Staatsstreich Napoleons

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Biographien bieten Erklärungen, z. B.:

Johannes Willms, Napoleon : eine Biographie. München : Beck, 2005, S. 185 – 243

Georges Lefebvre, Napoleon. Herausgegeben von Peter Schöttler. Mit einem Nachwort von Daniel Schönpflug. 3. Auflage. Stuttgart : Klett-Cotta, 2004, S. 55 - 72

Napoleon Bonaparte hatte durch den Staatstreich eine machtpolitische Schlüsselstellung.

Er hat darauf bestanden, in der neuen Verfassung die oberste Führung mit weitreichenden Vollmachten einem Erstem Konsul (Premier Consul) zu geben und sein eigener Anspruch auf dieses Amt wurde deutlich. Napoleon Bonaparte wurde in einer Tagung einer Verfassungskommission dazu bestimmt, zusammen mit zwei anderen, auf die man sich verständigt hatte, wobei Napoleon wesentlich Bedeutung hatte. Dies kam (einschließlich der Personen) in die Verfassung der Französischen Republik (Konsulatsverfassung) von 13. Dezember 1799:

„Artikel 39. Die Regierung ist dreien Consuln, welche auf 10 Jahre ernannt werden und unbeschränkt wieder wählbar sind, anvertraut.

Jeder derselben wird einzeln mit der unterscheidenden Eigenschaft des ersten, des zweiten, oder des dritten erwählt.

Die Verfassung ernennt zum ersten Consul den Bürger Bonaparte, gewesenen provisorischen Consul; zum zweiten Consul den Bürger Cambacérès, gewesenen Minister der Gerechtigkeitspflege; und zum dritten Consul den Bürger Lebrun, gewesenes Mitglied der Commission des Rates der Alten. - Für dieses Mal ist der dritte Konsul auf 5 Jahre ernannt.“

Napoleon Bonaparte war in der Armee bis zum General aufgestiegen und 1799 aus Ägypten zurückgekehrt. Vor allem durch seine Siege im Italienfeldzug 1796 – 1797 mit dem Frieden von Campo Formio 1797, der erfolgreich den Ersten Koalitionskrieg beendete, war Napoleon Bonaparte berühmt und beim Volk beliebt geworden.

Die Regierung (das Direktorium aus 5 Personen) war Schwierigkeiten ausgesetzt und seine Stellung etwas wackelig. Sie hatte wegen Korruption, autoritärer Unterdrückungsmaßnahmen und sehr schlechter Ergebnisse in der Finanzpolitik (stark steigende Staatsverschuldung) schon längere Zeit stark an Vertrauen verloren. Das Direktorium befand sich in doppelter Frontstellung gegen Jakobiner und Royalisten und setzte zu seiner Machterhaltung auch militärische Gewalt und Manipulation Wahlergebnissen ein (die ihn stützende Mehrheit im Nationalkonvent erklärte unerwünschte Ergebnisse für ungültig). Das Heer war eine wesentliche Stütze. Das Ansehen des Direktoriums nahm ab, zumal Mißerfolge eintraten. 1799 waren die Finanzschwierigkeiten verschärft und im zweiten Koalitionskrieg (England schloss mit Österreich, Russland, Portugal, Neapel und dem Osmanischen Reich [Türkei] eine neue Koalition gegen Frankreich) erlitten die französische Truppen Niederlagen. Ein Teil, mit Emmanuel Joseph Sieyès in führender Rolle, wollte eine Änderung mit größerer Autorität der Staatsgewalt, einer dauerhafteren und stärkeren Regierung. Die Verfassung des Jahres III (1795) erlaubte allerdings eine Verfassungsänderung nur in einem langwierigen Verfahren nicht unter 7 Jahren. Um trotzdem eine Änderung durchzusetzen, suchten sie einen volkstümlichen General, der den erforderlichen Rückhalt zu einer politischen Umgestaltung gab.

Napoleon wurde ausgesucht, nachdem General Barthélemy-Catherine Joubert in einer Schlacht gefallen und für die ihm zugedachte Rolle ausgefallen war. Sieyès und seine Mistreiter haben wohl nicht ganz richtig eingeschätzt, wie weit der politische Ehrgeiz Napoleons ging und auch keine genauen Bedingungen gestellt und die Hauptzüge einer neuen Herrschafts-und Regierungssystems nicht festgelegt. Napoleon Bonaparte wurde mit der Sicherung der Stadt Paris beauftragt. 3 der 5 Mitglieder des Direktoriums traten zurück (Sieyès und Roger Ducos nach eigenem Plan, Paul Barras fügte sich), die anderen 2 (Louis Jérôme Gohier und Jean-François Auguste Moulin) wurden angeklagt und abgesetzt.


Albrecht  02.03.2012, 03:41

Sieyès tat, wie ihm geheißen, und nannte jenes Triumvirat, auf das sich Bonaparte mit ihm zuvor verständigt hatte: Bonaparte, Cambacérès und Lebrun. Bonaparte warf daraufhin die Wahlzettel in das Kaminfeuer: Auch dieses Spiel hatte der damit für sich entschieden.“

Eine Volksabstimmung am 7. Februar 1800 bezog sich auf eine schon am 22. Frimaire des Jahres VIII (13. Dezember 1799) von einer Verfassungskommission beschlossene und am 4. Nivôse des Jahres VIII (15. Dezember 1799) in Kraft gesetzte Verfassung (die Konsulatsverfassung) und die Konsuln. Offiziell gab es 3011007 Ja-Stimmen und 1562 Nein-Stimmen, bei 4 Millionen Enthaltungen.

Bei öffentlich ausliegenden Listen, in die hinter dem Namen „Ja“ oder „Nein“ eingetragen wurde, war eine gewisse Furcht, eine Gegenstimme könne unangenehme Folgen haben, nicht ausgeschlossen. Das Ergebnis ist bei den Zahlen der Ja-Stimmen vielleicht auch etwas geschönt worden. Napoleon Bonaparte ist aber damals in Frankreich sehr populär gewesen. Ein politisch nicht so interessierter Teil der wahlberechtigten Bevölkerung hat sich offensichtlich an der Stimmabgabe nicht beteiligt (Enthaltungen).

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Albrecht  02.03.2012, 03:41

Am 18./19 Brumaire des Jahres VIII (9./10. November 1799) zögern viele Abgeordneten, allen gewünschten Vorschlägen zustimmen und der ungeduldige Napoleon verstärkt durch ungeschicktes Verhalten das Mißtrauen. Schmähungen und Drohrufe, ihn zu ächten, kommen auf. Sein Bruder Luciene, Präsident des Rats der Fünhundert, rettet ihn durch tatkräftiges Eingreifen aus der Schwierigkeit. Den Soldaten wird erzählt, Napoleon sei mit Tötungsabsicht angegriffen worden, sie greifen an und jagen den Nationalkonvent auseinander. Unter militärischem Druck stimmten verbliebene oder wieder eingesammelte Abgeordnete (ein Rumpfparlament, die Zahlenangaben schwanken zwischen 30 und 300) schließlich zu, drei Konsuln als provisorische Regierung einzusetzen und zwei Kommissionen zur Vorbereitung einer neuen Verfassung einzurichten. Damit ist ein gewisser Anschein formaler Legalität gewahrt.

Napoleon Bonaparte, Emmanuel Joseph Sieyès und Roger Ducos wurden Konsuln.

Napoleon zeigt sofort, sich nicht aus dem poltischen Tagesgeschäft weitgehend zurückziehen zu wollen. Als Anführer der Inlandsarmee, der Nationalgarden und der Parlamentswachen hat er entscheidendes Gewicht.

Napoleon entsprach dem Bedürfnis nach einem „starken Mann". Er trat als „Retter“ auf. Große Teile der Bevölkerung wollten wesentliche Errungenschaften der Revolution bewahren, aber mehr Stabilität und Ordnung. Sie fürchteten eine wiederkehrende Radikalisierung (wie vor allem in der „Schreckensherrschaft" [Terreur] 1793) oder einen Umsturz durch Royalisten (Anhänger eines Königtums).

Sieyès entwarf eine Verfassung mit einem Großwähler (Gerand Électeur), der gutbezahlt zwei Konsuln auswählte, aber selbst sonst keine Rgierungsgewalt hatte. Napoleon Bonaparte lehnte dies ab und setzte sich gegen diesen Vorschlag, der die Stärke der Exekutive verringerte, durch. Ein Erster Konsul erhielt die entscheidende Macht. Zwei andere Konsuln wirkten als Gehilfen und Berater. Sieyès und Ducos traten zurück und wechselten dann in einen neugeschaffenen Senat. Jean Jacques Regis de Cambacérès und Charles-François Lebrun wurden neu Konsuln.

Johannes Willms, Napoleon : eine Biographie. München : Beck, 2005, S. 234 – 235 (beginnend mit der Sitzung am 1. Dezember 1799, als Sieyès erstmals vor den anderen beiden Konsuln seien Verfassungsüberlegungen darstellte und Napoleon sich energisch gegen ihn wandte):
„Bonapartes heftige Reaktion verriet seine Absichten: Mit der Beseitigung der Volkswahlen konnte er ebenso gut leben wie mit der von Sieyès vorgesehen Zersplitterung der Legislative, nicht aber mit der Aufteilung der Exekutive zwischen zwei Consuln und einem Grand Électeur. Unmittelbar nach diesem ersten heftigen Zusammenstoß lud Bonaparte die Kommissare ein, ihre Beratungen in Gegenwart der drei Consuln in seinen Gemächern in Luxembourg fortzusetzen. Das bot ihm die Gewähr, sich durchzusetzen und von den ursprünglichen Entwürfen von Sieyès nur das beizubehalten, was ihm konvenierte. Am Abend des 12. Dezember 1799 war es soweit: Der jetzt vorliegende Verfassungsentwurf entsprach im wesentlichen Bonapartes Wünschen. Sein Triumph wurde mit einem einzigen Verfassungsartikel ratifiziert, der dem Ersten Consul diktatorische Vollmachten gab, während seien beiden Kollegen nur dekorative Funktionen hatten.

Dieser Verfassungsartikel steht für den zweiten, umso folgenreicheren Staatsstreich, mit dem sich Bonaparte endgültig in den Besitz der Macht brachte: Mit einem Federstrich usurpiert er die Souveränität, die im Sommer 1789 das »Volk« für sich erstritten hatte. Diese Enteignung rechtfertigte er mit dem Anspruch, derjenige zu sein, auf den sich das Vertrauen des ganzen Landes konzentrieren und den diese Legitimation umgekehrt verpflichte, sich für das Gemeinwohl einzusetzen. Bonaparte war nicht der »Gewählte«, sondern der »Erwählte«, der von der Vorsehung als Retter gesandt worden war. Dem in nur elf Tagen intensiver Arbeit gefundenen und in fünfundneunzig Artikel gegossenen Verfassungsentwurf musste die Verfassungskommission am 13. Dezember 1799 nur noch formell zustimmen. Bonaparte nutzte diese Gelegenheit, um seinen Triumph über Sieyès mit einer Demütigung zu krönen: Die drei Consuln sollten, um einen letzten Anstrich von Legalität zu wahren, durch einen Wahlakt der beiden Kommissionen bestimmt werden. Stimmzettel wurden ausgeteilt, mit dem Votum der Anwesenden versehen und in einer improvisierten Wahlurne gesammelt. Als man die Stimmzettel auszählen wollte, schritt Bonaparte ein, raffte die Stimmzettel zusammen und sagte zu Sieyès gewandt: »Statt auszuzählen, geben wir lieber dem Bürger Sieyès einen neuerlichen Beweis unserer Wertschätzung, indem wir ihm das recht übertragen, die drei ersten Magistrate der Republik zu bestimmen, und kommen wir gleichzeitig überein, dass diejenigen, die von ihm benannt sind, eben jene sind, die wir durch unser Votum bestimmen wollten.

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Das ist bei mir alles schwammig geworden...Hmm lass mal überlegen... Das kam ja mit einer neuen Verfassung. D.h. Napoleon war ja schon an der Macht und wollte die Codé Civil? einführen, um dadurch eben dieses Konsul Ding zu bekommen.^^

Er hatte ja schon "Anhänger" und bei den Wahlen hat der noch ein wenig "geschmuellt" (= Stimmen extra erhöht), während er nebenbei seine politischen Gegner "ausschaltete". Abstimmung deshalb eindeutig für ihn und der wurde dann Konsul.

PS: Bei mir ist das grad wirklich super schwammig. Ich hab das Buch vor sehr langer Zeit gelesen und heute hatte ich noch eine Arbeit geschrieben + nach den Ferien + heute morgen Sport => Ich bin tot.^^ Geh jetzt auch schlafen. Hoffe, dass ich nichts falsches geschrieben habe.


Mority97 
Beitragsersteller
 27.02.2012, 17:29

Danke für die schnelle Antwort :)

Jedoch war ganz so glaub ich nicht :D

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