlos mit einer ganz normalen Basisversorgung auf EH-Niveau überbrücken.

Es ist schlicht und ergreifend nicht Sinn und Zweck, einen akut kritischen Patienten als Ersthelfer "austherapiert" zu übergeben. Funktionieren tut's eh nicht.

wie ist das rechtlich?

Der Ersthelfer ist im Rahmen der Ersten Hilfe geschützt.

Überschreitet man die Grenze der Ersthelfermaßnahmen - was bei invasiven Maßnahmen wie einem LT definitiv gegeben ist - kann man sich nicht mehr auf diesen Grundsatz berufen.

Wer wie ein Profi handeln will, wird auch aus juristischer Sicht wie ein Profi behandelt. Bedeutet: man haftet straf- und zivilrechtlich in vollen Umfang für die eigenen Handlungen.

Persönliche Meinung

Man kann, soll und muss die Kirche im Dorf lassen - gerade als Berufsanfänger ohne besondere Erfahrung.

Weil es in den Kommentaren aufgetaucht ist, auch zu

Die Medizincommunity ist so toxisch..

meine zwei Cent.

Die Medizincommunity ist nicht toxisch - aber direkt. Und das umso mehr, wenn einfach eine Patientengefährdung im Raum steht.

Mit zwei Tagen Fortbildung ist man schlicht und ergreifend meilenweit vom sicheren Beherrschen - das für die Anwendung einfach eine Voraussetzung ist - entfernt.

Man muss auch bedenken, dass "alleine auf der Straße" eine völlig andere Situation ist als innerklinisch, wo stets Fachkräfte und Ärzte in Rufweite in einer tendenziell geordneten Situation sind. Allein einsatztaktisch wird hier auffallen, dass eine Anwendung im Erstangriff de facto kaum möglich ist, wenn man so halbwegs lege artis arbeiten will.

Fazit

Als Ersthelfer sind Basismaßnahmen das A und O - egal, welche Ausbildung man innehat oder irgendwann anstrebt.

Mit diesen lässt sich die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes problemlos überbrücken und diese sind, im Gegensatz zu invasiven Spielereien, tatsächlich lebensrettend.

Ein Patient stirbt nicht, weil ihm der Ersthelfer den LT vorenthält, sondern eher, weil währenddessen dann munter zwei Minuten nicht gedrückt wird oder so lange vom Ungeübten mit dem LT im Patienten herumgestochert wurde, bis der ursprünglich wunderbar freie Atemweg dann tatsächlich verlegt ist.

Finger weg, Basismaßnahmen.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent

Als Krankenpfleger OHNE Zusatzqualifikation inklus. staatl. Anerkennung für derartige Maßnahmen bist du NICHT berechtigt einen Tubus zu legen! Ohne Zertifikat befinden wir uns im Bereich Körperverletzung, bei unsachgemäßer Anwendung besteht für den Verletzten sogar Lebensgefahr.

Konzentriere dich auf die klass. „Erste Hilfe Maßnahmen“ und gut, für alles andere sind ausgebildete / anerkannte Fachkräfte verantwortlich.

nicht sinnvoll

Ich halte es nicht für sinnvoll, da man als Ersthelfer bei einer Reanimation sowieso mehr oder weniger alleine ist und so erstmal BLS durchführt, bis weitere Rettungsmittel eintreffen.

Ich habe in meiner Zeit im Rettungsdienst auch Ärzte als Ersthelfer erlebt und habe nie einen gesehen, der direkt eine Intubation versucht hat.

Dies würde ich dem Rettungsdienst und Notarzt überlassen, diese haben genug dieser Materialien vorhanden und haben genug Manpower, um dies besser umzusetzen.

Einen Beatmungsbeutel fände ich daher ausreichend.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
sinnvoll

Rechtlich bist du nicht abgesichert: keine Haftpflicht, kein abgeschlossener Beruf.

Statt Larynxtubus vielleicht besser eine IGEL-Maske, damit kann man nicht so viel kaputt machen

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
nicht sinnvoll

Zum einen gibt es kaum Situationen, die in der Ersthilfe eine invasive Beatmung rechtfertigen oder benötigen.

Wenn überhaupt beatmet werden soll (Mund-zu-Mund Beatmung wurde schon lange aus dem Lehrplan von Erste Hilfe Kursen gestrichen), dann reicht Überstrecken und Beatmen mit Maske und Beutel vollkommen aus.

Beim Einführen eines Tubus durch Ungeübte sehe ich vielmehr ein hohes Risiko von Verletzungen und Komplikationen.

Gefahrenmöglichkeiten ergeben sich durch einen zu langen Guedel-Tubus, der durch Druck auf den Kehldeckel eine Atemwegsverlegung bewirkt oder durch einen zu kurzen Tubus, bei dem sich der Zungengrund zwischen Tubusöffnung und Kehlkopf schieben kann und wodurch der Atemweg ebenfalls behindert sein kann. Beim nicht tief Bewusstlosen können, insbesondere bei unvorsichtiger Anwendung, Husten, Würgen, Erbrechen sowie ein Stimmritzenkrampf ausgelöst werden.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Guedel-Tubus


14905403  01.06.2022, 21:55
Mund-zu-Mund Beatmung wurde schon lange aus dem Lehrplan von Erste Hilfe Kursen gestrichen

Steht wo?

clemensw  01.06.2022, 23:46
@14905403
Bei einem Herz-Kreislaufstillstand sollte in der aktuellen Situation der Corona-Pandemie auf die Mund-zu-Mund-Beatmung verzichtet und nur die Herzdruckmassage durchgeführt werden (100- 120 Mal pro Minute) – und zwar solange, bis der Rettungsdienst übernimmt.

https://www.drk.de/hilfe-in-deutschland/erste-hilfe/erste-hilfe-in-zeiten-von-corona/#:~:text=Bei%20einem%20Herz%2DKreislaufstillstand%20sollte,solange%2C%20bis%20der%20Rettungsdienst%20%C3%BCbernimmt.

War aber auch schon vor Corona so. Bei meinen beiden letzten Erste-Hilfe-Kursen (als Ersthelfer im Betrieb muss man alle 2 Jahre den Kurs wiederholen) war MzM auch kein Thema.

Zum einen ist es bei nur einem Ersthelfer die Herzdruckmassage wichtiger (im Blut ist genug Sauerstoff gelöst), zum anderen kann bei zu starker Beatmung Luft in den Magen strömen und Erbrechen auslösen. Damit schadet man ggfs sogar mehr!

medicineftw 
Beitragsersteller
 01.06.2022, 17:24

Danke hab ich mir gedacht