Toleranzkurve?

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Moin,

eine Toleranzkurve zeigt, was ein Individuum oder eine Art in Bezug auf einen beliebigen abiotischen Umweltfaktor aushält.

Auf der x-Achse eines Koordinatensystems trägst du die Stärke des Umweltfaktors auf (zum Beispiel die Bodenfeuchtigkeit, den pH-Wert, die Temperatur, die Lichtintensität...). Die y-Achse zeigt im Falle, dass ein Individuum untersucht wird, zum Beispiel die Intensität der aktiven Lebensvorgänge. Wenn die Toleranz einer Art untersucht wird, wird auf der y-Achse in der Regel die Anzahl der Individuen aufgetragen.

Und nun zeigt die Toleranzkurve meistens eine Art Glockenkurve.

Dabei gibt es ein Minimum und ein Maximum, ein Optimum, zwei Pessimabereiche und ein Präferendum. Außerdem kann man bei der Intensität des Umweltfaktors einen Oligobbereich (geringe Intensität), einen Mesobereich (mittlere Intensität) und einen Polybereich (hohe Intensität) unterscheiden.

Die Kurve kann dann breit sein (dann bezeichnet man das Lebewesen oder die Art als euryök in Bezug auf diesen Umweltfaktor) oder die Kurve kann schmal sein (dann ist das Lebewesen bzw. die Art stenök in Bezug auf den untersuchten Umweltfaktor. Und das Optimum der Kurve kann im Oligo-, im Meso- oder im Polybereich der Umweltfaktorintensität liegen. Dann wäre ein Individuum oder die Art zum Beispiel polystenök, dass heißt, dass sie in Bezug auf den untersuchten Umweltfaktor hohe Werte benötigt und gegenüber niedrigeren Werten sehr empfindlich ist.

Mit Hilfe von solchen Toleranzkurven kann man die physiologische Potenz eines Individuums bzw. einer Art in Bezug auf einen Umweltfaktor darstellen.

Dabei kann ein und dasselbe / dieselbe Individuum / Art in Bezug auf einen Umweltfaktor zum Beispiel polystenök sein, aber in Bezug auf einen anderen Umweltfaktor beispielsweise mesoeuryök.

Und dann gibt es da noch Toleranzkurven, die die ökologische Potenz wiedergeben. Dort siehst du, wie sich ein Individuum oder eine Art in Konkurrenz mit anderen Individuen / Arten verhält. So kann es zum Beispiel sein, dass eine Art in Bezug auf den Faktor Licht bei der physiologischen Potenz mesoeuryök ist. Das würde bedeuten, dass sich die meisten Individuen der Art bei einer mittleren Lichtintensität am wohlsten fühlen.

Wenn diese Art nun aber in Konkurrenz mit einer anderen Art um den Faktor Licht gerät, so verdrängt die konkurrenzstärkere Art die konkurrenzschwächere in Bereiche, in der sich die Art eigentlich nicht so wohl fühlt.

Hier greift dann das Konkurrenzvermeidungsprinzip, das nach dem Motto abläuft »Lieber bei schlechteren Bedingungen ein König, als bei besseren Verhältnissen ein Bettler!«

Ein Ausweichen in schlechtere Bereiche der Umweltfaktorintensität ist aber immer nur innerhalb der physiologischen Potenz möglich. Die Minimumwerte können nicht unterschritten und die Maximumwerte nicht überschritten werden.

Ist ein Ausweichen in Konkurrenz nicht möglich, so greift das Konkurrenzausschlussprinzip, das besagt, dass bei totaler Konkurrenz die konkurrenzschwächere Art verschwindet (zum Beispiel im fraglichen Gebiet nicht mehr zu finden ist oder sogar ganz ausstirbt).

Der Bezug zur Natur ist, dass die Gesamtheit aller Toleranzkurven zusammenfasst, unter welchen Bedingungen ein Lebewesen oder eine Art in einem bestimmten Gebiet leben kann oder nicht.

LG von der Waterkant