Toleranzbereich Biologie?

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Das zeigt schlicht und einfach, unter welchen Bedingungen die Arten leben können. Die Stieleiche verträgt es insgesamt noch etwas nasser und kann auch Trockenheit etwas besser vertragen als die Traubeneiche - das sagt dir die Skala links (y-Achse) anhand der eingezeichneten Flächen. In x-Richtung ist der pH-Wert des Bodens angegeben, also wie sauer der Boden ist. Jede Art reagiert anders auf diese Werte bzw. mag einen bestimmten Bereich lieber als andere.

Du liest das Ökogramm, indem du die ganzen Teilflächen miteinander vergleichst. Diese sind ja in der Legende beschrieben:

Die größte Fläche bildet der künstliche Reinbestand (hellgrau), also wo vom Menschen gepflanzt und gepflegt nur Eichen zu finden sind. Das ist ein nicht-natürlicher Zustand. Bei der Stieleiche erkennen wir hier, dass die Fläche von 2 (trockener Standort) bis zu 8 (mäßig nasser Standort) reicht, außerdem über alle angegebenen pH-Werte. Die Stieleiche kann also in künstlichen Reinbeständen in allen diesen Lebensräumen wachsen, jedoch nicht dort, wo es 9 (nass) oder sogar 10 (sehr nass) oder 1 (sehr trocken) ist. Dort wachsen andere Arten, jedoch nicht die Stieleiche.
Vergleicht man das mit der Traubeneiche, so stellt man fest, dass dort die hellgraue Fläche nur von etwa 3 bis 7 reicht. Sie kann also nicht einmal auf trockenen oder mäßig nassen Standorten wachsen.

Sobald die Eiche nicht mehr im Reinbestand ist, sondern in einem natürlichen Wald mit anderen Baumarten, hat sie Konkurrenz., Dann muss sie einen Bereich besetzen, wo möglichst wenige andere Arten leben - sie ist dann eingeschränkt auf den Bereich, der mit den schwarzen Punkten eingegrenzt ist. Man sieht bei der Stieleiche, dass das so einen Rahmen bildet und wenn man Ökogramme hat, wo mehrere Arten eingezeichnet sind, sieht man warum: Die Buche macht sich da breit. Da die Buche sehr zäh und stark im Konkurrenzkampf ist, verdrängt sie die Eiche von den "guten" Standorten mit optimaler Feuchte und nicht extremen pH-Wert. Daher bleibt der Eiche im Ökogramm nur noch die Randstellung. Bei der Traubeneiche ist der Rahmen nur im Ansatz erkennbar, weil sie ja ohnehin schon weniger Standorte bewohnt als die Stieleiche - das haben wir ja oben geklärt, das liegt an der Feuchte des Standortes.

Der dunkelgraue Bereich zeigt den Bereich, bei welchen Bedingungen die Eiche im Reinbestand den höchsten Zuwachs hat. Die definiert man deshalb, weil man wissen will, wo die Bäume am besten und schnellsten wachsen. Grund: Man will Geld verdienen. Das ist ein Wirtschaftswald, eine menschengemachte Monokultur mit dem Zweck, dass man irgendwann (und zwar möglichst schnell) Holz erntet. Wenn man das im Sinn hat, pflanzt man die Eiche mit Vorliebe auf Standorte, die vom dunkelgrauen Bereich abgedeckt werden. Und hier haben wir zum ersten Mal eine Einschränkung in x-Richtung: Um wirklich gut zu wachsen, brauchen beide Arten einen pH-Wert von 4 oder größer. Wird es also zu sauer, wächst die Eiche zwar, aber nicht gut. Und wir sehen im Vergleich, dass der dunkelgraue Optimalbereich bei den Ansprüchen an die Feuchte des Standortes leicht variiert.

Die anderen beiden Angaben mit der Trockengrenze und der Nässegrenze des Waldes werden angegeben, um ein Bild zu bekommen, wie "extrem" die Standorte sein können, die die Art besiedelt. Man sieht, dass die Stieleiche eine Art ist, die die trockensten Standorte bewohnt, wo überhaupt noch Wald ist. Die Traubeneiche verträgt das nicht so gut. Dagegen aber haben beide Arten noch Freiraum bis zur Nässegrenze, die eine mehr, die andere weniger. Auf nassen Standorten ist Eiche also nicht gut, da gibt es wesentlich besser geeignete Arten, wie Pappel, Weiche etc.

Zwischen den beiden Arten ist der Vergleich eh noch relativ unspektakulär, da sie sich recht ähnlich sind. Aber ich hoffe, ich konnte dir das etwas lesbarer machen. Solange du weißt, was eine Fläche bedeutet (siehe Legende), kannst du sie anhand der Skala auf der x- und der y-Achse vergleichen. Mehr ist das nicht.

Lustiger und vielleicht sogar einfacher ist es, wenn man alle Hauptbaumarten in einem Ökogramm hat. Dann erklärt sich vieles von selbst, z.B. auch warum die gepunktete Linie hier bei der Eiche diese Rahmenform hat.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung