Soziale Frage?

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Guten Morgen!

Die Sozialversicherungen, die unter Otto von Bismarck in Deutschland eingeführt wurden, werden oft als „Bismarcks erfolgreiche Pille“ bezeichnet, weil sie ein wegweisendes Modell für die soziale Absicherung der Bevölkerung darstellten und maßgeblich zur Stabilisierung der Gesellschaft und des politischen Systems im Deutschen Kaiserreich beitrugen.

Der Begriff „Pille“ bezieht sich hier metaphorisch auf die Rolle, die diese Reformen bei der Schaffung sozialer Sicherheit spielten. Sie „heilte“ gewissermaßen die sozialen Spannungen und halfen, eine breitere Unterstützung für das bestehende politische System zu sichern. Bismarck führte die Sozialversicherungen ein, um insbesondere die wachsende Arbeiterklasse an den Staat zu binden und sozialpolitische Probleme, die durch die Industrialisierung und die damit verbundenen Lebensbedingungen entstanden, zu adressieren.

Bismarck wollte mit den Sozialversicherungen nicht nur die sozialen Probleme mildern, sondern auch die politische Lage stabilisieren. Er hoffte, durch diese Reformen die Arbeiterklasse von sozialistischen Bewegungen und deren politischen Forderungen abzulenken und sie als Teil des staatlichen Systems zu integrieren. Die sozialen Versicherungen machten die Arbeiter im Kaiserreich wirtschaftlich abhängiger vom Staat, wodurch die Gefahr einer revolutionären Bewegung reduziert wurde. Durch die Einführung der Sozialversicherungen wurden soziale Spannungen gemildert, die vor allem durch die schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen in der Industrialisierung entstanden. Arbeiter fühlten sich eher als Teil des „Staatsvolkes“, was zu einer höheren politischen Stabilität führte.

Diese Reformen waren in der damaligen Zeit revolutionär und stellten einen bedeutenden Fortschritt in der sozialen Absicherung dar. Sie legten den Grundstein für das moderne System der sozialen Sicherung, das in vielen Industriestaaten später übernommen wurde.

LG aus Tel Aviv

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Globalgeschichte/ internationale Politik

Als Pille wird allgemein etwas bezeichnet, was man eben schlucken muss, auch wenn man es eigentlich nicht will.

Bismarck hatte ein großes Problem. Mit dem Beginn der Industrialisierung zerbrachen Familienbünde, Zünfte, Handwerkerbünde und ähnliche Vereinigungen die einem bis dahin Schutz im Alter und bei Krankheit gegen hat.

Diese armen Industriearbeiter die so im Stich gelassen wurden, nahmen sich die Sozialdemokraten an.

Bismarck wollte aber nicht, dass die Sozialdemokraten zu viel Einfluss bekamen. Also musste er etwas angehen um die Arbeiter zu gewinnen und der große Wurf waren dann eben die Sozialversicherungen.

Der Artikel der sich damit beschäftig und auch dasselbe Bild wie Du verwendet hieß aber "folgenreiche Pille".

Weil sonst ohne ausreichende, zuvor noch öfter vorhandene, ländliche Großfamilienstrukturen, es massive soziale Unruhen gegeben hätte. Die Auflösung der dörflichen Großfamilienstrukturen war gegeben durch steigende Produktivität, und die Notwendigkeit, (für die Arbeiter der gefühlte einzige Weg) für die neu, in Städten entstehende Industrie, genügend Arbeitskräfte zu bekommen.

Gleichzeitig wurde auch im Handwerksbereich massiv mechanisiert und spezialisiert. Der "kleine Handwerksbetrieb", der aber vielleicht noch gut versorgt von seiner Arbeit leben und sich und seine Familie auch im Alter selbst versorgen konnte, begann zu dieser Zeit das erste mal auszusterben.

Insgesamt waren diese Sozialmaßnahmen also förderlich und nötig für die große wirtschaftlich, industrielle Entwicklung in D.

Bismarck hat die Sozialversicherung etc. nicht aus Überzeugung eingeführt, sondern um eine sozialistische Revolution in Deutschland zu verhindern.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter