Senior mit akuten Schlafproblemen, was können wir dagegen machen?

4 Antworten

Zur medikamentösen Behandlung von Schlafstörungen werden unterschiedliche Wirkstoffgruppen und Arzneimittel eingesetzt. Da niemand hier im Detail die Situation deines Vaters beureteilen kann sind konkrete Ratschläge nicht wirklich angebracht. Das was ich jedoch tun kann ist dir eine kleine Übersicht zu verschaffen. Am Ende sind fast alle wirksamen Arzneimittel die schlaffördend wirken ohnehin verschreibungspflichtig und der Arzt muss entscheiden.

Klassiche Schlafmittel stammen aus der Gruppe der Benzodiazepine (z.B. Lorazepam, Flurazepam, Diazepam etc.) und Z-Drugs (Zolpidem und Zopiclon). Sie sind hoch effektiv, wirken zudem stark angstlösend und haben nahe zu keine Nebenwirkungen. Vor allem bei älteren Menschen kann es jedoch in seltenen Fällen zu Paradoxreaktionen wie Erregungs- und Unruhezuständen sowie Schlafwandeln kommen. Das grössere Problem ist jedoch, dass sämtliche Benzodiazepine und Z-Drugs bei zu häufiger Anwendung schwer abhängig machen. Damit einher geht auch eine Toleranzentwicklung (Gewöhnungseffekt). Bei Menschen in hohem Alter nimmt man dies teilweise bewusst in kauf wenn alle anderen medikamentösen Behandlungsversuche erfolglos verliefen. Diese Praxis ist jedoch keineswegs unumstritten.

Zur längerfristigen medikamentösen Behandlung von Schlafstörungen werden andere, nicht suchterzeugende Arzneimittel eingesetzt. Man macht sich also die schlaffördenden Nebenwirkungen gewisser Antidepressiva und Antipsychotika zu nutze. Am häufigsten findet das atypische Antipsychotikum Quetiapin Anwendung, gefolgt vom tetrazyklischen Antidepressivum Mirtazapin. Aber im Detail..

Sedierende Antidepressiva (neben Mirtazapin) sind beispielsweise Doxepin, Trimipramin, Amitriptylin und Trazodon. Ferner auch Agomelatin.

Sedierende Antipsychotika (neben Quetiapin) sind beispielsweise Promethazin, Pipamperon, Melperon oder Prothipendyl.

Diese Medikamente machen -wie bereits erwähnt- nicht abhängig, können jedoch andere Nachteile haben. Je nach Medikament und Patient schwankt die Wirksamkeit sowie die Ausprägung der Nebenwirkungen teilweise stark.

Ferner werden zur medikamentösen Behandlung von Schafstörungen auch H1-Antihistaminika eingesetzt. Beispielsweise Hydroxyzin, Diphendhydramin oder Doxylamin. Hydroxyzin ist verschreibungspflichtig, die anderen zwei nicht (aber auch deutlich schwächer).

Relativ neu auf dem Markt befinden sich zudem Orexinrezeptor-Antagonisten wie beispielsweise Daridorexant. Daridorexant wurde im April 2022 von der EMA (EU-Arzneimittelbehörde) zugelassen, ob es in Deutschland bereits erhältlich ist, ist mir nicht bekannt. Orexinrezeptor-Antagonisten gelten als wirksam und gut verträglich, aber auch teuer. Aufgrund der erst kürzlichen Zulassung sind sie noch nicht so gut erforscht wie andere Medikamente die teilweise bereits jahrzehnte eingesetzt werden.


Lilli528 
Fragesteller
 10.05.2024, 05:36
@samm1917 Vielen Dank, für deinen Tolle Zusammenfassung. Das schätze ich sehr ... Das du dir die Zeit genommen hast. Eine gute Aufklärung. Manches kenne ich .... Manches werde ich mich Informieren. 👍😊
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Das ist eine Form von Demenz.

Wenn es euch zu sehr belastet, dann seht euch mal nach einer Nachtpflege um... Bei dieser Form der teilstationären Versorgung verbringt er die Nacht in einer Pflegeeinrichtung unter medizinischer und pflegerischer Obhut. Die Übernahme der Fahrten zwischen Einrichtung und zu Hause gehört zum Angebot dazu. Die Nachtpflege wird von der Pflegeversicherung aus einem Extra-Budget bezuschusst. Sie gilt ab Pflegegrad 2

Über die Links findest du die Quelle.


Lilli528 
Fragesteller
 09.05.2024, 05:22

Auch dir Dankeschön erstmal. Die Pflegestufe 3 hat er bereits. Ich bin gerade auf die Tagespflege aufmerksam gemacht worden. Vllt wäre das auch erstmal etwas. Weil hier zuhause, hat er auf nicht viel Lust. Und wenn alle Stricke reissen und sich da nichts bessert, dann vllt doch stattdessen irgendwann die Nachtpflege. Wir hoffen dann nur das er das auch mitmacht. Er ist ja auch nur Nachts so extrem. Tagsüber ist er zu 95 Prozent normal und nur selten durcheinander.

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Dea2019  09.05.2024, 09:31
@Lilli528

Die Nachtpflege steht am Anfang. Wenn er sich da dran gewöhnt hat, dann fällt, wenn es erforderlich wird, der Wechsel in die Vollzeitpflege nicht so schwer.

Macht euch bitte nichts vor: Demenz schreitet fort und ist dann nur noch vom Fachpersonal wirklich zu bewältigen. Und auch bei Vollzeitpflege könnt ihr ihn jederzeit stundenweise tagsüber zu euch holen!

Ich habe meine Oma, meinen Schwiegervater sowie zuletzt meine Mutter bis zum Tod gepflegt und glaub mir, ich weiß wovon ich da rede.

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Was mit ihm sein könnte : Demenz

Sprecht den Arzt auf Zopiclon an.

Ins Altersheim abschieben, kommt für uns nicht in Frage.

Bei sämtlichen Respekt für diese Leistung und ich hoffe, dass ihr bereits einen Pflegedienst und er ebenso einen Pflegegrad besitzt, aber irgendwann sind eure physischen und psychischen erreicht oder bereits überschritten. Lasst euch bitte beraten. Es gibt neben Alterheimen auch Überbrückungslösungen, die Tages- und/oder die Nachtpflege


Lilli528 
Fragesteller
 09.05.2024, 04:49

Danke Wiesel1978, Zopiclon 7,5 mg hatten wir auch brachte nichts. An Demenz haben wir auch schon gedacht, es tritt zu 95% nur Nachts auf. Kann es dann trotzdem Demenz sein?

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Lilli528 
Fragesteller
 09.05.2024, 05:15

Ich habe mir das gerade mit der Tagespflege durchgelesen. Das werden wir uns auf jeden Fall mal merken und angehen. Pfegestufe 3 hat er ja bereits. Danke dir nochmal.

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Der Mann ist dement! Das gehört behandelt, aber nicht mit Schlafpillen