Stammen Schotten und Iren beide von den Kelten ab?

5 Antworten

Zum einen ist schon die bekannte Geschichte Schottlands und Irlands sehr komplex, zum anderen weiß man längst nicht alles, was man gerne wissen möchte. Schon lange vor den Kelten gab es Menschen auf beiden Inseln, in England ist natürlich Stonehenge erwähnenswert (vorkeltischen Ursprungs), und in Irland z.B. Newgrange.

Keltische Sprachen unterscheiden sich deutlich, es gibt p-keltische und q-keltische Sprachen. Zu den p-keltischen Sprachen gehört Walisisch (aber auch Gallisch), zu den q-keltischen Sprachen gehören die gälischen Sprachen (Irisch und Schottisch), aber auch ein Teil des Keltiberischen.

Aktuell würde ich auch nicht ausschließen, dass zumindest ein Teil der frühen irischen Stämme aus Portugal/Spanien (also von der iberischen Halbinsel) kam, und dass ein anderer Teil (an der Ostküste) britischen Ursprungs war. Siehe z.B. die "Iwernoi" (ob dies etwas mit Iber- in "Iberien" zu tun hat, ist unklar), diese schienen bereits eine goidelische Sprache benutzt zu haben (ganz im Süden Irlands).

Ich bin auch einmal über diesen Artikel gestolpert, da geht es eher um Biologie, es wurden Tierarten von der iberischen Halbinsel nach Irland eingeführt.

https://en.wikipedia.org/wiki/Disjunct_distribution#Lusitanian_distribution

Nähme man einen keltiberischen Ursprung der goidelischen Sprachen an, hätte man zugleich den Umstand erklärt, warum der Abstand Walisisch - Gallisch (heute ausgestorben) kleiner zu sein scheint als der Abstand Walisisch - Gälisch.
Zum Beispiel die Zahlwörter für 4 und 5:

4 = pedwar (Walisisch), petuar (Gallisch); ceithre (Irisch)
5 = pump (Walisisch), pempe (Gallisch); cúig (Irisch)

Die irischen (q-keltischen) Formen weichen deutlich ab, wohingegen der Zusammenhang Gallisch/Walisisch recht eindeutig erscheint. Nähme man einen gemeinsamen Ursprung in Gallien an, wäre es ziemlich seltsam, warum Walisisch bis heute z.T. fast exakt der gallischen Sprache folgt, aber Irisch so deutlich abweicht. Aber das ist lediglich meine eigene Theorie.

Das Dalriada war ein Kleinkönigreich keltischer Skoten, diese waren zuerst im Norden Irlands beheimatet, breiteten sich aber auch nach Schottland aus.

https://de.wikipedia.org/wiki/Dalriada

In Schottland gab es aber schon früher britischsprachige (also Walisisch-ähnliche, p-keltische) Pikten. "Ortsnamen und die Muster auf ihren allerdings späten kunsthandwerklichen Gegenständen und gravierten Steinen deuten darauf hin, dass es sich bei den piktischen Völkern um britannische Kelten gehandelt haben könnte. Ihre Feinde hingegen, die Skoten, waren gälisch-irische Kelten."

https://de.wikipedia.org/wiki/Pikten

Natürlich waren auch die späteren Schotten (dort kamen Skoten, Pikten, Römer und später natürlich auch englischsprachige Menschen zusammen) mal katholisch. Maria Stuart war wohl eine der bekanntesten katholischen Schottinnen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Stuart

Der Protestantismus kam auch nach Schottland. Heute sind 16 % römisch-katholisch, 32 % protestantisch (Church of Scotland). Natürlich ist der Einfluss der englischen Sprache und Kultur sehr groß in modernen Zeiten.

Nur noch wenige Menschen - meist auf den westlichen Inseln - sprechen heute noch schottisches Gälisch (was auf das Dalriada zurückgeht - siehe oben). Auch auf den Shetlands und Orkneys wird heute Englisch gesprochen. Auf diesen nördlichen Inseln ist auch erheblicher nordgermanischer Einfluss (Wikinger) festzustellen.


Quaeror  29.10.2020, 15:11

In der Ausstellung in den Céide Fields waren sie der Meinung, dass die steinzeitliche Einwanderung aus dem Mittelmeerraum durch Siedlungsfunde belegt ist: Kleinasien- Portugal-Irische Westküste.

OlliBjoern  28.10.2020, 23:14

Das walisische Wort für Salz ist "halen". Man vergleiche das mit deutschen und österreichischen Ortsnamen auf -hall (Schwäbisch Hall, Bad Reichenhall, Hallein und Hallstatt in Österreich usw.). Dort wurde schon von Kelten Salz abgebaut.

Der Anlaut h- ist im Walisischen übereinstimmend mit dem Festlandkeltischen des nördlichen Alpenraums. Im Irischen nutzt man "salann" von proto-Keltisch *salanos (was die ursprüngliche Lautung besser bewahrt).

Die Schotten stammen (wie die Iren und die Bewohner des späteren UK) von den Kelten, aber sie, die Schotten, auch und besonders von Picten und Scoten ab.

pk, Highlands- und Lowlands-Fan

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Idiealot  28.10.2020, 21:10

Pikten und Scoten tauchen erst hunderte Jahre nach Christus auf.

Die Kelten kamen etwa 600 v. Chr. nach Schottland und erst ab 200 v. Chr. erreichten schottische Auswanderer Irland. Genetisch gehören die Iren, genau wie die Schotten, zu Menschengruppen des Nahen Ostens. Wohingegen einige Gruppen genetisch zu den Steppenvölkern Russlands eine Verwandtschaft aufzeigen. Da sprechen wir aber über Zeiten des Neolithikums.

Deine Frage zu den protestantischen Presbyterianer leitet sich in Schottland vom Calvinismus ab und die eine reformierte Kirche darstellt, mit Ursprung aus Mitteleuropa. Bei den Iren war die vorchristliche Anhängerschaft dem kelitischen Polytheismus anhängig und erst später im frühen 5. Jahrhundert von Christen aus dem römischen Britannien unter Führung des hl. Patrick v. Irland. christianisiert, weshalb Irland den Beinamen Insel der „Heiligen und Gelehrten“ („Saints and Scholars“) trägt.

Woher ich das weiß:Recherche

tenno5034  29.10.2020, 06:01

ausgezeichnete Antwort!

es wird schwierig. Ich glaube das die Kelten germanisch waren. Nicht umsonst haben heute fast 50% der Deutschen einen keltischen Vorfahren. Wales,Irland,Schottland ist ehemaliges,wenn man es so sieht auch heute noch,ein Keltenland. Die "Religion" der Wicca,entspringt dort,sie gibt es auch heute noch,auch in Deutschland,mehr im Untergrund und verborgen. Wicca,ein Hexenkult. Alles ist nicht gegoogelt,ist allgemeinbildung,so hängengeblieben.....


OlliBjoern  28.10.2020, 23:08

Allerdings gab es sicher Sprachwechsel keltischer Menschen (von keltischen zu germanischen Sprachen) - an der Abstammung hat dies freilich nichts geändert.