Sterilisation von weiblichen Zwergkaninchen?

1 Antwort

Pro vorbeugende Weibchen-Kastration
  • Kaninchen neigen zu Gebärmutterkrebs und können auch andere Gebärmuttererkrankungen bekommen (jedoch nicht mit einer Wahrscheinlichkeit von 80%, wie oft dargestellt). Gerade wenn man einen solchen Krebs schon erlebt hat, möchte man ihm gerne vorbeugen.
  • Gebärmuttererkrankungen werden oft zu spät oder gar nicht diagnostiziert, so dass Kaninchen daran unnötig leiden und sterben. Kaum ein Halter macht Gebärmutterkrebs-Vorbeuge-Untersuchungen. Es ist schmerzlich, wenn man als Halter zu spät eine solche Erkrankung feststellt und nicht mehr helfen kann.
  • Bei Entdeckung des Krebses kann er bereits metastasiert sein, d.h. das Kaninchen ist todkrank und kann nur noch rechtzeitig eingeschläfert werden, bevor es grausam erstickt.
  • Kaninchen die bereits krank sind (z.B. andere Erkrankungen) sind manchmal gar nicht mehr narkosefähig, so dass eine Behandlung, wenn die Gebärmuttererkrankung auftritt, oftmals schwierig/unmöglich ist.
  • Kaninchen brauchen ihre Gebärmutter in der Liebhaber-Haltung nicht für die Fortpflanzung.
  • Manche Halter sprechen sogar davon, dass die Kaninchen durch die Kastration verträglicher mit Artgenossen werden (dies ist jedoch nicht immer der Fall: je nach Ursache der Unverträglichkeit).
  • Im Falle von Gebärmutterkrebs, also als Behandlung von einer Erkrankung, ist die Kastration zwingend nötig und auch nicht umstritten.
  • In Innenhaltung treten Gebärmuttererkrankungen erfahrungsgemäß häufiger auf als in Außenhaltung.
  • Kaninchen, die Kontakt zu anderen (Wild)kaninchen haben könnten, sollten kastriert werden um Nachwuchs zu vermeiden. Beispielweise im Garten freilaufende Kaninchen in Wildkaninchen-Gebieten.
  • Die Kastration von Weibchen gehört in einigen Tierkliniken und bei einigen kaninchenkundigen Tierärzten und Tierärztinnen bereits zur Routine, dadurch sinkt das Risiko für Komplikationen extrem. Auch erhöhte Narkose-Standards und auf Heimtiere spezialisierte Tierärzte tragen dazu bei.
  • Kaninchen können in Gefangenschaft ihren Sexualtrieb nicht richtig ausleben und leiden dadurch oft unter einem übersteigerten Sexualtrieb.
  • In Wohnungshaltung wird durch die Kastration unerwünschtes Verhalten (Urinspritzen, Markieren, ….) verhindert oder behoben. Teils ist keine freie Wohnungshaltung unkastrierter Häsinnen möglich, da sie z.B. mit Urin markieren. Die Kastration ermöglicht eine freie Haltungsform und somit mehr Lebensqualität.
  • Hormonelle Inbalanzen (z.B. Scheinträchtigkeiten, Hitzigkeiten…) können Unruhe in die Gruppe bringen und bei extremer Aktivität auch die Partnertiere stark belasten. Gerade bei Großgruppen sind dadurch oft Unverträglichkeiten zu beobachten. Je nach Platzangebot können die Artgenossen sehr darunter leiden.
  • Manche Häsinnen leiden unter ihrem sehr extremen hormonellen Ungleichgewicht.
  • Sehr viele Tierärzte raten auf Grund ihrer Erfahrung zur vorsorglichen Kastration.
  • Ultraschalluntersuchungen und Röntgenaufnahmen können eine Gebärmuttererkrankung nicht zu 100% anzeigen, dadurch kann falsche Sicherheit vermittelt werden.
Contra vorbeugende Weibchen-Kastration
  • Nur weil eine Erkrankung häufig ist, muss man nicht gleich das gesamte Organ vorsorglich entfernen (z.B. die Brust bei Frauen, da Brustkrebs häufig vorkommt oder die Zähne beim Kaninchen, weil Zahnerkrankungen gehäuft auftreten).
  • Viele Gebärmutterveränderungen sind gutartig (Zysten) und nur durch die Masse irgendwann beeinträchtigend (bestimmte Formen der Endometrialen Hyperplasie).
  • Eine vorsorgliche Kastration verstößt gegen das Tierschutzgesetz, wenn sie nicht zur Verhinderung der Fortpflanzung dient und keine gesundheitlichen Probleme dafür sprechen (Krankheit als Indikation für Kastration). Die Gesetzesgrundlage ist § 6 TschG “Verboten ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres.”. Die Gebärmutter ist ein Organ, die dabei entnommen wird.
  • Die Weibchen-Kastration ist ein recht großer Eingriff mit Eröffnung der Bauchdecke, zudem besteht das Narkoserisiko. Es ist tragisch, wenn ein ein- oder zweijähriges Kaninchen an einer Operation stirbt, die nicht nötig gewesen wäre – vielleicht wäre es nie an Krebs erkrankt und selbst wenn, hätte es davor sicher noch ein paar Jahre länger gelebt. Je nach Spezialisierung des Tierarztes (Heimtier-Tierarzt) und Narkosetechnik, sowie Häufigkeit des Eingriffes, ist das Narkoserisiko sehr hoch oder extrem gering!
  • Die Kastration des Weibchens hat neben dem Narkoserisko und dem postoperativen Risiko zu versterben, auch Langezeitfolgen, die schlecht erforscht sind. Dazu gehört Übergewicht und Bewegungsunlust und dadurch viele andere Erkrankungen, die diese begünstigen. (im englischsprachigen Raum als „fat lazy rabbit syndrome“ =„dickes-faule-Kaninchen-Syndrom“ bekannt). So leiden kastrierte, weibliche Kaninchen durch das erhöhte Gewicht deutlich häufiger unter Harngries und HarnsteinenArthrose und anderen Gelenkserkrankungen und Verdauungsstörungen wie z.B. Verstopfungen oder Aufgasungen (Verdrängung der Organe durch Fett). Durch Fütterung und Haltung kann dieser Faktor minimiert werden. Durch die Operationswunde können Verklebungen entstehen, die wiederum Verdauungsstörungen, Schmerzen und andere Symptome hervorrufen können. Das reduzierte Markierverhalten begünstigt zudem ebenfalls Harngries.
  • Der Sexualtrieb ist eine recht natürliche Sache, die zum Kaninchen dazu gehört. Mit der Kastration beraubt man es ein Stück weit seiner natürlichen Triebe.
  • Ist es vertretbar, ein Kaninchen zu operieren um es an die menschlichen Bedürfnisse anzupassen (z.B. Verhindern von Urin spritzen)?
  • Die meisten Krebsformen der Gebärmutter entstehen erst im höheren Alter (ab 4-5 Jahren), auch wenn es Ausnahmen gibt.
  • Vorbeugung ist möglich (Kenntnis über die Anzeichen von Gebärmuttererkrankungen, regelmäßiges Abtasten, Ultraschall/Röntgenbild bei Verdacht). Anzeichen: Aggressivität, Unruhe, Schmerzen beim Abtasten, häufige Scheinschwangerschaften (bis zu 2 oder 3x im Jahr ist ganz normal, ist das Weibchen dauerhaft scheinwanger, ist es hingegen auffällig), Scheidenausfluss, allgemeine Krankheitszeichen wie Mattigkeit, geringe Nahrungsaufnahme, Abmagerung bei einem recht dicken Bauch oder sogar einer Gewichtszunahme. Bitte informieren Sie sich!
  • Im Krankheitsfall kann man Kaninchen immer noch kastrieren. Das Narkoserisiko älterer Kaninchen ist entgegen der weitläufigen Meinung nicht erhöht, sondern eher geringer. Erhöht ist es lediglich, wenn das Kaninchen andere Erkrankungen hat.
  • Gebärmutterkrebs-Operationen sind bei alten Kaninchen oft nicht nötig, da sie an anderen Erkrankungen sterben, bevor der Krebs sich schmerzhaft oder lebensgefährlich auswirkt, bzw. im Bauchraum Organe verdrängt.
  • Eine vorbeugende Kastration bringt ein Narkoserisiko (Brodbelt et al 2008):
  • Ein Kaninchen von 72 verstirbt während oder nach der Narkose (auch schwer kranke Tiere mit eingerechnet)
  • Eines von 1:137 Kaninchen verstirbt bei gesunden Kaninchen (z.B. Kastrationen)
  • Dieses Naroserisiko ist besonders hoch, wenn der Tierarzt nicht kaninchenkundig ist.
  • Häufig werden Preise verglichen und eine möglichst günstige Praxis gewählt, statt eine mit einer möglichst sicheren Narkose. Dadurch steigt das Narkoserisiko immens. Eine vorbeugende Kastration sollte nur in einer spezialisierten Praxis mit sehr guter Narkose durchgeführt werden.
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 - (Tiermedizin, Zwergkaninchen)