Töten oder leben lassen?
Hallo Community,
Vor diesen sonnigen Tagen, gab es ja bekanntlich viel Regen. Besonders zu den Zeiten kommen Schnecken raus. Mit und ohne Schneckenhaus. Ich versuche und achte drauf, im dunkeln mache ich die taschenlampe meines Handy an, nicht auf die Schnecken drauf zu tretten.
Jedoch ist es mir dennoch 2-3 Mal schon in diesem und letzten Monat passiert. Nun die Frage:
Wenn ich auf eine Schnecke trette, und dabei das haus kaputt mache, die Schnecke sich jedoch noch bewegt. Töten oder Leben lassen?
Ich weiß nicht was die richtige Entscheidung ist. Als mein vögelchen mit 11 gestorben ist, hat es bis zur letzten Sekunde mit seiner krankheit gekämpft. Ich weiß bis heute nicht was die richtige Entscheidung ist. Es könnte überleben, aber wie hoch sind die chancen. Und die Tiere verspüren ja auch Schmerz dabei.
Was macht man als Tierliebhaber dann? Kann man die den, ja es klingt für manche verrückt, bisschen selber pflegen? Ne schnecke ist ein Tier. Ein Tier hat leben. Und wenn ich es kaputt mache, muss ich es doch irgendwie in ordnung bringen :/
16 Antworten
Das ist eine Frage, die ich mir auch seit Ewigkeiten stelle und bis heute weiß ich nicht was richtig ist. Einerseits bedenke ich, dass das alles nur aufgrund des unnatürlichen Menschen passiert ist und das Tier somit auch unnatürlich "entsorgt" werden kann, andererseits ist zu bedenken, dass das Tier jetzt halt verletzt ist und somit natürlich sterben sollte und damit auch einen Teil zum Ökosystem beiträgt.
Ich finde deine Lebensweise übrigens sehr lobenswert und vorbildlich. Schön, dass es solche Menschen noch gibt!
Um ein Bewusstsein zu entwickeln, braucht es eine gewisse Komplexität im Nervensystem. Ob die bei Wirbellosen gegeben ist, ist zu bezweifeln. Die Funktionalität, die im menschlichen Stammhirn steckt (da steckt sowas drin, wie "wenn man auf die Kniescheibe haut, wird das Bein nach vorne gestreckt" - Reflexe eben) ist unglaublich komplex und "intelligent" gegenüber dem, was das Nervensystem eines Wirbellosen so hergibt.
Ich versuche auch, jedes Tier leben zu lassen, egal wie "primitiv", weil man sich ja nicht sicher sein kann, ob dort nicht doch noch etwas ist, aber es ist fraglich, ob Wirbellose wirklich so etwas wie Bewusstsein und Qualia haben. Ja, sie reagieren auf Gewebeschaden, aber ob dabei wirklich eine bewusste Empfindung stattfindet oder nicht doch nur ein reflexbedingtes Zucken, ist ungewiss.
Insekten zum Beispiel verfügen über "Schwarmbewusstsein", aber vermutlich nicht über Individualbewusstsein. Darum wird sich auch jede Biene bereitwillig "opfern", um das Volk zu retten. Das ist denen ziemlich "egal", ob sie sterben, sonst würden sie vermutlich niemals stechen. (Bienen sterben, nachdem sie gestochen haben. Schlechte Strategie, zu stechen um sich zu "verteidigen". Zumindest für das Individuum. Für das Volk hingegen kann es eine gute Strategie sein und das ist alles was zählt.) Sie nehmen sich nicht als Individuum wahr, so wie Deine Organe oder Zellen sich nicht als Individuen wahrnehmen. (Deine Zellen "opfern" sich auch, um den Organismus als Gesamtheit zu erhalten. Stichwort: Apoptose) Bei Bienen kann man das gesamte Volk als einen Organismus, als ein Individuum betrachten. Einer einzelnen Biene hingegen würde ich kein "Bewusstsein" zusprechen, sonst würde sie sich nicht "opfern".
Anderes Beispiel: Eine Fliege kann stundenlang im Kreis unter einer ausgeschalteten (!!) Lampe umher fliegen. Sie hat Reflexe, die besagen: "Wenn sich etwas an der Helligkeit ändert, flieg dort hin!" Und weil der Rahmen der Lampe in der Regel dunkler, als die weiß gestrichene Decke sein wird, ergibt sich ein "Muster" und es wird immer wieder in die selbe Richtung korrigiert, mit dem Ergebnis, dass die Fliege im Kreis fliegt. Da ist keine "Intelligenz", das ist reiner Reflex. Eine Fliege macht das stundenlang. Und nach dem Maßstab einer Fliege sind Stunden so etwas, wie für uns Monate oder Jahre. Fliegen werden schließlich nicht sonderlich alt.
Genau so kannst Du teilweise die Fenster sperrangelweit öffnen und die meisten Insekten finden trotzdem nicht raus. Ich habe hier an der Wohnung eine Glasfassade, die kann ich komplett öffnen und es gibt immer wieder Insekten, die trotzdem Minuten (und jede Menge "Wegscheuchen" in die richtige Richtung) brauchen, um "den Weg ins Freie zu finden". Da ist nicht viel mit Intelligenz und auch nicht viel mit Bewusstsein. So ein Tier wird auch keine Angst vor dem Tod haben, weil es das Konzept gar nicht versteht.
So viel nur grundsätzlich. Wie gesagt, ich gehe auch aus Prinzip davon aus, dass dort so etwas wie Qualia und bewusstes Erleben vorhanden ist, versuche jedes Tier, das mich "stört", zu fangen und nach draußen zu setzen, ohne es zu verletzen (zumindest sofern es mich nicht verletzen kann - Selbstschutz geht vor), aber mach Dir nicht allzu viele Gedanken, denn wahrscheinlich ist einfach nichts da, außer Reflex.
Im Fall einer Schnecke würde ich es allein schon widerlich finden, ein solches Tier zu töten und es schon deshalb nicht tun. Auch von der moralischen Seite her kannst Du sagen das eine war ein "Unfall" (den Rest besorgt die Natur - entweder das Tier ist in der Lage, trotz Verletzung zu überleben, oder eben nicht), das andere wäre "Vorsatz", also darfst Du sie nicht töten.
Ich weiß nicht, ob Bewusstsein Voraussetzung für Schmerz ist.
Aber ich gebe zu bedenken: Das Tier hat Nerven, die Verletzungen melden. Diese Verletzungen werden negativ bewertet, weil das Tier sie vermeiden oder fliehen muss, sonst überlebt es nicht. Die biologisch negative Bewertung von Erfahrungen ist Schmerz.
Die Antwort ist inzwischen vier Jahre alt. Ich habe - auch durch die Kommentare hier - gelernt, dass eine Schnecke ein komplexerer Organismus ist, als ich dachte. Sie verfügt durchaus über Organe und ähnliches.
Und ja, sie spüren Schmerz. Ich hab mal ein Video gesehen, wo jemand Schnecken mit einem "Elektrozaun" gefangen gehalten hat. (Natürlich hatte dieser eine viel geringere Spannung, als ein Weidezaun für Pferde oder Kühe.) Die Schnecke hat den Draht berührt, ist dann zusammengezuckt und hat sich abgewandt. Das ist ja im Grunde die selbe Reaktion, die ein Wirbeltier (auch ein Mensch) ebenfalls zeigen würde. Ob die Schnecke im Laufe der Zeit lernt, den Draht zu meiden, wie höhere Tiere dies können, weiß ich allerdings nicht.
Hallo. Ich weiß nicht mehr, ob ich das Alter der Antwort gesehen hatte, als ich kommentierte, aber es hätte mein Verhalten nicht geändert. :)
Danke für deine Beobachtung mit dem Elektrozaun. Ich gehe fest davon aus, dass Schnecken lernen, schmerzhafte Verhaltensweisen zu ändern, denn wie sollten sie sonst den Überlebenskampf überstehen? Würde mich doch sehr wundern. Sie leben ja ziemlich lange, da muss man schon lernen. :)
Grüße
Das finde ich gut das du dir Gedanken machst also ich würde sie in ein Box Mitt. Etwas gras und Holz rein tun aber das gras und das holz muss aus dem Baumarkt sein es dürfen nämlich keine Insekten in der Box sein die Box mit Taschentücher auslegen und warten denn die Schnecke braucht auch täglich Salat und Tomaten alles was man im Garten anpflanzt damit die Schnecke überlebt keine Sachen von draußen nehmen es könnten Tiere drin sein und dann wird die Schnecke befallen
Es gibt genug natürliche Fressfeinde der Schnecke, die sich der Sache annehmen würden. Die Natur hat da sehr gut vorgesorgt. Wer weiß wie viele Lebewesen man schon unabsichtlich oder unwissentlich getötet oder verletzt hat - da würde ich mir nicht allzu viel Sorgen machen oder ein schlechtes Gewissen einreden.
Was macht man als Tierliebhaber dann? Kann man die den, ja es klingt für manche verrückt, bisschen selber pflegen? Ne schnecke ist ein Tier. Ein Tier hat leben. Und wenn ich es kaputt mache, muss ich es doch irgendwie in ordnung bringen :/
Ob Tierliebhaber oder nicht. Manches lässt sich halt nicht vermeiden. Gerade bei wirbellosen Tieren oder Insekten kann man ja auch nichts mehr tun. Ich kratze ja auch nicht jedes Mal nach einer Autobahnfahrt die Fliegenreste von der Scheibe und versuche die wieder zu pflegen ...
Eine sehr schöne Frage!
"...Was macht man als Tierliebhaber dann?"
Ich denke, das muß jeweils von Fall zu Fall entschieden werden. Bislang habe ich erst ein einziges Mal ein Tier getötet, einen Vogel, der von meiner Katze (fast) totgespielt wurde. Ich habe das erst nach Stunden bemerkt und dann schnell dem Leiden ein Ende gesetzt. Schön war das nicht.
Letztens ist etwas verrücktes passiert: Ich warf meinem Hund ein relativ schweres Gummispielzeug einen Hang hoch und traf absurder Weise damit eine kleine Maus...^^ Die ist mir regelrecht vor die Füße gefallen und war augenscheinlich schwer getroffen... Da hab' ich auch überlegt: Nehm ich jetzt einen Stein und mach' ein Ende?! Ich habe es nicht gemacht. Entweder hat sie sich wieder berappelt oder ein anderes Tier hat sie sich geholt...
...Ich muß meine Antwort relativieren: Ich schrieb, ich hätte bislang erst ein einziges Mal ein Tier getötet, aber das stimmt eigentlich gar nicht! Wenn ich da an Zecken denke...^^ Und ich esse Fleisch und habe einen Hund und deligiere somit die Tötung von Tieren... Ganz schön bigott, wenn ich's genau betrachte...^^
...Wie gesagt: Tolle Frage! :)
Nur weil wir die intelligenteste Spezies auf diesem Planeten sind, sind wir nicht "unnatürlich", so wie ein Gepard nicht unnatürlich ist, weil es sich um die schnellste Spezies auf diesem Planeten handelt.
Allerdings haben wir durch die bedeutend höhere Intelligenz (im Vergleich zu anderen Tieren sind wir "gottgleich", was unsere Intelligenz betrifft - es ist nicht davon auszugehen, dass es irgendeine andere Spezies gibt, die unser Verhalten auch nur im Entferntesten "nachvollziehen" kann) so gesehen auch eine größere Verantwortung. Kein anderes Tier sorgt sich um das Wohlergehen seiner Mitlebewesen (abgesehen von Artgenossen), das macht nur der Mensch.