Suche Rat und Motivation – Studienfortschritt und Herausforderungen im 6. Semester?
Liebe Community-Mitglieder,
ich hoffe, es geht euch allen gut. Obwohl ich mich aktuell noch im 5. Semester befinde, plane ich bereits für mein kommendes 6. Semester und stehe vor einigen Herausforderungen. Gerne würde ich eure Perspektiven und Ratschläge zu meiner aktuellen Situation hören.
Bislang habe ich nur 65 von insgesamt 180 ECTS-Punkten erreicht und beabsichtige, noch zwei zusätzliche Semester einzuplanen, um mein Studium erfolgreich abzuschließen. Bedauerlicherweise habe ich viele Module aus vergangenen Semestern nicht abgeschlossen und 2 Module nicht bestanden, was zu Unsicherheiten und einer gewissen Demotivation geführt hat.
Besonders während der Klausurphasen bin ich unsicher und neige dazu, mich für Prüfungen anzumelden, mich dann aber wieder abzumelden, aus der Sorge heraus, möglicherweise nicht zu bestehen.
Der Vergleich zu Kommilitonen, die scheinbar mühelos studieren und bereits beträchtlichen Fortschritt gemacht haben, beeinflusst meine Motivation zusätzlich. Ich arbeite nebenbei in einem Minijob und beobachte, dass andere Studierende, trotz umfangreicher Arbeitsstunden, erfolgreich vorankommen.
Ich stehe vor der Herausforderung, meine eigenen Fortschritte und Arbeitsmengen realistisch einzuschätzen und frage mich, wie ich mich in der Klausurphase besser organisieren kann. Daher suche ich nach Ratschlägen, wie ihr mit vergleichbaren Situationen umgegangen seid und wie ihr euch motiviert habt, wenn Herausforderungen auftraten.
Vielen Dank im Voraus für eure Unterstützung und geteilten Erfahrungen.
Beste Grüße,
1 Antwort
Heyho! Zunächst einmal vorweg: Du bist mit diesen Problemen nicht allein; es gibt viele Studierende, die in ähnlichen Situationen sind oder waren; mir selbst ging es während der Pandemie so. Ich habe damals viel Zeit verloren und bin immer noch dabei, das wieder aufzuholen.
Um ehrlich zu sein schreibe ich das Folgende auch nicht, weil ich das Gefühl habe es seien super Tipps, sondern weil du exakt klingst wie ich mich vor ein paar Jahren gefühlt habe, und weil ich etwas wie das hier meinem Jüngeren Ich sagen würde:
Bislang habe ich nur 65 von insgesamt 180 ECTS-Punkten
Das ist zwar nicht die Welt, aber auch nicht nichts. Sah bei mir nach 5 Semestern ähnlich aus.
und beabsichtige, noch zwei zusätzliche Semester einzuplanen, um mein Studium erfolgreich abzuschließen
Das, so ehrlich muss ich glaube ich sein, ist wohl wenig realistisch. Dann wärst du nach 8 Semestern fertig, also knapp 120 Credits in 3 Semestern, rund 40 pro Semester. Bei deinem bisherigen Schnitt ist das vermutlich illusorisch. Plane, sofern du das finanziell packst, lieber noch 1-2 Semester mehr ein.
Mach dir aber nichts draus; das ist, wie gesagt, ziemlich normal. Regelstudienzeit, so sagten uns im ersten Semester sogar einige Dozenten, ist ein Mythos. 8 Semester bis zum Bachelor zu brauchen heißt in der Realität, dass nichts gravierend schief gegangen ist.
Kommilitonen, die scheinbar mühelos studieren
Sei versichert: Die gibt es nicht. Ich kenne niemanden, der "mühelos" studiert, denn ein Studium ist - auch wenn nicht-Studierte das nicht verstehen - viel harte Arbeit und braucht Zeit. Wenn du den Eindruck hast, dass anderen das Studium leicht fällt: Rede mit ihnen; dann gibt sich das...
Daher suche ich nach Ratschlägen, wie ihr mit vergleichbaren Situationen umgegangen seid
Okay, mehreres. Ich habe die Weisheit auch nicht mit Löffeln geressen, aber vielleicht hilft dir irgendwas von dem, was mir geholfen hat.
- Werde dir bewusst, wie absurd zeitintensiv ein Studium ist - vor allem dann, wenn man sich in der Größenordnung der angedachten 30 Credits pro Semester bewegen will. Die theoretischen 30 Arbeitsstunden je Credit sind erfahrungsgemäß eher als Minimum zu verstehen, in den meisten Modulen ist es für die meisten Leute mehr. Wenn du wirklich gut im Studium vorankommen willst, musst du zeitlich Abstriche machen - will meinen, zeitintensive Hobbies neben Studium und Arbeit sind nicht drin.
- Von Beginn an am Ball bleiben. Viele Studierende (ich früher auch) machen den Fehler, bis einige Wochen vor den Prüfungen auf der faulen Haut zu liegen und dann in Panik zu geraten; das muss man sich abgewöhnen. Die o.g. Zeitintensivität des Studiums beschränkt sich nicht auf die Klausurenphase, sie gilt für weite Teile des Semesters.
- Literatur ist überlebenswichtig. Auch das habe ich am Anfang unterschätzt; es hilft immens beim Verständnis, wenn man sich im Laufe der Zeit ein breites Portfolio an Lehrbüchern zulegt, in denen man Inhalte nachschlagen und mit denen man Veranstaltungen nachbereiten kann. Vorzugsweise digital, da im Netz (libgen lässt grüßen) kostenlos verfügbar; auch die Website der Unibib nicht vernachlässigen. Geld für Fachbücher ausgeben sollte man vermeiden; kein einzelnes Fachbuch ist 50-150 Euro wert.
neige dazu, mich für Prüfungen anzumelden, mich dann aber wieder abzumelden, aus der Sorge heraus, möglicherweise nicht zu bestehen
Ich weiß natürlich nicht, wie das in deinem Studiengang läuft, d.h. wie oft ihr Prüfungen schreiben dürft? Bei uns gibt es sog. Studienleistungen, die man beliebig oft schreiben darf, und sog. Prüfungsleistungen, die man nur dreimal schreiben darf.
Falls das bei euch ein Analogon hat: Wenn du beliebig viele Versuche hast, schreib mit, doktrinmäßig - auch wenn du denkst, du fällst durch. Ab und zu hat man eben Glück und besteht doch, oder man schätzt sich selbst zu schlecht ein.
wie ihr euch motiviert habt
Tja, das ist so eine Sache, bei der kann einem am Ende des Tages niemand so richtig helfen. Ich hatte mit der Motivation auch lange Schwierigkeiten, bis ich dann eines Tages eine Klausur bestand, vor der ich große Angst gehabt und die ich jahrelang vor mir hergeschoben hatte, weil ich sie eigentlich für unmöglich hielt. Ich hatte dafür aber auch wirklich ewig gelernt, viel mehr als je zuvor, stellte aber überrascht fest, dass harte Arbeit sich tatsächlich auszahlen kann! Da kippte dann gefühlt mein halbes Leben um; seitdem versinke ich im Größenwahn, schaffe aber auch über 30 Credits pro Semester :D
Wenn ich dir abschließend also einen "echten" Tipp geben darf: Such dir eine Prüfung raus, durch die du schonmal durchgefallen bist und vor der du Angst hast. Dann lern dafür, so gut du kannst und so hart du kannst, mach zur Not ein Semester nichts anderes. Dann schreib die. Das ist möglicherweise genau das Erfolgserlebnis das du brauchst.
hey, ich bedanke mich herzlich bei dir für deine ausführliche Rückmeldung. Deine Tipps und Erfahrungen haben mir wirklich geholfen und mir einige wichtige Perspektiven aufgezeigt. Es ist beruhigend zu wissen, dass ich nicht allein mit meinen Herausforderungen bin.
Ich werde deine Ratschläge beherzigen.Deine Offenheit über deine eigenen Erfahrungen während des Studiums ist sehr motivierend.
Nochmals vielen Dank für deine Zeit und Mühe!