Sollten ErzieherInnen von den Eltern gesiezt oder geduzt werden? Was ist in den Kitas üblich?

9 Antworten

Ich kenne beides: Eine von einem Elternverein betriebene Kita, wo Duzen üblich ist, und eine städtische, wo sich Eltern und Erzieherinnen siezen.

Funktionieren tut natürlich beides. Wie es sein sollte, dürfte davon abhängen, welches Verhältnis man anstrebt. Duzen fördert Nähe, aber Nähe ist nicht nur positiv und kann auch auch den Respekt reduzieren.

Dahinter steht ein Unterschied , der Professionelle Pädagogen, nämlich a) Lehrkräfte an Schulen und b)Fachkräfte in Kitas noch immer auszeichnet: Die Lehrkräfte an Schulen haben in Jahrzehnten durch Universitätsstudium, durch ihre Gewerkschaftliche Organisation und durch ihr Selbstverständnis dafür gesorgt, dass sie fachlich hohes Ansehen usw. genießen: Sie werden gesiezt.

Die Fachkräfte im Kiga sind heute zunehmend herausgefordert, ebenso sehr hohe professionelle Bildungs-, Beratungs- und Diagnostische Standards zu erbringen, haben aber noch immer das Image als "Frauen zur Betreuung von Kindern" nicht ganz ablegen können. Damit sind sie eindeutig den pädagogischen "Laien", d.h. denEltern näher - und unter pädag. Laien duzt man sich viel eher.

Obwohl aber für ErzieherInnen heute mindestens ein Hochschul(FHS)-Studium gefordert ist und entspr. Studiengänge ("Pädagogik der frühen Kindheit" z.B.) schon eingerichtet sind, sprechen die Eingangsvoraussetzungen (Fachschul-Niveau) und das berufliche Selbstverständnis vieler Mädchen ebenso wie das Interesse vieler Kita-Träger an "billigen" Arbeitskräften leider sehr dagegen, dass Fachkräfte in Kitas sehr bald auch das professionelle Ansehen der Lehrkräfte in Schulen haben werden, sondern das unprofesssionelle "Tanten-Image", bei dem man duzt, behalten müssen.

Doch schon heute könnten ErzieherInnen in öffentlichen Kitas durch ein SIEZEN in vielen Fällen professioneller mit Erziehungsberechtigten sprechen, weil das i.d.R. mehr von notwendiger Distanz bei einer professionellen Beratung ermöglicht.

Bis auf wenige Ausnahmen, wie z.B. in einem kleinen Dorf zusammen aufgewachsen zu sein oder in einer Eltern-Kind-Kita sehr eng zusammenzuarbeiten, ist also das SIEZEN zwischen Fachkräften und Eltern zu empfehlen.

Was üblich ist, ist sehr unterschiedlich.

Das kommt auch etwas auf den Träger der Einrichtung an. In kleinen, privaten Kitas (Vereinen), ist es eher üblich, beim "du" zu bleiben - dann meist alle untereinander.

Ansonsten gibt es von "Sie" und Vorname bis zum "Sie" und dem Nachnamen ganz verschiedene Konventionen.

Das "Sie" ist für einen professionellen Umgang etwas leichter, aber wie gesagt: Es muss zur Konzeption und Größe der Einrichtung und zum Selbstverständnis passen.

Eltern und Erzieherinnen sind keine Kumpels, sollten also nicht geduzt werden, es sei denn, ihr kennt die Eltern schon und seid schon längere Zeit per Du.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin ein erfahrener und vielseitiger Sozialpädagoge

Siezen. Das sind ja schließlich erwachsene Menschen, die man in der Regel privat nicht kennt.