Schauspieler werden ohne Vorkenntnisse?
Hallo^^
Ich finde Schauspielerei sehr interessant, habe aber absolut keine Erfahrung mit der Materie. Da ich bereits 17 Jahre alt bin, frage ich mich, ob es zu spät ist, damit anzufangen. Falls dem nicht so sein sollte, wo kann ich damit anfangen?
3 Antworten
Hallo,
nein, ohne Berufsausbildung geht gar nichts. Wie in jedem anderen Beruf, muss auch der Schauspieler sein Handwerk lernen.
Mit 17 bist du nicht zu spät, sondern etwas zu früh dran. Du solltest zuerst dein Abitur machen und dann die Aufnahmeprüfung (AP) an eine der großen staatlichen Hochschulen für Musik und darstellende Kunst versuchen. Darauf kannst du dich in der Zwischenzeit schon vorzubereiten beginnen: Gefragt sind Tanzkurse (z.B. Ballett, Modern Dance, Jazzdance) und Gesellschaftstanz. Sehr hilfreich ist es, eine asiatische Kampfkunst zu erlernen. Auch Fechten ist sehr beliebt, obwohl es mit dem späteren Bühnenfechten nicht so viel zu tun hat. Ein Rhetorikkurs (= Sprech- und Vortragstechnik) an einer Volkshochschule hilft weiter, ebenso wie eine musikalische Grundausbildung an einer Musikschule, da du bei der AP auch ein Liedchen trällern musst. Das muss keine Arie sein, aber zumindest ein Chanson, um deine Begabung zu zeigen, wie du Texte rhythmisch umsetzen kannst. All das ist später auch Inhalt des Studiums und je besser du darauf vorbereitet bist, desto mehr Pluspunkte gibt es bei der AP.
Sehr wichtig ist auch die Beschäftigung mit der Literatur von der Antike bis zu den zeitgenössischen Autoren. Da heißt es also lesen, lesen und nochmals lesen und so oft wie möglich ins Theater zu gehen.
Wenn du meinst, das nötige Talent mitzubringen, dann schau dir die Homepages der relevanten staatlichen Hochschulen für Musik an, achte genau auf die Zulassungsbedingungen und versuche an einigen Schulen die AP zu machen.
Sei dir aber bewusst, dass der Beruf des Schauspielers kein Honigschlecken ist. Es ist nicht leicht an Engagements zu kommen und der Beruf ist unsicher. Es gibt sicher mehr arbeitslose als aktive Schauspieler. Zudem erfordert der Beruf sehr viel Selbstdisziplin und Fleiß. Du musst auch sehr flexibel sein und es darf dir nichts ausmachen, alle paar Monate umzuziehen bzw. dich auf immer neue Städte, Kollegen, Theater oder Filmsets einzulassen
Hier noch eine Liste der wichtigsten Schulen in Deutschland:
Ernst-Busch-Hochschule, Berlin:
Universität der Künste in Berlin:
Folkwang Hochschule in Bochum:
Folkwang Hochschule in Essen:
Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt:
Hochschule für Musik und Theater in Hamburg:
www.musikhochschule-hamburg.de
Hochschule für Musik und Theater in Hannover:
Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig:
Bayerische Theaterakademie „August Everding“ München:
Otto Falckenberg-Schule München:
www.otto-falckenberg-schule.de
Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ Potsdam:
Hochschule für Musik und Theater Rostock:
Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart:
Liebe Grüße!
Du, so schlecht ist das gar nicht und ich zwei Jahren kannst du noch einiges aufholen.
Dass du mit Jazzdance und Kickboxen gerade beginnen willst, ist nahezu ideal. Allerdings würde ich dir raten, statt des Kickboxens eine traditionelle asiatische Kampfkunst zu beginnen. Etwas wie Karate, Aikido, etc. Das hat den Sinn, dass du dabei auch schon viel von der für Schauspieler nötigen Atemtechnik und Körperdisziplin lernst. Überlege dir das bitte noch einmal.
Dass du gerade am Abi dran bist, ist auch nahezu ideal. Dazu noch ein Tipp: Sprich mit deinem Deutschlehrer (sofern er nicht ein absolutes Ekel ist 😉) und bitte ihn, dir bzw. mit dir, eine umfassende Leseliste, vorwiegend durch die deutsche Literatur, aber auch durch die Weltliteratur, beginnend beim antiken griechischen Theater, bis zu den wichtigsten zeitgenössischen Autoren zu machen. Meistens freuen sich Deutschlehrer ja, wenn man besonderes Interesse an ihrem Fach zeigt und du hast zusätzlich noch für zwei Jahre die Chance, hin und wieder Fragen zu stellen, wenn du mit einem Werk gar nicht klarkommst. Ich bin überzeugt, er/sie wird dir gerne behilflich sein.
Im Jahr vor der AP ist es dann gut, den Rhetorikkurs an der VHS zu besuchen. Die meisten Lehrer sind dann auch so nett, die für die APs ausgewählten Monologe mit den Schülern durchzugehen und Tipps zur Interpretation zu geben. Auch achten sie dann besonders darauf, dass du bereits so akzentfrei (vom heimischen Dialekt her) wie möglich sprichst und die wichtigsten Grundregeln kennenlernst.
Es muss dir nur klar sein, dass das, neben der Abiturvorbereitung, ziemlich anstrengend wird und du viel Disziplin aufbringen musst. Aber auch das ist eine wichtige Vorbereitung auf das Vollzeitstudium, das sehr fordernd und stressig ist.
Wenn du noch Fragen dazu hast, melde dich einfach wieder. Gerne auch per PN.
Vielen Dank für das Sternchen! Ich freue mich immer, wenn ich ein bisschen helfen kann. 😊
Ich kann dir gar nicht genug danken😊🙏🏻
Und jetzt habe ich doch noch eine Frage^^:
Dass es schwierig ist, an einer Hochschule in einem so beliebten Studiengang angenommen zu werden, spricht für sich. Und dass man lediglich mit Bachelor nicht sehr weit kommt auch. Ich bin mir sicher, dass mindestens die Hälfte aller Bewerber mehr Talent und Fähigkeiten hat, als ich. Und selbst, wenn man seinen Master hat, bleibt das Jobangebot gering. Weißt du zufällig, wie eine AP abläuft und nach welchen Kriterien bewertet wird? (Meine Traumhochschule ist in Leipzig, Schauspielerei mit Bachelor gibt es da nicht, lediglich mit dem Master, sie setzen zur Bewerbung zum Master einen Bachelor in einem Studiengang voraus, da würde ich meinen Bachelor in Schauspielerei an einer anderen Hochschule versuchen)
Und was, wenn man den Bachelor hat und dann nirgends für den Master genommen wird? Ist es das Risiko wert?
Zuerst einmal vorweg: Es ist natürlich generell gut, die akademischen Titel zu haben, aaaaaaber, für den Beruf selbst sind sie völlig überflüssig. Es wird dich kein Mensch engagieren, weil du den Bachelor oder Master of Arts hast, sondern ausschließlich, weil du für die Rolle, für die gecastet wird, passt. Dabei geht es auch um Aussehen und wie gut du zu dem Charakter passt. Und manchmal wird auch danach entschieden, ob dem Regisseur deine Nase gerade gefällt oder nicht. Das ist leider so. Es wird erwartet, dass du dein Handwerk beherrscht, die Rolle verinnerlichen und nach außen transportieren kannst. Ob du dafür irgendeinen akademischen Titel hast oder nicht, ist im praktischen Alltag piepschnurzegal.
Die AP gliedert sich meistens in drei Teile: Im ersten Teil spricht der Vorsitzende der Jury kurz mit dir, fragt nach dem Namen, Alter und woher du kommst. Dann sagt man dir, welchen der geforderten Monologe/Szenen man zuerst sehen möchte. Je länger man dich spielen/sprechen lässt, umso besser. Dann beginnt das Warten, bis du erfährst, ob du draußen bist oder weitermachen darfst. Wer weiter ist, darf sich am Nachmittag mit dem Korrepetitor abstimmen und sein Liedchen bringen. War das in Ordnung, macht der Korrepetitor noch einige Übungen mit dir. Das heißt, er lässt dich kurze Tonfolgen nachsingen, eventuell Rhythmusübungen machen, etc. Das ist von Schule zu Schule etwas unterschiedlich, hängt aber in jedem Fall davon ab, wie gut du gefällst.
Als nächstes ist ein Tanzlehrer dran, der ein paar Übungen mit den Anwärtern macht, um zu sehen, wie gut du mit deinem Körper umgehen kannst, wie gut es um dein Körpergefühl bestellt ist und ob du Anweisungen schnell umsetzen kannst. Danach heißt es wieder, auf das Ergebnis warten. Hast du auch das gut überstanden, gehörst du zu den Glücklichen der letzten 20 oder 25, die für den nächsten Tag eingeladen werden.
Am nächsten Tag bekommst du einen Text, den du schnell lernen musst und den einer der Hauptfachlehrer mit euch szenisch umsetzt. Je nach Stück geschieht das in kleinen Gruppen von ca. drei oder vier Leuten. Manchmal, wenn du tags zuvor sehr gut warst, arbeitet der Lehrer auch noch kurz an einem deiner Monologe mit dir.
Danach heißt es wieder warten. In vielen Schulen finden dann noch Einzel-Interviews statt. Dabei kommen die Fragen wie z.B. warum du Schauspieler werden möchtest, was dich an dem Beruf fasziniert, was du davon erwartest, etc.
Danach findet die Abschlusskonferenz statt, in der entschieden wird, wer nun tatsächlich aufgenommen wird.
Auf jeden Fall sollte man sein Glück an mehreren Schulen versuchen, denn es kommt nur sehr selten vor, dass man gleich an der ersten (Wunsch)Schule aufgenommen wird. Sollte einem überall bereits in der ersten Runde gesagt werden, man möge besser einen anderen Beruf wählen, tut man gut daran, auf diesen Rat der Profis zu hören, denn dann scheint man an Talentlosigkeit zu leiden.
Was du dir auf jeden Fall ganz schnell abgewöhnen musst, ist, solche Sätze wie "Ich bin mir sicher, dass mindestens die Hälfte aller Bewerber mehr Talent und Fähigkeiten hat, als ich." auch nur zu denken bzw. laut zu sagen. Du musst dir ein gesundes Selbstbewusstsein (nicht Arroganz!) angewöhnen und zu jeder Zeit von dem überzeugt sein, was du tust. Bescheidenheit mag in vielen Berufen eine Zier sein, in künstlerischen Berufen ist sie eher hinderlich. Wie willst du andere Leute (das Publikum! ) von dir überzeugen, wenn du es selbst nicht bist? Ein gewisses Maß an Überzeugungskraft und gesundem Selbstvertrauen muss man schon mitbringen, sonst wird das nichts.
Eine zweite Frage, die man sich nie stellen solte, ist, ob sich etwas lohnt und ob es ein Risiko wert ist. Bühnenberufe sind immer risikobehaftet und Sicherheit gibt es so gut wie nie. Wer meint, damit nicht leben zu können, sollte besser die Finger davon lassen.
Liebe Grüße und einen schönen Tag!
Interessierst du dich nur dafür oder kannst du auch in verschieden Rollen schlüpfen und diese auch nachspielen? Gut auswendig lernen und deine Gefühle steuern?
gut wäre es, wenn du erstmal in eine Theatergruppe gehst um rauszufinden, ob dir das auch Spaß macht und du es umsetzen kannst
Das schafft nur einer von100.000, aber versuchen kannstes ja.
Vielen lieben Dank! Ich bin bereits dabei, mein Abitur zu machen, an einem beruflichen Gymnasium. Da ich aktuell in der 11. Klasse bin, hätte ich praktisch nur noch ein bisschen mehr Zeit als 2 Jahre. Da ich bisher keine Kenntnisse mitbringe, könnte das ziemlich schwer werden, oder? (Nebenbei ein kleiner Zufall: ich starte bald Jazz-Dance und Kickboxen ^^)