Skandinavistik - beruf?

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Ich weiß nicht, aus welcher Region du kommst, aber ich studiere Skandinavistik in Köln. Bei uns ist es zunächst einmal so, dass es ein 2-Fach-Bachelor ist, d.h. du brauchst einen zweiten Studiengang dazu.

Du wählst zu Beginn eine skandinavische Sprache als Hauptsprache, in meinem Fall Norwegisch, das ist wichtig, weil du in dieser Sprache später deine Prüfungen ablegen musst. Die meisten lernen aber auch (freiwillig) die anderen Sprachen. Hier in Köln kann man Norwegisch, Dänisch, Schwedisch, Isländisch und - wenn man Fennistik macht - Finnisch lernen. Ab und zu gibt es auch Blockseminare mit anderen Sprachen, dieses Jahr gabs z.B. Färöisch.

Du machst auch interskandinavische Kurse, in denen geübt wird, auch die anderen Sprachen zu verstehen. Wen du Norwegisch wählst, wirst du damit aber wenig Probleme haben, da Norwegisch und Schwedisch ähnlich klingen und Norwegisch und Dänisch vom Schriftbild beinahe identisch sind (das Dänische hat nur mehr æ's statt e und mehr g's und d's statt k und t) Später hast du Hauptseminare, die in allen drei Sprachen gehalten werden. Der Rest, außer den Sprachkursen, ist auf deutsch.

Du hast zwei Kurse Altwestnordisch, bzw. Altisländisch, in denen du, wie bei Latein, alte Texte, in dem Fall Isländersagas, übersetzt. Das ist angesichts der Grammatik schon anspruchsvoll, aber machbar und auf jeden Fall superinteressant.

Der Schwerpunkt liegt in Köln eher bei Kultur und Literatur, die Sprachen brauchst du natürlich, um diese lesen zu können.

Wie in allen Geisteswissenschaften, gibt es keinen konkreten Beruf. Unterkommen kann man in der Wissenschaft, im kulturellen Bereich, sprich Bibliotheken, Museen, Vereinen mit kulturellen Programmen, Theater, Goethe-Instituten (und Pendants), politischen kulturellen Programmen und Einrichtungen, im Journalismus, im Verlagswesen, in Marketing und Öffentlichkeitsarbeit, in der Erwachsenenbildung... vllt auch im Taxifahrwesen :P Also, es ist definitiv nicht einfach, man muss sehr findig sein, einschlägige Praktika machen, Zusatzqualifikationen sammeln (neben Praktika Auslandsaufenthalte, Ehrenämter, Sprachen und allerlei Knowhow und Fortbildungen z.B. im Bereich Computer und Internet). Es ist durchaus möglich, einen Beruf zu finden, aber man muss auch den Biss dafür haben. Wer hinterher auf jeden Fall einen klaren, unbefristeten Job will, sollte was anderes studieren. Ich kenne eine, die sich nie Gedanken darüber gemacht hat und ihr Studium gut, aber mit Scheuklappen durchgezogen hat- sie arbeitet jetzt in einem Buchladen und ist wenig glücklich damit.

Natürlich lernst du dort auch ein oder mehrere Sprachen. Das ist doch auch toll! Ein Bekannter von mir, der das studiert, lernt Schwedisch und Isländisch.