Teurer Gaming-PC oder günstiges Cloud Gaming?

Gaming-PC 85%
Cloud Gaming 8%
anderes: 8%

13 Stimmen

5 Antworten

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Gaming-PC

Im Angesicht der steigenden Leistung, besserer Internetverbindungen, eines allgemeinen Wechsels der Wirtschaft auf Dienstleitungen und insbesondere Abo-Modelle, ist ein langfristiger Erfolg des Cloud Gamings (besser: Cloud-Computing insgesamt) garantiert. Das allein schon aufgrund der Economies of Scale.

Wie auch die DVD-Sammlung werden private Gaming-PCs nie verschwinden. Enthusiasten, die Super-8-Filme sammeln wird es auch immer geben. Aufgrund der Affinität des Menschen für Besitz, ist es sicherlich nicht für jeden etwas. Insgesamt ist am Ende der Preis doch ausschlaggebend. Der Markt wird aber sicherlich von der Casual-Sparte aus geöffnet und später ausgeweitet.

Ich persönlich benutze momentan einen PC zum spielen, unter anderem deswegen, da ich ohnehin einen leistungsstarken PC für die Arbeit benötige, und der zusätzliche Aufpreis lediglich im Erwerb der Spiele besteht. Da gibt es aber auch schon Modelle, wie EA Play, die zeigen, dass es ökonomischer sein kann, ein Abo-Modell zu benutzen, wenn man viel spielt. Gewisser Zweifel bleibt immer, aber Netflix und Spotify zeigen, dass die Entwicklung doch sehr schnell alte Modelle hinter sich lässt.

Der Anreiz, beliebige Spiele mit höchsten Einstellungen 4K und 144 FPS zu spielen, und diese davor nicht herunterladen zu müssen, ist für viele sehr hoch. Insbesondere dann, wenn man sich darauf verlassen kann, das immer alles funktioniert und aktuell gehalten wird. Der Flaschenhals momentan ist die zuverlässige Internetanbindung.

Das Latenzproblem halte ich für übertrieben. Momentan haben wir bei gutem Internet etwa 20 ms nach Frankfurt. Für beliebige Singleplayer-Spiele ist das mehr als ausreichend. Monitore haben etwa 5 ms, eine normale Maus 8 ms, zusammen mit den Berechnungen des PCs ist man sowieso bei über 20. Bei 60 Hz nimmt alleine ein Frame 17 ms ein. Die Gaming-Server stehen vermutlich direkt an Internetknoten, vielleicht sogar an regionalen. Damit sind selbst Werte wie 7 ms realistisch. Paketverlust wäre tragischer, kann man aber technisch immer weiter verbessern.

Für Spieler, die lediglich am Wochenende alte Schinken wie AoE 2 spielen, ist das auf den ersten Blick nichts.

Aber vielleicht genau deswegen, weil diese nicht tausende Euro in Hardware investieren wollen, könnte man auch diese Gruppe abholen. Wer weiß ob der Peter nicht auch GTA 6 spielen will, wenn er dafür nur pauschal 5 € im Monat zahlt und jederzeit kündigen kann. Die Einstiegshürde momentan ist die Anschaffung des PCs.

Ich denke in 10-15 Jahren ist das fertig ausgereift und auch entsprechend populär.

Gaming-PC

Wenn ich so gute internetgeschwindigkeiten kaufen würde dass es ohne ruckler läuft würde es in 3 Monaten mehr kosten als ein billiger PC der für mich ausreicht

Gaming-PC

Hallo LeProblemo

Unter normalen Marktbedingungen benötigt man selbst für AAA Titel keine, wie du es formulierst "teure Spezialcomputer", sondern nur solide Mittelklassehardware. Das aktuell insbesondere Grafikkarten so teuer sind hat mit dem weltweiten Chipmangel zu tun und sollte nicht als Normalbedingung gesehen werden.

Im Regelfall kann man für etwas über 500€ einen PC bekommen, der die meisten Titel schaffen sollte. Alternativ eine Spielekonsole wo man dann anfänglich spart und dafür teurere Spiele und kostenpflichtige Onlinemodi ertragen muss. Klassiker wie Minecraft, eSports Titel, Indiespiele und etwas ältere Spiele laufen unter Umständen auch relativ gut auf Einsteiger PCs bzw Laptop mit integrierter Prozessorgrafik.

Cloud Gaming hat 2 entschiedene Nachteile:

  • Hohen Belastung der Infrastruktur wenn hochauflösendes Videomaterial einigermaßen in Echtzeit gestreamt werden muss.
  • Latenzen sorgen in kompetitiven Spielen für entscheidende Nachteile.

Schon das Videostreaming bekommt der Infrastruktur nicht gut, gerade in Ländern wo der Infrastrukturaufbau hinterherhinkt. Anders als Videostreaming ist Cloud Gaming interaktiv, da kann man schlecht cachen und buffern.

Für die anderen Internetnutzer ist es nicht von Vorteil, wenn Cloud Gaming im großen Stil hinzu kommt. Andererseits schadet es den Prinzipien des Internets, wenn man die Netzneutralität aufweicht um die Verursacher der hohen Belastung an den Ausbaukosten zu beteiligen. Dann wird Cloud Gaming zwangsläufig teurer werden.

LG

Darkmalvet

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium in der Richtung außerdem noch Hobby

Ecaflip  08.02.2022, 00:01

Bin ich anderer Meinung. Man braucht sehr wohl "teure Spezialcomputer". Schau dir mal GTA V an, das wurde 2 Jahre später erst auf den PC gebracht, weil davor einfach die Hardware nicht reichte.

Selbst danach war man mit der damals stärksten Grafikkarte (GTX 980) weder imstande mit 144 FPS, geschweige denn bei 4K, flüssig zu spielen. Und arschteuer war es noch dazu. Alleine die Grafikkarte kostete mehr als 500€ (heutiger Preis beinahe unverändert). Ganz davon zu schweigen, dass man in diesem Beispiel, um Texturenfehler zu vermeiden, auch eine damals recht teure SSD brauchte sowie zahllose andere teure Komponenten.

Bei älteren Spielen, oder allgemein solchen, die keinen besonderen Anspruch an Grafik legen, behältst du natürlich recht.

Den Punkt mit den Latenzen verstehe ich aber nicht. Die Cloud-Gaming Rechenzentren stehen ja nicht in Hinterfischdorf sondern direkt an den den Spieleservern. Es macht also höchstens einstellige Millisekundenwerte an Unterschied.

Da haben wir heute in Deutschland schon ganz andere Größenordnungen an Unfairness z.B. zwischen Spielern in Hessen und MeckPomm, selbst bei optimalen Internetverbindungen.

Im kompetitiven Bereich wird schon seit Jahren nicht mehr mit eigenen PCs gespielt, und auch sowieso immer im lokalen Netzwerk.

Das Argument was bleibt, ist die Datenverarbeitung. Cachen und buffern kann man nicht, aber man kann komprimieren (Stadia 4K momentan etwa 4.5 MB/s). Relativiert mit der Menge an Videostreaming (größere Zielgruppe), die auch jetzt schon in 4K betrieben wird, lässt sich erahnen, dass die Änderung eher im Bereich der zweistelligen Prozente sein wird, wenn man die Leitungen voll ausnutzt.

Das Problem was bleibt wären verlorene Eingaben, aber daran Schuld hat vor allem, wie du sagst, der Infrastrukturausbau in Deutschland. Das muss sich aber sowieso früher oder später ändern und da darf man im Informationszeitalter ruhig mal Geld in die Hand nehmen.

Darkmalvet, UserMod Light   08.02.2022, 13:32
@Ecaflip

Das war vor über 10 Jahren mal so, als sich die Hardware noch wesentlich schneller weiterentwickelte als aktuell und die Tendenz geht in die Richtung, dass sich diese Entwicklung weiter verlangsamt.

Bei einigen besonders leistungshungrigen Spielen wie seinerzeit GTA V oder auch Witcher 3 kann es natürlich sein, dass man die Grafik etwas herunterstellen muss, wenn man das klug macht waren aber schon damals Dinge wie z.b. 4k mit einer GTX 970 drin.

Mit einem Mittelklasse PC sollte in der Regel mehr Leistung und Qualität als mit einer Spielekonsole drin sein und für Casual Spieler gibt es auch immer noch Spielekonsolen als Alternative.

Den Punkt mit den Latenzen verstehe ich aber nicht. Die Cloud-Gaming Rechenzentren stehen ja nicht in Hinterfischdorf sondern direkt an den den Spieleservern. Es macht also höchstens einstellige Millisekundenwerte an Unterschied.

Latenz zwischen Eingabe und Bild ist nochmal viel kritischer für das Spielgefühl als nur Latenz zwischen Client und Server. Das kann man ganz einfach sehen wenn man mal auf einem Fernseher mit hohem Inputlag spielt.

Im kompetitiven Bereich wird schon seit Jahren nicht mehr mit eigenen PCs gespielt, und auch sowieso immer im lokalen Netzwerk.

Es geht mir hier nicht um den professionellen Bereich sondern um Amateur Ranglisten und Liegen auf denen jeder von zuhause mitspielen kann, in den meisten Spielen als "Ranked" bekannt.

Ecaflip  08.02.2022, 19:54
@Darkmalvet, UserMod Light

GTA V lief auf der Xbox 360 von 2005 (!!) mit 720p. Das ist aus Zeiten von Urgesteinen wie der GeForce 7800 GTX. Eine Karte für wahre Enthusiasten. Hut ab, wenn du darauf GTA V überhaupt zum laufen bringst.

Es wurde im Verlauf der Zeit lediglich der Begriff des 'Mittelklasse-PC' neu geprägt.

Latenz zwischen Eingabe und Bild ist tatsächlich ärgerlich, aber auch wieder nicht so schlimm. Ich mache mal ein Beispiel: Zur nächsten großen Kreisstadt sind es bei mir 11 ms, Frankfurt 20 (pysikalisches Minimum wären übrigens 0.8). Bei 60 Hz kann ein Computer technisch bedingt mindestens 16.6 ms keine neuen Eingaben verarbeiten, bei 240 Hz wären es 4.2 ms.

Dumm wäre dann nur, wenn du zuhause einen 60 Hz Bildschirm hättest und ausgerechnet die falschen Bilder kriegst. Es gibt aber Algorithmen, die die tatsächlich relevanten Bilder sehr zuverlässig filtern. Dabei lassen sich auch unnötige Berechnungen vermeiden.

Angenommen das Rechenzentrum stünde in der nächsten Kreisstadt, so hätte ich jetzt schon effektiv einen Vorteil von 1.4 ms, und zwar was Bild-/Eingabezeit angeht. Stünde lediglich in Frankfurt eines, dann hätte ich einen 7.6 ms Nachteil. Zum Vergleich: Das Drücken einer Taste dauert beim Profi etwa 60 ms.

Alte Fernseher hatten tatsächlich gerne mal 100 ms, heutzutage werden Konsolen ja üblicherweise an einen Fernseher angeschlossen.

Dass Google einen 4x besseren Rechner als ich zuhause hat, nehme ich als ziemlich wahrscheinlich an.

Und ja: Es gibt wesentlich mehr Faktoren als nur Eingabe, Rendering und Ausgabe. Allerdings halte ich es für wahrscheinlich, dass diese in einem optimierten Servercluster im Vergleich zu zuhause sogar noch mehr Zeit sparen würden.

Was Ranglistenspiele angeht, so wären wir wieder da, dass es heute auch schon unfair ist. Gibt Leute die immer mit 100 ms spielen müssen. Aber es scheint ihnen nicht mal wichtig genug zu sein, um den Anbieter zu wechseln. Warum sollte es ihnen dann wichtig genug für die Anschaffung eines neuen PCs sein.

Man kann sich auch an Tests orientieren. Die Hauptkritik liegt dabei auf der Bildkomprimierung und Grafikfehlern. Beide Fehler lassen sich aber graduell verbessern und beheben, ein prinzipielles Problem sehe ich nicht. Insbesondere die geringe Verzögerung wurde sogar gelobt.

Kris, UserMod Light 
Beitragsersteller
 06.02.2022, 23:09
Latenzen sorgen in kompetitiven Spielen für entscheidende Nachteile.

Dieses Problem hat man doch aber auch, wenn man kein Cloud Gaming betreibt.

Darkmalvet, UserMod Light   06.02.2022, 23:17
@Kris, UserMod Light

Beim Cloud Gaming kommen zu den bestehenden Latenzquellen zusätzliche hinzu, dadurch hat man 2 Gruppen von Spielern mit völlig verschiedenen Grundvorraussetzungen.

Selbst wenn man das über Matchmaking löst und Spieler gegen Spieler mit gleichen Nachteilen antreten lässt, lässt sich ab einer gewissen Latenz nicht verhindern, dass sich das Spielerlebnis nicht mehr richtig anfühlt.

cloud gaming wird mittelfristig viel teurer werden bei heftig nachlassender Qualität und zunehmendem Ärger.

aktuell sind gaming pc´s einfach zu teuer, das stimmt, aber wart mal noch 3 monate, dann schaut die welt ganz anders aus.

Gaming-PC

Auch wenn du die beste Internetverbindung hast: Du bist abhängig vom Internet und das macht dir den Spielspaß vielleichht kaputt, weil du dadurch einen Nachteil gegenüber anderen Spielern hast.

Wenn du Singleplayer spielen willst, dann würde sich das eventuell lohnen.