Sind die Tageszeiten in Äquatornähe immer gleich lang?
Ausgelöst durch eine Programmankündigung im ZDF über Länder und Menschen längs des Äquators, bei dem der Sprecher erwähnte, dass "am Äquator die Tage immer gleich lang wären" haben wir gestern abend kontrovers mit Freunden diskutiert und fanden auch mit Googlen keine wirklich klare Aussage.
Es geht nicht um den 24 Stunden-Tag, sondern um die Zeiten mit Tageslicht (Sonne über dem Horizont). Ich vertrete die These, dass die Tageslängen (direkt) am Äquator nur zur Zeit der weltweiten Tag- und Nachtgleiche (ca. 20. März + 20. Sept.) 12 Stunden betragen, ansonsten sollten sie mehr oder weniger kürzer oder länger werden.
Wie groß sind dort (oder innerhalb der Wendekreise) die Unterschiede bis zu den Zeiten der Sonnenwenden (20. Juni + 20. Dez.)?
7 Antworten
Wenn man einmal in Gegenden nahe am Äquator reist, stellt man wirklich fest, dass dort z.B. (wenn man aus dem europäischen Sommer kommt) die Sonne sehr früh untergeht, und dazu "schneller" als zuhause: Eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang ist es schon stockdunkel.
Natürlich ist die Tagesdauer (von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang) auch in der tropischen Zone nicht immer exakt 12 Stunden - aber die Variation der Tagesdauer übers Jahr weg ist tatsächlich viel kleiner als in der gemäßigten Zone. Das andere Extrem: in der Polarzone geht die Sonne manchmal über Wochen und Monate überhaupt nicht unter (im "Sommer") oder überhaupt nicht auf (in der "Polarnacht").
Genaue Berechnungen der Sonnenaufgangs- und Untergangszeiten (und damit auch der Tageslänge) erfordern etwas sphärische Trigonometrie. Das kann man lernen, oder man kann heute für einen beliebigen Ort auf der Erdoberfläche die entsprechenden Daten mittels eines geeigneten Links im Internet abrufen.
Habe ich gerade ausprobiert mit der Google-Eingabe:
'Manila Sonnenaufgang Sonnenuntergang'
Hallo,
nicht wirklich. Auch in Äquatornähe gibt es jahreszeitlich bedingte unterschiedliche Tagbögen der Sonne.
Nur fallen die Unterschiede hier nicht so extrem aus wie im hohen Norden oder im tiefen Süden.
Die Sonne kann mittags am Äquator höchstens 23,5° vom Zenit abweichen, steht also das ganze Jahr über mindestens so hoch am Himmel wie bei uns im Sommer.
Zwar beträgt der Unterschied in der Deklination der Sonne zwischen Winter- und Sommeranfang wie bei uns 47° - die verteilen sich aber in einer Zone um den Zenit herum. Zu Winteranfang steht die Sonne mittags im Süden, zu Sommeranfang im Norden, wobei die Höhe über dem Horizont an diesen beiden Tagen gleich ist.
In unseren Breiten dagegen ist die Sonne im Winter 47° näher am Horizont als im Sommer - was erhebliche Unterschiede der Tageslängen bedingt, die in der Äquatorzone so nicht gegeben sind.
Außerdem steht dort die Ekliptik immer steil zum Horizont, so daß die Sonne dort immer sehr rasch auf- und untergeht, es also nur sehr kurze Dämmerungszeiten gibt.
Herzliche Grüße,
Willy
Eine einfache Formel für die Taglänge abhängig vom Breitengrad des Beobachtungsortes und der Deklination der Sonne ist folgende:
t=(2/15)*arccos (-tan (phi)*tan (delta))
phi ist der Breitengrad des Beobachtungsortes und delta die Deklination der Sonne.
Rechner auf Gradmaß einstellen!
Exakt gleich lang sind die Tage dort auch nicht. Aber sie schwanken nur minimal, so minimal dass man eben von einem Tageszeitenklima spricht und nicht von einem Jahreszeitenklima wie etwa in Mitteleuropa. Je näher du an die Wendekreise kommst umso größer wird die mögliche Differenz. Aber auch dort ist sie noch viel geringer als in den gemäßigten Breiten oder gar weiter im Norden.
Auch im Bereich des Äquators variiert die Tageslänge über das Jahr leicht, da der Sonnenstand nicht immer der gleiche ist durch die Erdachsenneigung, die anderen haben das schon beschrieben. Man kann dort daher nicht von klassischen Jahreszeiten sprechen, sondern dort spricht man von Trockenzeit und Regenzeit. Außerdem wird es im Äquatorbereich sehr schnell dunkel nach Sonnenuntergang, weil die Sonne fast senkrecht am Horizont verschwindet und nicht mit schräger Neigung wie in unseren Breiten und dadurch bedingtem Streulicht.
Am Äquator weicht die Tag- und Nachtgleiche nicht mehr als 30 Sekunden ab. Sie ist also vernachlässigbar. Erd- und himmelsmechanisch sind dafür die Deklinationen von Erde und Sonne verantwortlich. Die Erdachse ist gegenüber der Ekliptik geneigt und auch die Sonne steht nicht so fix an ihrem Platz wie allgemein angenommen wird. Daher ergeben sich auch am Äquator Abweichungen von der Tag- und Nachtgleiche, die allerdings in der menschlichen Erfahrung keine Rolle spielen, messtechnisch jedoch erfassbar sind.
hallo willy, danke!
lässt sich mit dem sonnenstand die tageszeitenlänge berechnen oder in welchem rahmen pendeln diese zeiten?