Schuldgefühle nach Tod meiner lieben Mama. Wie wird man damit fertig?
Meine über alles geliebte Mama ist vor 2 Monaten verstorben. Und auch, wenn sie schon alt war, komme ich mit ihrem Tod nicht zurecht. Sie war gleichzeitig meine beste und einzige Freundin und hat immer alles für mich getan. Wir 2 gegen den Rest der Welt.. Besonders in den letzten Jahren habe ich versucht soviel Zeit wie möglich mir ihr zu verbringen, auch, als es ihr immer schlechter ging, aber es war schwer neben Beruf, Partnerschaft und eigenen gesundheitlichen Problemen ihr und ihrer Liebe immer so gerecht zu werden wie ich es mir gewünscht hätte. Ich stand auch immer unter Druck mit meinem Partner, was mich innerlich zerrissen hat, weil er nicht mehr meine volle Aufmerksamkeit bekam, da ich diese lieber verstärkt in meine Mutter stecken wollte, um ihre lebenslange Liebe und Unterstützung in mich zurück zu geben. In der letzten Woche vor ihrem Tod als sie schon im Sterben lag im Krankenhaus auf der Palliativstation konnte ich mich zeitlich immer weniger gegen meinen Partner durchsetzen und konnte mich meiner sterbenden Mama nicht mehr so zuwenden, wie sie es gebraucht hätte und wie es für meinen Seelenfrieden gut und richtig gewesen wäre. Ich bereue, dass ich in ihren schwersten Stunden nicht da war, obwohl sie es für mich immer war und das alles nur, weil mein Partner aus den banalsten Gründen mich nicht nach meinen Wünschen bei ihr lassen wollte und ich zu schwach war, um mich durchzusetzen und meinem Herzen zu folgen und das zu tun, was mir am wichtigsten gewesen wäre. Mit meinem Partner kann ich darüber nicht reden. Er ist emotional kalt wie ein Fisch und hat zu keinem Zeitpunkt getrauert. Im Gegenteil, ich habe das Gefühl, er ist froh, dass meine Mama nicht mehr lebt. Mit diesem grausamen Eindruck werde ich nun täglich konfrontiert, bin wütend auf den Menschen an meiner Seite und zerbreche innerlich obendrein an den Schuldgefühlen gegenüber meiner Mama, weil es sich anfühlt als hätte ich sie verraten und im Stich gelassen. Kennt jemand solche Gefühle und was kann man tun, um wieder zu innerem Frieden zu finden???? Ich versuche dankbar zu sein, dass sie so lange in meinem Leben war, und natürlich weiß ich auch, dass es nun einmal der Lauf der Dinge ist, versuche mich an schöne Erinnerungen zu klammern, wo sie glücklich war, denn war sie es, war ich es auch. Ich wollte ihr so viel zurückgeben und das hat mir Sinn und Freude für mein eigenes Leben gegeben. Aber seit ihrem Krankenhausaufenthalt überschatten nur noch alles diese schrecklichen Schuldgefühle und ich muss jeden Tag weinen, weil es mir für meine Mama so leid tut, weil ich für sie nicht stark genug war und ich mich ohne sie wie amputiert fühle.
2 Antworten
" konnte mich meiner sterbenden Mama nicht mehr so zuwenden, wie sie es gebraucht hätte und wie es für meinen Seelenfrieden gut und richtig gewesen wäre."
Wie viel hast du dich ihr denn in der Zeit zugewandt? Also in der letzten Woche?
Du warst so viel da, wie du konntest und geschafft hast. Man kann immer noch mehr da sein somit auch immer zu wenig. Hast du sie in der letzten Woche besucht? Viele schaffen es auch nicht, weil sie den Anblick nicht ertragen, obwohl sie gerne dabei wären. Auch diese müssen sich nicht schuldig fühlen. Konntest du dich denn verabschieden?
Sonst ist die Beziehung zu deinem Partner einfach extrem schlecht und das mit deiner Mutter wirkt nur vorgeschoben. Also es gibt da tiefere Probleme warum du mit ihm unzufrieden bist.
Insgesamt war meine Mama 4 Wochen im Krankenhaus, 2 davon auf der Palliativstation. Ich war jeden Tag da in dieser ganzen Zeit, in der letzten Woche allerdings nur noch im Durchschnitt 30 Minuten bis max. 2 Std. am Tag. Bis kurz vor ihrem Tod war sie geistig klar, aber in der letzten Woche war sie durch das Morphium und Beruhigungsmittel etwas verwirrt, bzw. schon sediert. Ich habe sie 1-2 Tage vor ihrem Tod nur schlafend erlebt und hatte Angst sie zu berühren, weil ich sie nicht wecken wollte, denn sonst wäre wieder ihr Geist zu sehr da gewesen und sie hätte wieder Panikattacken bekommen, weil sie schlecht Luft bekam, ihre Stimme weg war und ihre Beine durch den Krebs gelähmt. Ich habe nur an ihrem Bett gesessen, geweint, um ein Wunder gebettelt, gebetet und gehadert, bis ich wortlos wurde. Ich weiß nicht, ob sie überhaupt etwas davon mitbekommen hat, weil sie nur die Augen zu hatte. Am nächsten Tag war sie tot. Die Krankenschwester sagte mir später aber, dass sie am Tag, als ich noch bei ihr war später wach und wieder unruhig wurde und auch die ganze Nacht bevor sie am nächsten Morgen starb. Und da war ich dann nicht bei ihr. Ich wäre gerne an ihrem Bett sitzengeblieben, in der Hoffnung, dass sie nochmal wach wird, damit sie sieht, dass sie nicht alleine ist, denn das war ihr größter Wunsch. Und ich bin gegangen, bevor sie wieder erwachte...Das werde ich mir nie verzeihen können.
Ja, mit meinem Partner ist es in der Tat problematisch, aber wir sind 40 Jahre zusammen, da sind Änderungen schwierig...gerade jetzt, wo ich innerlich so verletzlich bin....
Hallo,
Hier sind grundsätzliche Tipps, um mit der Situation umzugehen: Trauer ist bei Menschen verschieden. Du kannst mit einem Menschen reden. Es gibt im Internet und über das Telefon kostenlose Seelsorge.
Ich bin Christ. Der Glaube hilft bei Trauer vielen Menschen. Gott liebt Dich. Wenn Du einiges wissen möchtest, was mich überzeugt, dass es Gott und ein Leben nach dem Tod gibt, dann kannst Du mich z.b. fragen oder auf mein Profil gehen.
Alles Gute
Danke für Deine Nachricht.
In meinem realen Leben gibt es leider keinen mit dem ich darüber reden kann, deshalb bin ich ja auch hier, das Schreiben darüber tröstet etwas.
Ich war auch einmal spontan bei einem Trauercafe, aber da hatte ich aufgrund der Beisetzung sowieso Urlaub und hatte Zeit dafür. Die meisten Termine solcher Art finden leider statt, während ich arbeiten muss, da habe ich mich schon informiert.
Meine Mama und ich glauben auch ein Wiedersehen nach dem Tod. Dennoch ist die Trauer unerträglich.