Testet mein Kater meine Grenzen?

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Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ist möglich, dass er Langeweile hat. Draußen könnte er nach Herzenslust alle Dinge tun, die Katzen nun einmal gerne machen: Das Revier erkunden und vor Eindringlingen verteidigen, Jagen, Frischluft und Sonne genießen... Bei Wohnungshaltung oder eingeschränktem Freigang ist er darauf angewiesen, dass du dich aktiv mit ihm beschäftigst.

Möglicherweise sucht er tatsächlich nach deiner Aufmerksamkeit, um auf einen Mangel hinzuweisen. Katzen sind nicht blöd. Durch Zeigen von verbotenem Verhalten bekommen sie zu 100% Aufmerksamkeit, und Strafen sind eine Form davon. Keine Angenehme, aber besser diese Art von Aufmerksamkeit als gar keine.

Jetzt liegt es an dir zu entscheiden, wie sinnig oder unsinnig es ist, den Kater für sein Verhalten zu strafen. Ich empfehle die Suche nach der Ursache, denn wenn man diese beseitigt, hört unerwünschtes Verhalten meistens von selbst auf.

Das Springen auf erhöhte Plätze ist ein natürliches Bedürfnis von Katzen, denn von oben haben sie Revier besser im Blick.

Warum darf der Kater nicht auch während deiner Anwesenheit auf die Küchenmöbel? Er springt doch eh rauf, wenn du nicht da bist, ohne dass es Konsequenzen hat. Dadurch kann er gar nicht verstehen, dass das Betreten dieser Orte verboten ist. Er versteht nur, dass du manchmal unberechenbar aggressiv wirst und ihn verscheuchst.


ZionsDaughter 
Beitragsersteller
 29.11.2022, 22:11

Danke für deine Antwort! Er soll nicht auf diese Anrichten, weil wir dort Lebensmittel zubereiten. Ich glaube schon, dass er versteht, dass er nicht da rauf darf. Er hat sich noch nie auf seinen Kratzbaum oder mein Klavier gesetzt, um dann laut zu miauen. Immer nur auf diese beiden verbotenen Plätze.
Erhöhte Plätzchen hat er mehr als genug. Die nutzt er auch fleißig.
Ich versuche mich viel aktiv mit ihm zu beschäftigen (hab dazu auch mal Fragen gestellt), aber er ist jemand, der spielen nicht so recht mag. Ich geb ihm dann oft Denkaufgaben, bei denen er Leckerlis finden muss. Die muss ich natürlich in einem gewissen Rahmen halten, damit er nicht zu viele davon frisst.
Eigentlich ist die einzige Zeit, zu der er nicht raus darf, zwischen 00:00 und 06:00, weil ihm da halt keiner öffnen kann (Alternative wäre, dass er draußen schläft, und das möchte ich ihm nicht antun). Ansonsten darf er raus, wenn er fragt. Ich gehe auch gerne mal mit ihm Gassi, das schätzt er auch.

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verreisterNutzer  30.11.2022, 10:48
@ZionsDaughter

Wenn er auf dem Kratzbaum oder Klavier sitzt, beachtet ihn ja vermutlich niemand, also ist es sinnlos, dort nach Aufmerksamkeit zu betteln.

Wie gesagt, als verbotener Ort kann er es nicht wahrnehmen, weil er dieses scheinbare Verbot direkt mit dir verknüpft. Hier ein Vergleich mit einer ähnlichen Situation: Nehmen wir an, dein Kater hat einen stärkeren Rivalen. Den nenne ich mal Kalle. Kalle wohnt drei Gärten weiter, und dein Kater nutzt diesen Garten regelmäßig auf seinen Streifzügen durchs Revier. Bei den ersten Begegnungen mit Kalle hat dein Kater einstecken müssen, aber er weiß inzwischen anhand von Duftmarken und Erfahrungen, wann Kalle im Garten ist und wann nicht. Dein Kater betritt den Garten weiterhin, meidet aber die Zeiten von Kalles Anwesenheit.

Die Küchenmöbel haben dieselbe Bedeutung, und du bist sozusagen der Rivale. Das Verhalten deines Katers ist typisch für jede Katze und hat nichts mit Austesten von Grenzen zu tun, denn er geht ja Ärger mit dir doch lieber aus dem Weg.

Um ein richtiges Verbot aussprechen zu können, müsste dein Kater wirklich jedes Mal eine Strafe erhalten, wenn er auf den verbotenen Plätzen sitzt, und das kannst du nicht sicherstellen. Die Amis haben für solche Zwecke eine Fülle an Hilfsmitteln erfunden, die eine Katze mit Druckluft oder Strom verjagen sollen, aber da besteht die Gefahr von Fehlverknüpfungen, Traumata und ernsthaften Verletzungen, wenn die Katze panisch reagiert. Ausgelegte Alufolie hilft auch nicht immer.

Ich schlage vor, dem Kater nicht das auf den Möbeln sitzen zu verbieten, sondern das Runterspringen zu erlauben. Klingt sicherlich gerade komisch, aber einem Tier mit positiver Verstärkung etwas beizubringen ist deutlich nachhaltiger als es für etwas zu strafen.

Dazu müsstest du, wenn dein Kater irgendwo drauf sitzt (ist am Anfang egal wo), "Runter!" sagten und ein Leckerchen auf den Boden fallen lassen. Dadurch wird er schnell lernen, auf das Wort seinen Platz zu verlassen und sich eine Belohnung abholen. Die Belohnungen sollten nicht immer gleich bleiben, sondern auch variieren, z.B. mit bekannten Koseworten und Lob, Streicheleinheiten etc, also alles, was dem Kater angenehm ist.

Die Belohnung gibt es natürlich ausschließlich nach Sagen des Wortes "Runter!", denn sonst kann der Kater auf die Idee kommen, von selbst wo runterzuspringen und nach der Belohnung zu betteln. Das und die nächtlichen Quakaktionen müssen ab sofort konsequent ignoriert werden!

Das Training weitest du dann auf den Küchenbereich aus. Sitzt der Kater am Boden, kannst du den Tisch und /oder die Küchenzeile einmal feucht abwischen und gut ist. Das ist für alle Beteiligten der am wenigsten stressige Weg.

Könntet ihr vielleicht auch irgendwo eine Katzenklappe einbauen? Damit kämt ihr dem Kater außerdem entgegen, weil er ja offenbar gerne nachts draußen sein will.

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ZionsDaughter 
Beitragsersteller
 30.11.2022, 11:08
@verreisterNutzer

Das mit dem Runter-Training ist eine sehr gute Idee, derer nehme ich mir mal an! Er ist auch sehr "kunststückaffin", er kann ohnehin schon einige Befehle, dann wird ihm das sicher auch leicht fallen. Danke dafür!
Katzenklappe geht leider nicht :/ . Vermieter sperren sich. Momentan ist es so, dass er lieber draußen auf Toilette gehen möchte als drinnen auf dem Katzenklo (und ja, ich hab da schon alles gecheckt und wir haben schon alles mögliche mit dem Katzenklo ausprobiert). Also, er geht wirklich immer nur für zehn Minütchen raus, um sich einen Platz zu suchen draußen, dann kommt er bei der Kälte ohnehin wieder rein. Momentan möchte er entweder raus fürs Pinkeln ODER er geht in Begleitung auf die Katzentoilette, aber nur ungern allein. Vielleicht hat er sich irgendwann mal auf der Toilette erschreckt oder hatte mal Schmerzen von nem Harnwegsinfekt oder so. Das ist unsere zweite große Baustelle... Er ist schon ein Unikat, hatte noch nie eine so außergewöhnliche Katze :D . Aber na ja, viel Trennungserfahrung.

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verreisterNutzer  30.11.2022, 11:10
@ZionsDaughter

Ich drücke ganz fest die Daumen, dass es mit dem Training klappt! Eine für solche Dinge zu motivierende Katze ist Gold wert :-)

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ZionsDaughter 
Beitragsersteller
 29.11.2022, 22:14

Ich habe ohnehin das Gefühl, dass er Probleme hat, sich selbst zu beschäftigen. Er hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich und zeigte am Anfang auch klar ambivalentes Bindungsverhalten. Das ist inzwischen schon viel besser geworden. Er lässt sich auch nicht mit anderen Tieren halten, dann wird er aggressiv, und er ist extrem menschenbezogen. Anfassen darf man ihn aber nur selten. Auch das ist über die Zeit besser geworden, aber ein richtiger Schmuser wird er wohl nicht wieder (er war es mal, ließ ich mir von seinem ersten Besitzer sagen).

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verreisterNutzer  30.11.2022, 11:08
@ZionsDaughter

Das kann durchaus wieder werden. Unsichere Tiere neigen zu extremen Verhaltensweisen, und man kann dem am Besten entgegensteuern, indem man stets ruhig und berechenbar bleibt. Trigger sollte man vermeiden.

Meine jüngste Katze ging innerhalb von zwei Jahren durch mehrere Hände und war das erste 3/4 Jahr bei mir unsicher, aggressiv, aufdringlich und kaum berechenbar. Ich vermute, dass mindestens einer der Vorbesitzer mit heftigen Strafen wie Wasserspritzen reagiert hat, weil die Katze allein beim Geräusch "Pfft Pfft" sich geschüttelt und gemaunzt hat, als wäre sie nass geworden. Deshalb beim ich beim Thema Strafen inzwischen sehr sensibel, weil man damit auch einiges kaputt machen kann. Es gibt meistens einen anderen, schonenderen Weg.

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ZionsDaughter 
Beitragsersteller
 30.11.2022, 11:10
@verreisterNutzer

Oh je, das klingt ja traurig! Ja, ähnliches vermute ich bei unserem auch. Er ist mega gelassen beim Staubsauger, beim Staubsaugerroboter und bei sonstigen lauten und komischen Sachen. Aber wehe, ich hole den Besen raus, um etwas zusammenzufegen! Dann sprintet der panisch in die nächste Ecke! Ich mache jetzt "Besentraining" mit ihm :D . Er darf sich immer Leckerchen vom Besen abholen. Seitdem ist es besser. Aber ich muss wohl annehmen, dass er irgendwann mal mit nem Besen geschlagen wurde. Was mich mega wütend und traurig macht!

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verreisterNutzer  30.11.2022, 11:12
@ZionsDaughter

Das ist ja furchtbar! Ich hoffe auch hier, dass er die Angst vor dem Besen überwinden kann. Ich habe ein ähnliches Training mit einem meiner Kater und dem Staubsauger gemacht. Freunde sind sie zwar immer noch nicht, aber zumindest gerät der Kater nicht mehr in Panik.

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