Sind Atomschutzbunker nutzlos?
Mich interessiert das Thema vor den zunehmenden Spannungen zwischen NATO und Russland sowie Nord-Korea und dem Film "The day after", den ich vor kurzem wieder sah.
Immer wieder werden in dem Zusammenhang auch Atomschutzbunker als Sicherheit genannt. Da kommen mir aber Zweifel:
Den eigenen Atomschutzbunker im Garten, sofern möglich, könnte man bei Vorwarnzeit nur erreichen, wenn man mit der Familie Zuhause ist. Aber i.d.R. sind Menschen außerhalb ihrer Wohnung, z.B. bei ihrer Arbeit, Schule, Studium usw. Im Falle eines Alarms bräuchte ein durchschnittlicher Arbeitnehmer, das nehme ich der Einfachheit halber an, eine halbe bis eine Stunde zu seiner Wohnung. Eine utopische Annahme,
die natürlich die Massenpanik nicht einberechnet.
Wer ist jedoch schneller am Ziel? Eine Atomrakete vom anderen Ende der Welt oder der Arbeitnehmer auf seiner Heimfahrt?
Selbst wenn er und seine Familie rechtzeitig vor dem Einschlag einträfe, wie lange müsste man in so einem Bunker ausharren, bis die radioaktive Strahlung unbedenklich niedrig ist? Ohne das ausgerechnet zu haben, fürchte ich, dass lange vorher Trinkwasser und Nahrung ausgehen.
11 Antworten
Es kommt bei einem Atombunker drauf an, wie umfangreich der Atombombenbeschuss gewesen ist. Wovor schützt ein Atombunker:
Zuerst einmal schützt er vor den ersten Folgen einer Atombombe: direkte Strahlung, Druckwelle und Hitze. Du überlebst also den Einschlag der Atombombe.
Die Nachfolgen einer Atombombe sind Verstrahlung durch die Teilchenstrahlung. Das verstreute radioaktive Material strahlt ja fleißig weiter, bis die Atome auf natürliche Art zerfallen sind. Da kommt es dann drauf an, was für Teilchen rumliegen und wie lange deren Zerfall in stabile Elemente dauert. In einem Atombunker müsste also wenigstens so viel Nahrung vorhanden sein, um die erste Zeit nach der nuklearen Verseuchung zu überstehen, bis eine gefahrlose Rückkehr an die Oberfläche möglich ist.
Da wären vor allem die Zeiträume des Fallouts zu beachten. Durch eine Atombombe wird erst einmal viel radioaktives Material in die Atmosphäre verteilt. Das muss erst mal alles wieder runterkommen, zum Beispiel durch Regen.
Ein Atomschutzbunker bietet also auch einen Lebensraum, in dem man länger versorgt ist. Hinzu kommt die Möglichkeit, den Bunker zu verlassen und bei der Rückkehr die mitgebrachten atomaren Teilchen wieder abzuwaschen (Dekontamination). Denn bei Strahlung ist auch der Zeitfaktor entscheidend, wie lange sie auf den Körper einwirkt.
Bei einem Kriegsszenario, bei dem sehr viele Atomraketen flächendeckend zum Einsatz kommen, ist ein Atomschutzbunker im Prinzip nutzlos. Man würde zwar den Krieg überleben, hätte aber keinen Lebensraum mehr. Man "verhungert" also über kurz oder lang in einem Bunker, denn irgendwann gehen dir die Lebensmittel aus.
Aber auch nach einem Atomkrieg könnten sich Zonen bilden, in denen die Strahlung so niedrig ist, dass dort ein Leben möglich ist. Die müsstest du nur finden. Globale Folgen zum Beispiel für das Klima sind möglich.
Besser ist es einfach, keinen Atomkrieg zu machen.
Seh ich witzigerweise auch so, dass rechtzeitige ankommen könnte alles möglich sein, aber die Strahlung danach wird echt schwierig, da es sich dabei ja um Jahre handelt, trinken kann man ja noch aus Urin recyceln, aber essen dürfte Iwann knapp werden.
was für Spannungen gibt es denn zwischen NATO und Russland ? Zwischen Start und Einschlag vergehen ca 30 Min., da kannst du dir nun überlegen ob sich das lohnt mit dem Bunker, oder ob es sich nicht doch lohnt von Hause aus zuarbeiten
Ungefähr 30 Minuten braucht eine Interkontinentalrakete von Russland in die USA und umgekehrt, abhängig natürlich von den Kurs und Standorte der Rakete. Praktisch ist es natürlich weniger Zeit um zu einem Bunker zu gelangen da ein Rakete geortet werden muss und entsprechender Alarm verbreitet werden muss.
Ein Volltreffer wird kein Bunker überleben, explodiert der Nuklearsprengkopf in der Nähe besteht schon eine Überlebenschance von Druck und Hitze.
Nur was nützt es wenn man Druck und Hitze überlebt hat. Vor inzwischen 22 Jahren explodierte Tschernobyl und das Gebiet ist immer noch verseucht.
Essen, trinken und Sauerstoff ist gar nicht das große Problem, das große Problem ist die menschliche Psyche. Während des Kalten Krieges gab es in Deutschland ein Test wo sich Freiwillige für nur 7 Tage in einem Bunker eingeschlossen haben. Die ersten haben es nach zwei Tagen aufgegeben.
Laut aktueller Focus-Ausgabe benötigt eine Iskander-Rakete aus Kaliningrad nur vier Minuten um in Berlin einzuschlagen.
Ebenfalls sehr informativ und kontrovers: https://youtu.be/3Kwrr4S6Emc