Stipendium und Stiftung?
Ich habe mich bei einer Stiftung beworben, welches schon einen Monat her ist. Bei dieser Stiftung habe ich angegeben, dass ich kein weiteres Stipendium beantragt habe. Was auch so stimmt. Doch nun sehe ich eine andere Stiftung, die ihr Zeitportal (Bewerbungsfrist) bis zum 1.September offen hat. Da ich nicht weiß, ob ich bei der ersten Stiftung angenommen werde und dies bis Ende September dauern kann, frage ich mich, ob ich mich bei der zweiten Stiftung ebenfalls bewerben soll.
Nur habe ich dabei die Befürchtung, dass dies meine Chancen bei der ersten Stiftung schmälert, wenn ich dort die Angaben ändere und schreibe, dass ich mich bei einer zweiten Stiftung beworben habe.
Was meint ihr? Was soll ich tun?
1 Antwort
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Hallo teletobbi,
um welche Stipendien bzw. Stiftungen geht es denn?
Grundsätzlich kannst du dich bei mehreren Stiftungen bewerben und du musst auch nicht nachträglich angeben, dass du dich nun bei einer weiteren Stiftung bewirbst. Falls bei Stiftung Nr. 2 ebenfalls eine solche Frage in den Bewerbungsunterlagen ist, dann musst du sie hier natürlich mit Ja beantworten. Solltest du von Stiftung Nr 1 allerdings zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden und du wirst gefragt ob du dich zwischenzeitlich bei einer weiteren Stiftung beworben hast, dann antworte selbstverständlich Wahrheitsgemäß!
Dies bringt uns zum eigentlich entscheidenden Punkt. Du solltest deine Mehrfachbewerbung gut begründen können. Stiftungen suchen junge Menschen, die zu ihrem Stiftungsprofil passen und sich auch als Stipendiaten in der Stiftung und für die Stiftungsideale engagieren. Daher sollten die Stiftungen für welche du dich bewirbst politisch nicht zu weit auseinander liegen. Wenn du diese Frage beantworten musst, dann beantworte sie in zwei Teilen: a) warum die andere Stiftung auch eine Option war und b) warum die Stiftung bei der du gerade sitzt besser zu dir passt!
Dies ist für mache Stiftungen leicht zu beantworten, bei anderen eher unmöglich.
Heinrich-Böll-Stiftung und Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) sind beispielsweise kein Problem, jedenfalls nicht aus Sicht der Heinrich-Böll Stiftung. ;) Ich kenne durchaus SPD Mitglieder, die ein Studienstipendium bei der Heinrich-Böll-Stiftung bekommen haben. Bei der FES ist ein starker SPD "Stallgeruch" z.B. durch ein Engagement bei den Jusos schon wesentlich wichtiger. Da könnte so eine Mehrfachbewerbung bereits problematisch sein.
Eine Bewerbung bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung und Friedrich-Naumann-Stiftung wirst du aber z.B. kaum begründen können. Da liegt der Verdacht zu nahe, dass es dir in erster Linie nur um die finanzielle Förderung geht und du in deinen politischen Ansichten eher opportunistisch bist ;) Naumann und Konrad-Adenauer-Stiftung lassen sich politisch schon wieder sehr viel besser vereinbaren. Ein Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes dürfte bei allen politischen Stiftungen unproblematisch sein und sich einfach begründen lassen.
Du siehst die Frage ist nicht so einfach zu beantworten und man sollte in der Tat gut abwägen wo man sich bewirbt.
Beste Grüße und viel Erfolg bei der Bewerbung!
Susan
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ehrlich gesagt würde ich das nicht tun. Eine Bewerbung bei diesen beiden Stiftungen wirkt wenig glaubwürdig. Wenn deine erste Wahl die KAS ist, meinst du wirklich du passt durch dein soziales und politisches Engagement besonders gut zur Heinrich-Böll-Stiftung? Ich rate immer dazu sich nur zu bewerben, wenn man auch wirklich zur Stiftung passt. Alles andere ist i.d.R verschenkte Zeit, da man es den Bewerbungsunterlagen und Lebensläufen recht schnell ansieht.
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Aber ich bin auch Mitglied bei den Grünen und auf Landesebene koaliert man ja schon miteinander. Schwarz und Grün schließt sich nicht aus.
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Dann wünsche ich viel Erfolg! Aber denk besser schon mal über eine sehr gute Erklärung nach warum du dich zuerst bei der KAS beworben hast.
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Ich hätte da noch zwei Fragen:
Die erste ist, du schriebst oben bei "Woher ich das weiß" Berufserfahrung. Arbeitest du zufällig in einer Stiftung?
Und die zweite Frage ist: Stehen die Stiftungen untereinander im Kontakt, sollte ich die Bewerbung der ersten Stiftung angeben?
Im Prinzip habe ich mich zuerst bei der KAS beworben, da diese ihre Zeitfrist bis mitte Julei legte und meine Schule auch empfohlen hatte, dass wir uns dort bewerben sollten. Auch weil die Schule mit der KAS zusammenarbeitet.
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Ja die Stiftungen stehen durchaus in Kontakt. Schon um Doppelförderungen auszuschließen. Es ist daher nicht ratsam bei der Heinrich-Böll zu verschweigen, dass du dich bereits bei der KAS beworben hast. Wenn du dich zu einer Bewerbung bei der Böll entschließt, musst du dies aber, wie bereits gesagt, nicht nachträglich der KAS melden. Die Fragen im Bewerbungsbogen beziehen sich auf den Status Quo zum Zeitpunkt der Bewerbung.
Solltest du von der KAS zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden und du wirst nach weiteren laufenden Bewerbungsverfahren gefragt, solltest du aber Wahrheitsgemäß antworten. In dem Fall musst du damit rechnen, dass deine Bewerbung bei der Böll deine Chancen bei der KAS drastisch reduziert. Dafür liegen diese beiden Stiftungen zu weit auseinander. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass es bereits schwarz-grüne Koalitionen auf Länderebene gab. Als Mitglied der Grünen dürfte dir klar sein wie weit die politischen Positionen auseinander liegen, die es bei solchen Koalitionsverhandlungen zu überbrücken gilt.
Nun zu deiner Bewerbung bei der Heinrich-Böll... du hast dich durch deine Bewerbung bei der KAS ist eine unvorteilhafte Position gebracht. Hier gilt es abzuwägen. Stell dir selbst ein paar ehrlich Fragen:
a) Willst du überhaupt (insb. als Grünenmitglied) von der KAS gefördert werden? Gibt es im ideellen Begleitprogramm der KAS ausreichend Inhalte, die dir zusagen?
Wenn nein, dann versuchs bei der Böll. Wenn ja oder wenn du wirklich auf die Finanzierung aus einem Stipendium angewiesen bist, dann wird es schwieriger dies zu entscheiden. Die KAS ist natürlich die größere Stiftung, d.h. sie hat mehr Stipendien zu vergeben. Wenn du dir aufgrund deines Lebenslaufes und deiner eingereichten Bewerbungsunterlagen gute Chancen ausrechnest genommen zu werden, dann würde ich diese Chance nicht durch eine Bewerbung bei der Böll aufs spiel setzen. Denn wie gesagt, diese Doppelbewerbung wird bei keiner der beiden Stiftungen auf Begeisterung stoßen. Du musst bei dieser Doppelbewerbung damit rechnen bei keiner der beiden Stiftungen genommen zu werden.
b) passt dein Lebenslauf, insb. dein politisches und soziales Engagement wirklich super zur Böll-Stiftung? Bist du als Mitglied der Grünen nicht nur eine Karteileiche, sondern z.B. bei der Grünen Jugend Aktiv oder engagierst dich in deinem Kreisverband?
Wenn ja, dann bewirb dich bei der Böll. Diese Bewerbung muss dann aber wirklich top sein. Naja, muss sie bei einer Stipendienbewerbung eh. Die Konkurrenz ist nun mal sehr groß. Top bedeutet: zeige in deiner Bewerbung wirklich warum du genau zu dieser Stiftung passt, zeige, dass du dich mit der inhaltlichen Arbeit der Stiftung auseinander gesetzt hast und zeige, dass du dich mit grünen Positionen auseinander gesetzt hast und dich mit ihnen identifizieren kannst. Zeige, dass du das Begleitprogramm des Stiopendiums kennst und zeige auf wie du dich als Stipendiat in der Stiftung einbringen möchtest. Und arbeite wirklich gut heraus warum dein ehrenamtlich soziales/ politisches Engagement zu dieser Stiftung passt.
Zudem würde ich ehrlich mit deiner Bewerbung bei der KAS umgehen. Soll heißen, erwähne sie nicht nur, sondern erläutere warum du dich dort beworben hast. Hierzu würde ich herausarbeiten an welchen Stellen sich die Stiftungsarbeit von Böll und KAS überschneidet. Setze diese in Bezug zu deiner Entscheidung sich bei beiden zu bewerben. Ansatzpunkt könnte u.a. die Auslandsarbeit der beiden Stiftungen z.B. im Bereich Demokratieförderung sein. Da wirst du Überschneidungen finden. Auch solltest du konkret erwähnen wie deine Schule mit der KAS kooperiert hat und wie dich dies auf anraten der Lehrer/Schule zu deiner Bewerbung motiviert hat. Falls du auf einer konfessionellen Schule warst, könnte auch deine Konfessionszugehörigkeit bzw. dein Engagement in religiösen Einrichtungen ein guter Erklärungsansatz für deine Bewerbung bei der KAS sein. In einem nächsten Schritt muss dann aber ein brennendes Plädoyer dafür kommen warum du dennoch weit besser bei der Böll aufgehoben bist.
Zu deiner ersten Frage: ich war selbst Stipendiatin und habe in meiner Stipendienzeit auch in den Auswahlkommissionen mitgearbeitet. Heute bin ich Dozentin an einer Uni wozu neben Forschung und Lehre auch immer wieder auch das Schreiben von Gutachten für Stipendienbewerbungen gehört.
So nun viel Erfolg bei der Entscheidung und Bewerbung!
Beste Grüße
Susan
Es handelt sich um die Konrad Adenauer Stiftung und Heinrich Böll. Im Prinzip Schwarz-Grün.