Sind alle unis gleich „schwer“?
Hallo!
Kurz zu dem Background: Ich höre immer wieder von Freunden und anderen Studenten aus anderen Hochschulen (die dasselbe studieren wie ich - z.B Informatik), dass die Uni Zeit die beste Zeit usw. ist und man viel Zeit hat ohne krass viel zu machen.
Ich weiß nicht, ob ich „falsch“ studiere, aber irgendwie arbeite ich mir kurz gesagt den Arsch ab, mit allen Übungen, Klausuren etc und bekomme dann trotzdem nur Durchschnittsnoten.
Da ja alle Uni mit den ects EU genormt sind, sollten alle eigentlich gleich schwer sein oder?
8 Antworten
Ich weiß nicht, ob ich „falsch“ studiere, aber irgendwie arbeite ich mir kurz gesagt den Arsch ab, mit allen Übungen, Klausuren etc und bekomme dann trotzdem nur Durchschnittsnoten.
Das unterscheidet sich durchaus nach Uni, Studienordnung, persönlichen Fähigkeiten und vielen anderen Parametern. Es gibt auch genügend Studis, die sich nicht viel um Noten kümmern und "Vier gewinnt" spielen. Was letztlich auch nicht verkehrt ist.
Da ja alle Uni mit den ects EU genormt sind
Da hast du etwas sehr gründlich missverstanden. Erstens gibt es absolut keine "EU-Norm" für Universitäten, in keiner Form.
Zweitens sind die ECTS-Credits eine relativ simple Einschätzung der Arbeitslast (Anwesenheits- plus Selbststudiumszeit), nicht mehr und nicht weniger. Die werden für die Planung des Curriculums verwendet. Wie sehr diese Einschätzung dann mit deiner persönlichen Erfahrung übereinstimmt, kann aber keiner sagen. Die empfundene Schwierigkeit kann sich bei derselben Lehrveranstaltung schon völlig ändern, wenn ein anderer Prüfer dran ist. Deswegen wird keiner den ECTS-Wert ändern.
Meine Tochter ist hochbegabt. Zudem hat sie ihre Fächer klug gewählt. Sie kann nebenbei problemlos arbeiten (Minijob) und hat es geschafft ihre Unizeiten so zu legen, dass sie ab Donnerstag Wochenende hat. Aber von Montag bis Donnerstag muss sie richtig ranklotzen.
Vermutlich ist ein Faktor, wie leicht oder schnell man lernt. Es gibt die Überflieger, die alles aufsaugen wie ein Schwamm und die Arbeitstiere, die mit Fleiß kompensieren, was andere voraus haben. Dabei spreche ich nicht nur von Intelligenz.
Ich erinnere mich an die Kinderzeit meines Sohnes. Mit einem Freund zusammen startete er ein neues Brettspiel. Sie lasen sich die Anleitung durch und spielten anschließend. Ein paar Monate später erinnerten sie sich daran und spielten es erneut. Mein Sohn hatte alles vergessen. Er musste die komplette Anleitung neu studieren. Sein Freund hingegen wußte noch alles.
Wenn das beim Lernen auch so ist, können manche eben auf mehr zurückgreifen als andere, ohne dümmer zu sein. Es wurde vermutlich über den falschen Inputkanal aufgenommen und/oder nicht wirklich abgespeichert (Bulemielernen).
Das kann ganz viele Gründe geben, von denen einer durchaus Intelligenz sein kann. Faktoren wie Ernährung, ausreichender Schlaf, Sorgen oder eben das richtige Lernen sind ebenfalls nicht unwichtig. Manchmal ist die Antwort auch ganz einfach: Man studiert das Falsche, hat kein Talent dafür oder ist eben einfach nicht der theoretische Type.
PS. Meine Tochter studiert in Paderborn. Eine straff organisierte Uni, die zentral gelegen ist. Super für jedes Zeitmanagement von Studenten. Als sie an der Uni Köln Bücher ausleihen wollte, war sie stinksauer. Die Uni ist über die Stadt verteilt und sie mußte stundenlang von Pontius nach Pilatus, bis sie alles zusammen hatte. Sowas macht das Studieren nicht einfacher. Ihr Plan zur Uni Köln zu wechseln hatte sich damit schlagartig erledigt.
Die ECTS-Punkte sollen einen kalkulierten zeitlichen Arbeitsaufwand abbilden, nicht Schwierigkeitsgrade. Und selbst die Kalkulation des Arbeitsaufwandes ist Augenwischerei, weil im Grunde subjektive Einschätzung des jeweiligen Lehrpersonals. Man hört z.B. in der Regel von naturwissenschaftlichen Studenten, dass 40 h pro Woche ihnen hinten und vorne nicht reichen.
Die Inhalte können sich in ihrer Schwierigkeit deutlich unterscheiden, obwohl die Module nominell gleich sind. Ich hatte im 1. Semester Bachelor ein 5-Punkte-Modul in Mathe, bei dem effektiv der Abiturstoff wiederholt und einem anschließend die 1,0 geschenkt wurde. Meine späteren Mitstudenten an einer anderen Uni hatten im 1. Semester Bachelor ein 5-Punkte-Modul in Mathe, das mit dem Satz "Abiturstoff können ja alle" und der Einführung der komplexen Zahlen begann, mit anschließend 70 % Durchfallquote in der Modulprüfung. Und das waren rein nominell gleichwertige Module!
Außerdem können die persönlichen Präferenzen unterschiedlich sein. Lass' mal an Hochschule A die Vorlesungen morgens ab 7:00 beginnen und an Hochschule B kann man sich darauf verlassen, dass vor 11:00 keine Lehrveranstaltungen sind. Wenn du jetzt einen Frühaufsteher und einen Spätaufsteher nimmst, wird die Bewertung ob der Tagesablauf angenehm ist, deutlich unterschiedlich sein ob beide an Hochschule A oder Hochschule B studieren.
Genauso ist es auch, je nachdem welcher Fokus im einzelnen Studium gelegt wird, wie die Dozenten drauf sind... das eine liegt dem einen mehr, das andere liegt dem anderen mehr.
Allein schon, ob man täglich 1h hin und 1 h zurück zur Uni pendelt, wo jemand anderes in drei Schritten vom Campus in seiner Bude ist und damit jeden einzelnen Tag effektiv 2 h mehr zur freien Verfügung hat, macht einen spürbaren Unterschied.
Ja, das ist von Uni zu Uni unterschiedlich, teils sogar von Prof zu Prof innerhalb einer Uni.
Zwischen mir und dem Jahrgang danach hatte der Dozent für Statustik gewechselt, deren Klausur war deutlich einfacher. Ob alle von ihm leichter sind weiß ich nicht, aber jeder bringt natürlich seine eigene Art und seine Ansprüche ein.
Viele Studenten schließen auch nicht in Regelstudienzeit an, weniger Kurse gleich weniger Stress.
Dazu ist es auch vom Person zu Person unterschiedlich, meine eine WG Mitbewohnerin und ich haben zusammen das gleiche im selben Jahrgang studiert, sie saß jeden Tag nach der Uni da noch Stunden dran, dazu auch an Wochenenden und erst recht kurz vor Klausuren. Ich hingegen habe kaum was machen müssen, in manche Klausuren bin ich komplett ohne extra Lernen und wir hatten die gleichen guten Noten.
Die Studienzeit kann die anstrengendsten drei Jahre deines Lebens sein – oder die besten sieben ;). Wenn du zum Beispiel versuchst, Mathematik oder eine Naturwissenschaft in der Regelstudienzeit mit Bestnoten abzuschließen, ist das kein Spaziergang. Studierst du dagegen eine Geisteswissenschaft nach dem Motto "vier gewinnt" und lässt dir ein paar Jahre mehr Zeit, kannst du das Ganze recht entspannt angehen.
Es gibt so viele Parameter, die man einbeziehen muss:
- Land
- Bundesland
- Universität
- Professor
- Jahrgang (Studienordnung kann variieren)
- Intelligenz
- Fleiß, Ehrgeiz, Disziplin
- Lernfähigkeit
- Andere Beschäftigungen (Jobs, Ehrenamt...)
- Andere Verpflichtungen (Kind, Tiere, Familie)
- Druck (BAföG, Eltern, Unternehmen)
- Persönliche Stärken und Schwächen
- Soft Skills (Einzelkämpfer haben es schwerer)
- Hard Skills (bereits Berufserfahrung in Bereich)
Ergo: Man sollte Studenten nicht vergleichen. Dieses glorifizierte "Studentenleben" ist meist ein Mythos...