Stimmt es das viele Bergsteiger nur behaupten auf dem Gipfel gewesen zu sein es aber nicht waren --- inkl. Reinhold Meßner?

2 Antworten

Es gibt derzeit in der Szene tatsächlich so ein bisschen die Diskussion darüber. Die Diskussion verläuft zwischen einzelnen sehr guten Experten, welche die Besteigungen rekonstruiert haben und bei manchen Bergsteigern herausgefunden haben, dass sie gar nicht an Gipfel XYZ waren sondern nur ein paar Meter daneben, und dem Großteil der Community, die diesem Thema größtenteils neutral oder sich den Bergsteigern von früher gegenüber eher wohlwollend äußern.

Sagen wir mal so: Wann steht man auf dem Gipfel? Wenn man am höchsten Punkt eines Berges ist. Woran erkennen wir das?

  • Es gibt weit und breit keinen höheren Punkt.
  • Unser barometrischer Höhenmesser (der auf ca. 10, 20 m genau misst) erzählt es uns.
  • Unser GPS-Gerät sagt es uns.

Problem: In den 1970er und 1980er Jahren gab es noch kein GPS. Man musste sich also visuell darauf verlassen, bzw. den barometrischen Höhenmesser ablesen, der nicht so ganz superpräzise ist.

Jetzt besteht so ein Berg ja oft nicht einfach nur aus einer Spitze, von der es rundherum steil hinuntergeht. Viele Gipfel bestehen aus einem langgezogenen Grat, an dem dann ein bestimmter Punkt höher ist als die anderen. Wenn man nun im Nebel an diesem Grat entlangklettert und der barometrische Höhenmesser schon auf 10 m genau die richtige Höhe angibt, kann es gut sein, dass man sich bei der nächsten Erhebung aus dem Grat auf dem Gipfel wähnt, obwohl 50 m weiter eine andere Erhebung einen halben Meter höher ist. Die Gipfel der 8000er sind ja schließlich nicht alle mit Gipfelkreuzen, Steinmännern oder sonstwas markiert.

Hinzu kommt: Viele schneebedeckte Berge haben keinen festen Gipfel. Der hängt nämlich ganz davon ab, wo der Schneegrat dieses Jahr halt am höchsten ist, wie viel Schnee gefallen ist, wo ihn der Wind hinverfrachtet hat,... Die Höhe des Mont Blanc kann beispielsweise von Jahr zu Jahr um mehrere Meter schwanken! Das könnte in den letzten 60 Jahren durchaus auch auf den 8000ern eine Rolle gespielt haben. Auch sie haben sich verändert.

Von daher: Ich halte es für möglich, dass manche Bergsteiger früher die Gipfel verfehlt haben. Aber nicht aus Betrugsabsicht sondern weil die Methoden damals einfach keine besseren Ergebnisse hervorgebracht haben. Ob man ihnen deshalb die Gipfel wieder aberkennt, halte ich nicht für nötig.

Woher ich das weiß:Hobby – aktiv in der DRK Bergwacht und viele Bergtouren

Vielleicht war auch Armstrong nicht auf dem Mond. Lügen werden gern erzählt