Schule & Sexualität: Warum so wenig Offenheit?
Hey Leute,
ich wollte mal eure Meinung und Erfahrungen zu einem Thema hören, das mir in letzter Zeit öfter durch den Kopf geht.
Ich bin ein Junge (Ende der Schulzeit) und mir fällt auf, wie schwierig es immer noch ist, in der Schule oder allgemein im Alltag nicht dem klassischen „Männlichkeitsbild“ zu entsprechen. Also z.B. wenn man sich etwas femininer kleidet, sich anders bewegt, andere Interessen hat oder einfach offener mit seiner Sexualität umgeht – direkt wird man abgestempelt oder muss mit blöden Kommentaren rechnen.
Ich selbst bin Bi, stehe dazu, aber trotzdem merke ich, wie viel Mut es oft braucht, einfach man selbst zu sein. Wenn ein Mädchen etwas maskuliner rüberkommt, sagt kaum jemand was. Aber als Junge feminin zu wirken? Da wird direkt gewertet.
Wieso ist das eigentlich immer noch so ein Ding? Warum sind viele (auch Lehrer!) oft so zurückhaltend oder unangenehm berührt, wenn’s mal um Themen wie LGBTQ+, Gefühle, Selbstfindung oder Sexualität geht?
Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Vielleicht sogar positive? Gibt’s Schulen oder Umfelder, wo das kein Thema mehr ist? Würde gern wissen, wie ihr damit umgeht oder was ihr euch wünschen würdet, wie’s besser laufen könnte.
Bin gespannt auf eure Sichtweise!
4 Antworten
Ich kenne und verstehe das was du sagst sehr gut. Wenn man sich etwas anders benimmt als die „Norm“ wird man direkt abgestempelt und darf sich doofe sprüche anhören.
Das mit LGBTQ+ war bei mir an der Schule tatsächlich ganz anders, es wurde sehr offen behandelt und es wurde viel darüber geredet, besonders von meinem klassenlehrer weil der selbst schwul ist. Aber nichtsdestotrotz hab ich auch mitbekommen das die meisten schüler sehr negativ gegenüber LGBTQ+ eingestellt waren und das auch offen zeigten.
Ich bin der Meinung man sollte das Thema offener an Schulen behandeln und vorallem sollten schulen dafür sorge tragen das sich die Schüler so ausleben können wie sie es möchten
m17
M, 25: Das hängt sehr vom Einzugsgebiet der Schule ab. Ich bin Referendar an einem Gymnasium in einer gutbürgerlichen Gegend von Berlin. Bei uns gibt es ein paar schillernde Paradiesvögel, und die werden alle akzeptiert. Vielleicht zerreißen sich einige hinter dem Rücken das Maul über sie, aber offen gemobbt wird keiner – oder wenigstens nicht dafür.
Ja, die Erfahrung habe ich auch gemacht. Generell sind "Jungs unter sich" nach meiner Erfahrung meistens ziemlich "toxisch".
Wie sind die Mädchen an deiner Schule diesbezüglich denn "drauf"? Die waren bei mir nämlich deutlich toleranter.
LGBTQ+ hat an meiner Schule auch kaum eine Rolle gespielt. Um Homosexualität ging es mal kurz im Aufklärungsunterricht, das war es dann aber auch. Über Transgender habe ich in der Schule gar nichts erfahren. Wäre das anders gewesen, wäre mir eventuell deutlich früher klar geworden, dass ich Trans bin.
Naja gibt solche und solche Mädchen.
Aber tendenziell eher wenige für die das Ok ist.
Ich bin schwul, aber es hat mir nie jemand angemerkt und von daher gab es in der Schule diesbezüglich auch keine Probleme.
Denk einfach immer daran, dass es nur ein kleiner Lebensabschnitt ist. In ein paar Jahren stehst du schon ganz woanders im Leben.
Für mich bedeutet es eine Einschränkung, wenn ich meine Sexualität nicht offen zeigen kann – einfach weil ich dann ständig überlegen muss, wie ich mich verhalte.
Ich kann z. B. mit Freunden nicht selbstverständlich über Jungs sprechen oder über Beziehungen reden, ohne dass es komisch wirkt. Auch wenn ich Jungs attraktiv finde und hinschaue, muss ich aufpassen, ob jemand das sieht und wie die Reaktion ist.
Kleidung ist auch so ein Thema – ich würde manchmal gerne femininer (mal nen Rosa Hoodie, ketten/ ringe) oder einfach anders auftreten, ohne gleich Angst vor blöden Sprüchen oder Tuscheln zu haben.
Lehrer sagen zwar oft, man soll man selbst sein, aber wenn's konkret wird, reagieren viele eher vorsichtig oder weichen aus – da fehlt mir manchmal echtes Verständnis oder Unterstützung.
Ich kann z. B. mit Freunden nicht selbstverständlich über Jungs sprechen oder über Beziehungen reden, ohne dass es komisch wirkt.
Das sehe ich ein. Ist aber kein schulspezifisches Problem.
Auch wenn ich Jungs attraktiv finde und hinschaue, muss ich aufpassen, ob jemand das sieht und wie die Reaktion ist.
Also bei aller Liebe, aber anderen Menschen so nachzuschauen, dass es anderen und damit auch der Person selbst auffallen könnte, ist auch völlig unangebracht und eine richtige Einschränkung. Wir müssen an den Punkt, an dem das für alle so behandelt wird, nicht an den, an dem es für keinen gilt.
Kleidung ist auch so ein Thema – ich würde manchmal gerne femininer (mal nen Rosa Hoodie, ketten/ ringe) oder einfach anders auftreten, ohne gleich Angst vor blöden Sprüchen oder Tuscheln zu haben.
Ketten/Ringe tragen doch heute auch viele heterosexuelle Jugendliche/junge Erwachsene. Oft sogar die beliebtesten. Und ein rosa Hoodie, also komm schon, das stört seit 20 Jahren keinen mehr.
Lehrer sagen zwar oft, man soll man selbst sein, aber wenn's konkret wird, reagieren viele eher vorsichtig oder weichen aus – da fehlt mir manchmal echtes Verständnis oder Unterstützung.
Was erwartest du denn? Datingtipps? Dass sie dich darauf ansprechen? Eine Prideflagge im Klassenzimmer?
Also ganz ehrlich – dein Ton gegen Ende klingt schon ziemlich herablassend. Ich hab nie gesagt, dass ich Datingtipps im Unterricht will oder dass eine Prideflagge mein Leben rettet. Es geht darum, nicht ständig das Gefühl haben zu müssen, sich selbst zurückzuhalten, nur weil man schwul ist.
Und ja, auch ein rosa Hoodie kann für manche ein großes Ding sein – vor allem dann, wenn man in einer Umgebung aufwächst, wo man für sowas schnell zum Gesprächsthema wird. Nur weil DU das heute als „kein Ding mehr“ empfindest, heißt das nicht, dass das überall schon so ist.
Es geht nicht um Aufmerksamkeit oder Extrawürste. Es geht einfach darum, sich frei fühlen zu dürfen – genauso wie es Heteros tagtäglich können, ohne darüber nachzudenken.
Wenn du das nicht nachvollziehen kannst, ist das okay. Aber dann versuch bitte nicht, die Erfahrungen anderer ins Lächerliche zu ziehen. Danke.
War nicht herablassend gemeint. Ich ist nur einfach so, dass du nach wie vor nicht spezifizieren konntest oder wolltest, um welche Form der Unterstützung es dir geht.
Ich bin im letzten Kaff aufgewachsen, hier hat man damit Probleme, wenn es rauskommt, aber nicht, weil jemand etwas Falsches trägt. Und Mode ist in Zeiten von SM nun mal nicht mehr so lokal beschränkt (in gewisser Weise war sie das auch nie so ganz, aber das greift hier zu weit).
Ich sehe nicht, wo das auf meinen Kommentar eingeht.
Ich kann es nicht leiden, wenn es Gejammer um des Gejammers Willen gibt und genau diese Vibes sendest du hier. Wenn du nur Bestätigung suchst, dann habe ich Neuigkeiten für dich: So kommt man nicht durchs Leben.
Das ist allerdings richtig.
Und wenn du es sowieso eher für dich behalten hast, ist das ja völlig okay.
Ich möchte jedoch gerne offen leben und mich nicht einschränken – müssen Heteros ja schließlich auch nicht 😉.
Gerade in Schulen ist das leider oft nicht so einfach, weil man echt das Gefühl hat, dass ein großer Teil in dieser Hinsicht noch ziemlich zurückgeblieben ist