Sind Privatjets unsicherer als normale Flugzeuge?

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Warum sollte das so sein?

Das fliegende Personal auf einem Bizjet muss die gleichen Voraussetzungen mitbringen wie auf dem Airliner. Sprich CPL/ATPL, Medical Klasse I, Type Rating, ME etc.

Die Wartungsintervalle sind vom Hersteller vorgegeben und einzuhalten. Das gilt für alle Flugzeuge. Egal ob klein oder groß. Auch das Personal, das an den Fliegern schraubt und die Wartungen und Reparaturen abnimmt, muss entsprechend zertifiziert sein.

Am Ende muss ein Prüfer bestätigen, daß das Flugzeug wieder lufttüchtig ist.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Beruf und Erfahrung

Kommt drauf an.

Privatflugzeuge können aufgrund vieler Faktoren (beispielsweise mangelnder Erfahrung der Piloten) unsicherer sein, wobei ein Airbus A320 Privatjet wohl in etwa genau so sicher, wie ein normales Passagierflugzeug sein wird. Wenn man ein modernes Privatjet mit einer alten 747 vergleicht, wird das Privatjet wahrscheinlich sicherer sein.

IDie wichtigsten Faktoren für die Flugsicherheit sind die Erfahrung der Piloten und die Qualität der Wartung.

Gerade ersteres ist bei Privatjets oftmals sehr hoch - dort arbeiten viele ehemalige Airline-Piloten mit tausenden von Flugstunden Erfahrung (aber keine Lust mehr auf 6 verschiedene Hotels jede Woche).

Der Unterschied zwischen einer Gulfstream und einer A340 merkt man bei schlechtem Wetter: Wo die A340 etwas wackelt, wird der Flug in der Gulfstream zur Achterbahnfahrt.

Da aber die meisten Piloten keine Lust auf K*tz-Geruch aus der Passagierkabine haben, umfliegt man idR schlechtes Wetter eh großräumig.

Das hat mit der Größe des Flugzeugs überhaupt nichts zu tun.

Kleine Privatflugzeuge haben deshalb mehr Unfälle, weil für sie weniger Vorschriften gelten. Weniger Wartung, weniger Ausbildung (insbesondere Notfalltrainings) und weniger Standardverfahren als in der Berufsfliegerei. Das betrifft aber einen Business-Jet nicht, da dieser nach den Regeln der Berufsfliegerei unterwegs ist.


wiki01  30.04.2021, 13:14
Kleine Privatflugzeuge haben deshalb mehr Unfälle, weil für sie weniger Vorschriften gelten.

Nö, für sie gelten die gleichen Vorschriften, aber die Piloten haben meist deutlich weniger Erfahrung.

Bei den Privatpiloten gilt ein Pilot schon als erfahren, wenn er in 20 Jahren 400 Flugstunden gesammelt hat. Das habe ich in 1,5 Jahren geschafft.

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RedPanther  30.04.2021, 16:49
@wiki01
Nö, für sie gelten die gleichen Vorschriften

So? Für den PPL(A) brauche ich meines Wissens z.B. kein Kl. 1 Medical. Es sagt auch niemand, dass man regelmäßig Simulatorübungen bezüglich Triebwerksausfall, Landung bei Scherwinden usw. machen muss.

Bei den Privatpiloten gilt ein Pilot schon als erfahren, wenn er in 20 Jahren 400 Flugstunden gesammelt hat. Das habe ich in 1,5 Jahren geschafft.

Stimmt schon.

Wobei ich es fragwürdig finde, die Flugstunden bei einer Airline 1:1 auf Flugstunden als Privatpilot zu übertragen. Nimm' es bitte nicht persönlich, aber wie viel Erfahrungsgewinn bezüglich praktischen Fliegens (Flugzeug in unterschiedlichen Situationen steuern) hat ein Verkehrspilot, wenn er während 4 h Reiseflug ein paar Funksprüche mit der Flugsicherung wechselt, ein paarmal am Autopiloten dreht und den Landeanflug zum Zielflughafen plant?

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wiki01  30.04.2021, 17:17
@RedPanther

Ich gebe dir recht. Das sagst du aber hoffentlich nicht, weil du das bei mir vermutest. Meine 6000h Gesamtflugzeit sind pure Handarbeit gewesen, im Hindernisbereich, im Tief- und Tiefstflug, ohne Flugregelanlage, die letzten 10 Jahre als Instructor Pilot mit einem jungen Piloten an der Seite, der vorhat, sich und seinen Lehrer in den Boden zu rammen. An manchen Tagen kam ich locker auf mehr als 100 Landungen (TWs hochfahren, Platzrunde, TWs raus, Notlandung, TWs hoch, aus dem Tiefflug TWs raus, Notlandung. 2 Landungen in einer Platzrunde, Tiefflug, max. Range, minimum Rate of Descent, alles dabei, nach 30 min neuer Schüler, das gleiche wieder. 3 Stunden und 6 Schüler später dann Schluss für den Tag).

Vor dieser Kulisse schrieb ich von den "erfahrenen" Privatpiloten, die in 20 Jahren und 400h quasi nur ihre Minimumstunden gesammelt haben.

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RedPanther  30.04.2021, 18:12
@wiki01
mit einem jungen Piloten an der Seite, der vorhat, sich und seinen Lehrer in den Boden zu rammen.

Haha. Ein Grund, weshalb ich nichtmal bei ausreichender finanzieller Basis eine Pilotenlizenz machen würde, ist weil ich meinem Fluglehrer keine so grausamen Stunden zumuten möchte xD Da habe ich einen riesen Respekt vor!

Aber ja, das ist sicher eine ganz andere Basis als wenn jemand nur jedes 5. Wochenende mal eine Stunde um den Block fliegt.

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Pilotflying  30.04.2021, 21:48
@wiki01

Sehr guter Beitrag. Das kann ich aus eigener Erfahrung ebenfalls bestätigen.

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Pilotflying  30.04.2021, 21:58
@RedPanther

Es geht gar nicht um grausame Stunden für den Lehrer. Die Stunden für den Schüler sind viel grausamer - glaube mir. 🤣

Jeder hat mal klein angefangen und als FI ist man das gewohnt. Man sollte aber wissen, was man tut und natürlich fliegt immer ein gewisses Risiko mit, den es passieren auch nach vielen Jahren Erfahrung immer wieder Dinge, mit denen man gerade nicht gerechnet hat. Aber nicht nur bei Flugschülern, sondern auch bei Scheininhabern tun sich manche Überraschungen auf. 😉

Es ist halt immer eine gewisses Gratwanderung, wie lange man den Schüler noch machen lässt. Greift man zu früh ein, lernt er nichts. Greift man zu spät ein, ist es eben.... zu spät. Manche lernen es auch nie...

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wiki01  01.05.2021, 07:07
@Pilotflying
Greift man zu spät ein, ist es eben.... zu spät. Manche lernen es auch nie...

Meine schlimmste Erfahrung war mit einem Piloten, den ich auf seinen eigenen Fluglehrerlehrgang vorbereiten sollte. Ein (wirklich) erfahrener Pilot mit etwa 3000h. Bei einer solchen Vorbereitung macht man schon mehr, geht näher an Grenzbereiche, reizt die Leistungsparameter aus. Aber bei der letzten Notlandeübung ( weil das Luftfahrzeug danach schwer beschädigt war) lief alles aus dem Ruder. Ich erkannte die Gefahr, übernahm verbal die Flugführung mit den Worten „I have the controls“. Nur der zukünftige Fluglehrer lies die Controls nicht los. Er bekam einen „Freeze“, reagierte nicht mehr. Ich konnte ihn nur mit Mühe übersteuern. Folge war, dass wir mit einer ersten sehr harten Landung aufgeschlagen sind, das Luftfahrzeug wie ein Tennisball wieder abhob, und der zweite, dann endgültige Touchdown etwa 200 Meter weiter stattfand, und das Luftfahrzeug nach weiteren 100m Rutschstrecke zum Stehen kam.

Es sind Bruchteile von Sekunden, von „alles unter Kontrolle“ bis „shice, das gibt Kleinholz“.

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RedPanther  01.05.2021, 09:04
@Pilotflying
Aber nicht nur bei Flugschülern, sondern auch bei Scheininhabern tun sich manche Überraschungen auf. 😉

Ja, ich habe zum Beispiel von der "Get-there-itis" gelesen, bei der man dann z.B. vollkommen ausblendet, dass die Minima eigentlich längst unterschritten sind.

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RedPanther  01.05.2021, 09:08
@wiki01

Uff. Ja, genau sowas könnte ich mir vorstellen, dass es mir passiert. Ich komme zwar mir ziemlich viel Stress zurecht, aber wenns dann das eine Quäntchen zu viel ist, gehe ich quasi nahtlos in die Schockstarre über.

Es sind Bruchteile von Sekunden, von „alles unter Kontrolle“ bis „shice, das gibt Kleinholz“.

Ich glaube, das ist dann der Moment, in der der Spruch zum Tragen kommt: "any landing you can walk away from, is a good landing".

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wiki01  01.05.2021, 09:13
@RedPanther

Den gibt es auch in Deutsch: Von einer guten Landung spricht man, wenn die Einzelteile in Landerichtung liegen und man selbstständig weggehen kann.

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Pilotflying  01.05.2021, 17:25
@wiki01

Genauso ist es. Gerade die Scheininhaber sind oft schlimmer als die Schüler. Gerade wenm man denkt, sie haben es drauf, passiert es dann - und es passieren meist Dinge, mit denen man überhaupt nicht rechnet.

Ich hoffe, es ist glimpflich für Euch ausgegangen. Mir blieb sowas bisher Gott sei Dank erspart.

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wiki01  01.05.2021, 17:37
@Pilotflying

Es war kein Unfall, weil die Reparaturzeit unter 400 Arbeitsstunden war. Der "Schüler" hat seinen Vorbereitungslehrgang abgeschlossen und wurde danach Instruktor, später auf TIGER.

Unsere Scheinerhalter mussten immer erst einmal einen Checkflight mit Instruktor machen, danach immer nur mit einem erfahrenen Piloten.

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Pilotflying  01.05.2021, 17:48
@wiki01

Den Spruch in Deutsch kannte ich auch noch nicht. Nur die englische Variante "Difference between good landing und very good landing.."

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Pilotflying  30.04.2021, 21:33

Stimmt leider nicht ganz. Weniger Wartung ist nicht der Fall. Auch in der kleinen Fliegerei gibt es Wartungsintervalle, die einzuhalten sind.

Mit dem Rest hast du natürlich Recht.

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Die Länge eines Flugzeugs hat absolut keine Relation mit der Sicherheit. Die Sicherheit eines Flugzeugs zeichnet sich aus den Kriterien aus ob das Flugzeug regelmäßig gewartet wird, ob der Pilot kompetent genug ist um in Notsituationen richtig zu handeln oder überhaupt die richtigen Daten zu berechnen. Dann ob das Flugzeug auf dem neusten stand ist bzw. Ob die Bordinstrumente in Takt sind oder neu sind da aktuell ein guter Bordcomputer das A und O in einem modernen Flugzeug ist.

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