Tipps Interpretation von Kafka Parabel oder Kurzgeschichte
Hey,
ich schreibe morgen eine Deutsch-Klausur 4 Stunden lang, meine erste in Kursstufe 1. Ich bin leider nicht sonderlich gut in Interpretationen, ich bin eher mathematisch, physikalisch etc. geprägt. Zur Auswahl steht dann eine Kafka Parabel oder eine beliebige Kurzgeschichte, wir dürfen wählen. Welche wäre leichter zu interpretieren oder könnt ihr mir Tipps geben, was man genau interpretieren kann? Mir bekannt wäre Einleitung mit Basissatz und einer kurzen Inhaltsangabe der Handlung, daraufhin im Hauptteil Themen wie Charaktere, Beziehungen zueinander, Handlung & Zeit & Ort, Bildebene auf Sachebene (bei Kafka) übertragen... was ginge da noch? Und wie kann da dann ein Schluss aussehen? Die Lehrerin meinte aus Erfahrung, dass für gewöhnlich 4-6 Seiten geschrieben werden, beim Abitur sogar mehr als 8 Seiten erwartet werden. Ich kann mir nicht einmal 3 Seiten vorstellen, auch wenn die Zeit nun noch so lang ist.
1 Antwort
Hui, so kurz vor der Klausur - das ist knapp. Und "was man interpretieren kann" - das ist stark textabhängig. Vielleicht hilft es dir, erstmal allgemein über die "Interpretation" nachzudenken. Jeder Mensch interpretiert zunächst mal anders, weil jeder Mensch andere Erfahrungen gemacht hat, anders sozialisiert wurde usw. Der Knackpunkt an einer Interpretation ist, dass du eben deine Lesart des Textes so gut begründen kannst, dass sie auch für andere nachvollziehbar ist. Der Leser deiner Interpretation soll sich also denken: "Mensch, stimmt, so kann man den Text auch verstehen. Cool."
Beispiel: Die Verwandlung. Typ verwandelt sich in einen Käfer. Was soll das denn jetzt? Der eine sieht in der Verwandlung vielleicht einen Hinweis darauf, dass der Protagonist es so verdient hat, weil er so angepasst war (Er hat einen normalen Job, versorgt seine Familie, macht immer alles, was man von ihm erwartet usw. Wie viele Menschen. Wie ein Käfer). Ein anderer sieht die Verwandlung als Symbol für die Hilflosigkeit der Menschen in der heutigen Welt (Er liegt auf dem Rücken, keiner hilft ihm. Er weiß nicht, was er tun soll usw.). Zu sagen, der Text richtet sich gegen den Einsatz von Insektensprays, ist ausgemachter Blödsinn - wie soll das argumentiert werden?
Ein Tipp, den mir vor laaanger, langer Zeit meine Deutschlehrerin gegeben hat ist: überlege erstmal für dich selbst, was der Text bedeutet und versuche das dann zu begründen. Die Begründung ist vor allem wichtig. Stelle also deine Thesen auf (Der Autor will blablabla), klappere den Text nach hinweisen ab und wenn der Text dann doch nicht das hergibt, was du dir so vorgestellt hast, dann musst du an der These arbeiten und nochmal von vorne anfangen.
Kafka lässt sich auch schwer interpretieren, weil er nie das präsentiert, was der Leser erwartet.
Nimm den Text, den du am ehesten verstehst. Sei überzeugt von deiner Meinung, begründe sie, dann klappt das schon.