Trauerndem Freund helfen/ beim Trauer unterstützen?
Hallo liebe Community!
In der Familie meines Freundes ist ein Trauerfall passiert, sein Großvater ist verstorben. Es war zwar abzusehen, weil er seit langer Zeit sehr krank war, aber das ging schneller als man es ahnen könnte. Mein Freund ist allgemein sehr empfindsam und emotional, steht seiner Familie auch sehr nahe. Dementsprechend tief ist sein Trauer. Als er mich heute angerufen hat und ich was geahnt habe, bin ich so schnell ich konnte zu ihm gekommen und habe mir Sorgen gemacht. Wir saßen in Cafe und er hat viel gesprochen und viel geweint, da die Nachricht erst sehr frisch war. Wir haben beschlossen, dass er zu seiner Familie fährt und ich habe gesagt, dass ich für den Rest des Tages zu Hause bleibe. Während wir noch gesprochen haben, hat mich ein Freund von mir angerufen, ich habe das ignoriert. Auf dem Nachhauseweg habe ich gesagt, dass ich ihn kurz zurück rufe. Ich rede selten mit meinen Freunden und habe allgemein wenige solziale Kontakte, so dass ich in dem Moment gedacht habe, dass evtl etwas passiert ist und wollte es nur klären. Am Telefon habe ich dann auf die Frage "wie gehts" erstmal mit standartisiertem "alles ok" beantwortet. Ich habe nach 2-3 Minuten aufgelegt, habe zwar kurz Banalitäten ausgetauscht aber dann gesagt, dass es Treuerfall gibt und meinem Freund von ihm auch Beileid bestellt. Mein Freund ist jetzt weg gefahren zu seinen Eltern, ist mir aber total sauer und davon verletzt gewesen, dass ich den Kollegen zurückgerufen habe in so einem Moment, wobei ich heute für ihn da sein wollte. Er wirft mir vielen Sachen auf den Kopf inklusive, dass ich gefühlslos bin, mich nicht für ihn interessiere und er wollte mir nicht am Telefon auf der Arbeit sagen, dass sein Opa verstorben ist, damit ich nicht vor Kollegen heule. Und da ich nicht weine lässt mich wohl das Ereignis kalt und mir ist es scheiß egal.
Ich weiß, dass er schon recht hat damit, dass es blöder Zeitpunkt war für ein Telefonat und das sehe ich ein. Aber dass mir jetzt er und seine Familie egal sind, nur weil ich nicht heule wegen Todes seines Opas, das sehe ich anders. Wir kennen uns seit 1,5 Jahren, seine Famlie finde ich sehr nett, seinen Opa habe ich viellecht 4 mal in dieser Zeit gesehen und kennen tue ich ihn echt absolut nicht. Es tut mir für sie alle schon leid, aber Mitgefühl heißt ja nicht, dass ich weinen muss, wenn jemand stirbt, der mir persönlich nicht nahe stand...
Soweit so gut. Frage: Wie kann ich jetzt ihn unterstützen und ihm doch zeigen, dass ich ihn nicht allein lasse damit? Ich bin jetzt kein besonders sensibler Mensch, aber lasse auch meine Arbeit links liegen, wenn ich sehe, dass er Hilfe braucht. Nun habe ich das vermasselt und würde es gerne wieder gut bzw. besser machen.
Bin für die Hilfe dankbar!
1 Antwort
Die Reaktion von deinem Freund finde ich ein bisschen übertrieben. Zu erwarten, dass du über den Tod seines Opas weinst, den du kaum kennst, ist illusorisch. Da hat er seinen Schmerz und seine Trauer auf dich projeziert.
Wichtig ist tatsächlich, wie du ihm jetzt helfen kannst. Da er ein sehr gefühlvoller Mensch ist, lass ihn über seine Gefühle reden. Lass ihn ruhig weinen und versuche nicht, ihn gleich zu trösten. Die Gefühle, die er hat, müssen raus. Biete auch keine schnelle Lösung an. Halte einfach seine Gefühle aus und spiegle sie. D.h., wenn er weint, kannst du ihm sagen: du bist sehr traurig, stimmt’s? Achte darauf, was er sagt und wiederhole es in anderen Worten. Wenn er zum Beispiel sagt: mein Opa fehlt mir, kannst du antworten: ich verstehe, dass du deinen Opa vermisst. Sag ihm auch , dass du mit ihm führst, auch wenn du nicht darüber weinen kannst.
Alles Gute🍀